Einer der Attentäter von Paris ist nach Angaben des bayerischen Innenministeriums doch nicht im Freistaat als Flüchtling registriert worden. Das sagte ein Ministeriumssprecher am Dienstagabend der Deutschen Presse-Agentur. Zuvor hatte Innenminister Joachim Herrmann (CSU) noch dem „Münchner Merkur“ erzählt, laut aktuellem Erkenntnisstand sei einer der Terroristen, die sich vor eineinhalb Wochen vor dem Stade de France in die Luft gesprengt hatten, in Bayern registriert worden. „Es spricht im Moment sehr viel dafür.“ Sein Sprecher Oliver Platzer sagte nun: „Es handelt sich nicht um den gestorbenen Attentäter.“ Das habe sich bei einer Überprüfung herausgestellt.
Bei den Überresten eines der Selbstmordattentäter vom Fußball-Stadion Stade de France in Paris war ein syrischer Pass gefunden worden. Zuletzt hatten sich die Hinweise verdichtet, dass dieser Mann und ein weiterer Attentäter gemeinsam als Flüchtlinge getarnt in die EU einreisten. Einer von ihnen, ein 25 Jahre alter Mann namens Ahmed al-Mohammed, soll am 3. Oktober laut griechischen Behörden als Flüchtling auf der Insel Leros registriert worden sein. Am 7. Oktober soll er in Serbien eingetroffen sein.
Unterdessen hat die Staatsanwaltschaft in Paris neue Details zu ihren Ermittlungen bekannt gegeben. Demnach wollte der mutmaßliche Drahtzieher der Anschläge vergangene Woche vermutlich ein weiteres Attentat im Büroviertel La Défense begehen. Abdelhamid Abaaoud war am Mittwoch bei einem Polizeieinsatz in Saint-Denis nördlich von Paris getötet worden. Erkenntnisse der Ermittler deuten nun darauf hin, dass Abaaoud und ein Komplize vorhatten, sich am 18. oder 19. November in La Défense westlich der französischen Hauptstadt in die Luft zu sprengen. Wie die Behörden zu dieser Einschätzung kommen, sagte der Pariser Staatsanwalt François Molins am Dienstag nicht.
Nach der verheerenden Mordserie mit 130 Toten soll Abaaoud zudem an mehrere Tatorte zurückgekehrt sein. Derzeit gehen die Ermittler davon aus, dass Abaaoud am 13. November dem dritten Terrorkommando angehörte, das mehrere Cafés und Restaurants im Osten von Paris ins Visier nahm. Einer der drei Männer sprengte sich in die Luft, Abaaoud und ein weiterer Komplize entkamen zunächst und stellten ihr Auto im Vorort Montreuil ab.
Die Geolokalisierung des wahrscheinlich von Abdelhamid Abaaoud genutzten Handys zeige, dass er sich anschließend in dem betroffenen Gebiet im Osten der französischen Hauptstadt bewegt habe, sagte Molins. „Insbesondere in der Nähe des Konzertsaals „Bataclan“.“ Zu diesem Zeitpunkt seien dort noch Spezialkräfte im Einsatz gewesen, nachdem drei weitere Attentäter das Feuer eröffnet und Geiseln genommen hatten.
Nähere Details nannte Molins auch zur Rolle des international gesuchten Verdächtigen Salah Abdeslam. Die Ermittler gehen der Vermutung nach, dass er die drei Selbstmordattentäter zum Stade de France nördlich von Paris fuhr und dann das Auto im 18. Arrondissement abstellte. In einem nicht verifizierten Bekennerschreiben hatte die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) auch einen Anschlag in diesem Viertel im Norden der Stadt für sich beansprucht. „Die Nachforschungen werden daher klären müssen, ob eine Kamikaze-Aktion von Salah Abdeslam im 18. Arrondissement geplant war und warum sie nicht begangen wurde“, so Molins.
Neben Abdeslam wird noch ein weiterer Mann gesucht: Belgien schrieb in Zusammenhang mit den Anschlägen von Paris einen weiteren Terrorverdächtigen zur Fahndung aus. Mohamed Abrini war zwei Tage vor den Attentaten gemeinsam mit Salah Abdeslam an einer Tankstelle im französischen Ressons an der Autobahn in Richtung Paris gefilmt worden.
Die Identität des Mannes, der gemeinsam mit Abaaoud und dessen Cousine Hasna Aitboulahcen bei dem Polizeieinsatz in Saint-Denis starb, ist weiter ungeklärt. Er könnte der dritte Mann des Kommandos gewesen sein, das in den Cafés und Restaurants angriff. Dies muss aber noch geklärt werden.