Kurioserweise, da im Dezember 1963 geboren, ist Süddeutschlands frischgebackener Vielseitigkeitsseniorenchampion reell gar kein Ü-50er. Christoph Heiden war das in Sindlingen völlig schnuppe. “Laut Reglement”, erläuterte der 49-Jährige aus dem bayerischen Aubenhausen, “zählt nur der Jahrgang.”
Frank Häusler
Die Starterfelder des Sindlinger September-Turniers waren recht übersichtlich, sowohl in einigen Jugendprüfungen als auch im süddeutschen Seniorenchampionat der Vielseitigkeitsreiter (Ü-M50/Ü-W40). Guten Sport sahen die Zuschauer im Schlossgarten der Vielseitigkeitshochburg aber trotzdem. “Wir hatten ja auch rundum hervorragende Bedingungen”, meinte Turnierchef Fritz Pape.
Der Routinier, vor genau zwei Wochen 66 Jahre alt geworden, muss wissen, wovon er spricht. In beiden L-Höhepunkten mischte er höchstpersönlich und letztendlich erfolgreich mit. Sein derzeit bestes Vielseitigkeitspferd, die zehnjährige von Contendro abstammende Hannoveraner-Stute Cycilien, sattelte Pape allerdings nicht im Championat. “Die Prüfung ist eher ein Oldie-Treff”, sagte er und musste dabei schmunzeln. Denn wieder einmal war er ältester Teilnehmer des Feldes. Genau genommen Ältester des gesamten Turnierwochenendes im Sattel. Doch daran hat sich der Vielseitigkeitslandestrainer bei schon vielen Turnieren in den vergangenen Jahren längst gewöhnt. Cycilien musste statt des Championats in der Ein-Tages-L-Vielseitigkeit ran. Für Fritz Pape die sportlich höherwertigere Prüfung, die am Sonntag von zwei Sindlinger Reitern an der Spitze entschieden wurde.
Mit einem 5,6-Punktevorsprung ritt nach Dressur, Parcours-Springen und dem direkt folgenden Geländeritt Fritz Pape auf Cycilien als L-Sieger ins Ziel. Seine Schwägerin Mareike Pape, als Sindlingerin ebenfalls für den RFV Herrenberg startend, landete auf der Stan-the-man-Stute Samantha an zweiter Stelle. Voriges Jahr hatte das Paar diese heimische L-Prüfung noch gewonnen. Und im süddeutschen Seniorenchampionat? Da vertraute Fritz Pape einer noch unerfahrenen, irischen Stute namens Miss Buckley. “Ihre erste L-Prüfung”, verriet er. Doch die Siebenjährige schlug sich wacker, kam ohne Hindernisfehler aus dem Gelände, dafür aber mit Zeitstrafpunkten. “Ich konnte sie”, so Pape, der Vierter wurde und im Schlussranking des Championats Platz drei belegte, “noch nicht ganz Vollgas reiten.”
Das tat dafür vorneweg als Sieger Christoph Heiden (RFV Aubenhausen) auf Dockley, der vor den Toren Rosenheims wohnt und als Österreicher vor einigen Jahren EM- und WM-Starts für sein Land absolvierte. Für Heidens Pferd ist es indirekt trotzdem ein Heimspiel gewesen, denn 2012 stand das Pferd nicht nur in Sindlingen, sondern Fritz Pape steuerte den jetzt Siebenjährigen voriges Jahr sogar in diesem Championat an dritte Stelle. Der 49-jährige Christoph Heiden, da im Dezember 50 Jahre alt werdend, trug sich somit als bis dato jüngster Seniorensieger des Championats ein.
Dickes Lob für Sophia Huhn
In Sindlingens drittschwerster Vielseitigkeit des Wochenendes, einer Einsteiger-A-Vielseitigkeit, dominierte unterdessen eindeutig die Reiterjugend. Die erst 13-jährige Luzia Köder (RFG Deschenhof) gewann auf Coco Chanel und Fritz Papes erst elf Jahre alte Enkelin Leila Siewert (RFV Herrenberg) debütierte in ihrer aller ersten A-Prüfung und steuerte Amicelli, auch das ein erst fünfjähriges Nachwuchspferd, an starke fünfte Stelle. In drei weiteren Jugend-A-Prüfungen gab es derweil kein Vorbeikommen an Sophia Huhn. Die für den RFV Rottenburg startende Bondorferin gewann auf Rosi das Zweisterne-A-Springen, auf ihrem bewährten Legatus das A-Stilspringen und zudem im Sattel von Romina die Sindlinger A-Dressur. “Sie ist einfach das ganze Wochenende stark geritten”, lobte Fritz Pape den auf drei verschiedenen Pferden erkämpften Hattrick des 14-jährigen Talents aus Bondorf.
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