Gerade erst hatte sich der Puls von Jürgen Klopp nach der mitreißenden Darbietung seiner Mannschaft im Achtelfinale des DFB-Pokals gesenkt, da teilte dem Trainer von Borussia Dortmund ein Reporter mit, dass die Viertelfinals von Olaf Thon, einer Legende bei BVB-Feind Schalke, ausgelost werde. „Der kann uns den Abend nicht mehr versauen“, sagte Klopp erheitert und euphorisiert vom glanzvollen 5:1 über Hannover. Was Klopp mit dem Wort „versauen“ meinte, ließ er zwar offen. Da der Trainer des Titelverteidigers aber liebend gerne wieder ins Pokal-Finale von Berlin stürmen will, war anzunehmen, dass ihm jedes Spiel recht war – außer einem Trip zum FC Bayern.
Doch genau dieses Los hatte Thon für Dortmund parat. Der BVB muss nach München, das erwartete Finale findet schon zwei Runden früher statt.
Intensität, Dynamik, Passion
Im deutschen Profifußball spielt sich ja nun schon seit längerer Zeit ein sehr erlebnisreicher Zweikampf zwischen Dortmund, dem Meister der letzten beiden Jahre, und den Bayern, dem Meister der meisten Bundesligajahre, ab. Die direkten Duelle zwischen den mit Abstand besten Clubs des Landes hatten es zuletzt in sich, packende Intensität, mitreißende Dynamik, herrliche Passion. Meist war Dortmund der Sieger, so auch im Cup-Finale im Mai dieses Jahres, als der BVB auftrumpfte und 5:2 gewann.
Nun birgt dieses Pokal-Los jedoch mehr Brisanz in sich, als man zunächst annehmen könnte. Denn gespielt wird in der letzten Februar-Woche. Und um diesen Zeitpunkt herum stehen auch die Achtelfinale-Spiele in der Champions League, deren Paarungen am Donnerstag ausgelost werden, an. Heißt: Titel werden zwar erst im Mai vergeben – doch schon drei Monate vorher platzen erste Träume. Genauer: Schon im Februar steht die gesamte Saison auf dem Spiel.
Daran wollen sie aber noch nicht denken. In einer ersten Reaktion teilten die Bayern über ihren Twitter-Account mit, „Jippieh! Danke Olaf für diesen DFB-Pokal-Kracher im Februar.“ Auch beim BVB klangen sie alles andere als erschüttert. „Wir hätten die Bayern schon gerne gehabt, aber lieber zu Hause“, sagte Club-Boss Hans-Joachim Watzke in der ARD und ergänzte: „Aber wir wissen, dass man eh irgendwann gegen die Bayern spielen muss, wenn man den Pokal gewinnen will. Wir fahren dort hin und lösen das.“ Die Bayern rufen „Jippieh“, der BVB will die Sache „lösen“ – die ersten Schläge sind also schon verteilt.
BVB mit Luft nach oben
Dieses Dauer- und Fernduell der qualitativ weit davongeeilten Top-Clubs hätte man sich zwar lieber im Mai im Finale gewünscht, doch nun erleben beide schon wenige Wochen nach Beginn der Rückrunde ein Spiel, das groß und wichtig genug ist, um für die Restmonate der Saison zu beflügeln – oder, je nachdem, zu hemmen. Der BVB hat dabei den Vorteil, noch viel Verbesserungspotenzial in sich zu tragen, recht oft kam er in der Hinserie nicht dazu, sein Können abzurufen. Die dürftige Punkte-Ausbeute ist der Beleg. Die Bayern dagegen stellten schon Bestmarken auf, gewannen beinahe jedes Spiel seit Saisonstart, viel souveräner können sie kaum spielen. Noch ein Nachteil für die Bayern: Ihr bester Spieler Franck Ribéry wird wegen der Roten Karte im Achtelfinale nicht dabei sein. Oder knickt der DFB bei der Forderung von Münchens Boss Rummenigge nach einer „Lex Bayern“ ein?