Rätselhafter Schwund am Gabenaltar von Gmund

War es Selbstbedienung?

Rätselhafter Schwund am Gabenaltar von Gmund

Gmund – Kommt alle an den Tisch des Herrn – diese Aufforderung aus der Bibel nahmen bisher unbekannte Kirchenbesucher in Gmund allzu wörtlich: Sie bedienten sich eine Woche lang am reich bestückten Erntedank-Altar.

© Thomas Plettenberg

Ein Plakat hängt am Portal der katholischen Pfarrkirche. Mesner Hans Latein ist fassungslos und zeigt auf die Bilder vom geplünderten Erntedank-Altar.

Kommt alle an den Tisch des Herrn – diese Aufforderung aus der Bibel nahmen bisher unbekannte Kirchenbesucher in Gmund wörtlich: Sie bedienten sich laut Tegernseer Zeitung eine Woche lang am reich bestückten Erntedank-Altar!

Mesner Hans Latein (74) ist fassungslos. Seit fast 50 Jahren ist er für die katholische Pfarrkirche St. Ägidius in Gmund tätig. Liebevoll sorgt er rund ums Kirchenjahr und zu allen Anlässen für passenden Blumenschmuck und eine feierliche Dekoration in dem Gotteshaus. So auch an Erntedank. Sein Erntedank-Altar ist nahezu beispiellos im Kreis Miesbach und mit allem bestückt, was die Ernte so hergibt; Zwetschgen, Trauben, Birnen und Äpfel, dazu Gemüse, Radi, Brot und Eier, mehrere Gläser Honig – sogar frische Schmalznudeln und ein kunstvoll fabriziertes Butterlamm sind dabei. Alles Spenden von Landwirten und Bürgern der Kirchengemeinde. Fast drei Tage braucht Latein für den Aufbau, Tochter Regina und Kirchenpfleger Peter Dorn helfen ihm dabei. Der Altar ist somit eine Augenweide, Schulklassen und Kindergartengruppen kommen vorbei, um das Werk in der Kirche zu bewundern.

Die Erfahrung zeigt: „Dass mal was fehlt, kommt schon mal vor“, erzählt Latein. Doch heuer ist alles schlimmer. „Am Abend nach der Erntedank-Messe waren schon die Schmalznudeln und alle drei Honiggläser weg.“ Wie in einem Selbstbedienungsladen griffen die Kirchenbesucher im Laufe der folgenden Tage weiter zu. Drei Pfund Trauben, Paprika, ein Korb Eier, zwei ausgeblasene Gänseeier, Nüsse, Birnen, Knoblauchzehen. „Das hat mit Spaß nix mehr zu tun und ist schon arg primitiv“, klagt der 74-Jährige.

Tochter Regina hat das Malheur fotografiert, ein Plakat gebastelt und die Bilder vom Vorher-Nachher-Altar ans Portal gehängt. Gut sichtbar für die Kirchgänger, und die sind mehr als empört: „Das ist doch eine Riesensauerei“, schimpft die Gmunderin Ursula Rixfehren, die das Werk des Mesners dankbar bewundert. „Die Kirche ist doch kein Selbstbedienungsladen.“ Im Ort wird nun heftig diskutiert, wer sich so den Diebstahl erlauben konnte. Kaplan Martin Kurlitsch nutzte sogar die Vorabendmesse am Samstag, um ein ernstes Wort an die Gemeinde zu richten. „Unglaublich, dass so etwas in der Kirche vorkommt!“

Doch dass die Gmunder selbst infrage kommen, schließt Mesner Latein eigentlich aus. „Das müssen Fremde sein.“ Wer dann? Vielleicht die Wiesseer, dort soll man sich auf Nachfrage am Tisch des Herrn bedienen dürfen …

Gerti Reichl

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