Peschmerga üben in Bayern für den Krieg im Irak

Hammelburg. Kurdische Soldaten lernen in Unterfranken deutsche Waffen zu bedienen. In Hammelburg schießen sie dafür mit Panzerabwehrwaffen. Verteidigungsministerin von der Leyen zeigt sich beeindruckt.

In Windeseile bauen kurdische Soldaten auf einer fränkischen Obstbaumwiese eine Panzerabwehrwaffe zusammen. Sie rennen um das dunkelgrüne Dreibein, lassen Scharniere schnappen, bauen darauf die Abwehrwaffe. Jeder Handgriff sitzt.

Neben ihnen wartet ein deutscher Ausbilder und stoppt die Zeit. In weniger als zweieinhalb Minuten steht die Waffe abschussbereit unterm Apfelbaum. „Very, very good“, sagt er zu den kurdischen Offizieren. Auch Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) ist am Donnerstag begeistert. „Mein Kompliment, das ist beeindruckend“, kommentiert sie die Übungen.

Die Bundesministerin ist angereist, um sich über die Ausbildung der Peschmerga in der Infanterieschule im bayerischen Hammelburg zu informieren. Seit Samstag werden hier 32 kurdische Soldaten geschult. Ihr Wissen sollen sie an die Kameraden in der Heimat für den Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat weitergeben.

Sie lernen die komplette Theorie und Praxis zur Panzerwaffe „Milan“. Am Ende der Woche sollen sie sie so gut beherrschen, dass sie die Waffe „bei Tag und Nacht treffsicher einsetzen können“, sagt Gert-Johannes Hagemann, der Kommandeur der Infanterieschule. Bislang haben sie die Schüsse nur simuliert. Am letzten Ausbildungstag soll es ernst werden. „Morgen wird geschossen“, sagt Hagemann.

Deutschland liefert seit einigen Tagen Waffen und Munition in den Nordirak. Neben Sturm- und Maschinengewehren, Handgranaten sowie Panzerfäusten gehört dazu auch die Abwehrwaffe „Milan“. 30 von ihnen werden die Peschmerga erhalten, dazu kommen 500 passende Lenkraketen.

Die Bundesministerin schaut den Kurden aber nicht nur bei ihrer Arbeit zu, sie spricht auch mit ihnen, hört konzentriert zu, lächelt und verteilt Lob. Ansonsten ist die sonst recht medienaffine Politikerin eher zurückhaltend. Keine öffentlichkeitswirksamen Posen, keine Extrafragen für Journalisten jenseits der geplanten Fragezeit, kein Bad in der Medienmenge. Als möchte sie sagen: „Hier geht es ausschließlich um die Ausbildung der kurdischen Soldaten und sonst nichts.“

Die aktuellen Sorgen um schlecht oder nicht funktionierende Bundeswehr-Fluggeräte handelt sie auch eher kurz und schnell ab. Aufgrund von Lieferschwierigkeiten müsse die Armee derzeit auf ältere Maschinen zurückgreifen. Dort würden jedoch mittlerweile die Ersatzteile knapp. Man sehe jetzt, dass „die Bevorratung, aber auch die Produktion von Ersatzteilen in den letzten Jahren fälschlicherweise gedrosselt worden ist“, sagt sie. „Die werde ich wieder hochfahren.“

Verstärken möchte von der Leyen auch die Schulung der irakischen Ausbilder an den deutschen Waffen. „Das ist eine Zusammenarbeit, die hier ihren Anfang findet in dieser Woche, die wir aber mit Sicherheit fortsetzen werden und intensivieren werden.“ Die deutsche Lieferung sei eine der ersten mit modernen westlichen Waffen für die kurdischen Kämpfer. „Wir werden genau den Weg weiter gehen, sie mit modernen Waffen auszustatten, die schnell zu erlernen sind. Denn der Kampf gegen die IS findet jetzt statt.“

Der kurdische Kontingentführer ist wie seine Kollegen direkt von der nordirakischen Front nach Deutschland gereist. Der Feind sei unberechenbar, sagt der Offizier in Tarnuniform, mit geschwärztem Gesicht und Sonnenbrille. Bislang besäßen die Kurden noch keine panzerbrechenden Waffen. „Die „Milan“ wird uns im Kampf gegen ISIS voranbringen“, übersetzt der Dolmetscher die Worte des Soldaten.

Die echten Schüsse mit der Abwehrwaffe „Milan“ sieht die Verteidigungsministerin nicht mehr. Sie reist nach ihrer etwa zweistündigen Stippvisite auf dem Truppenübungsplatz wieder ab. Der weiß-blaue Hubschrauber, der die Ministerin wieder zurück nach Berlin fliegen soll, hebt ohne jede technische Schwierigkeit und genau nach Zeitplan ab.

dpa

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