Tegernsee – Er ist legendär und sogar ausgezeichnet: Der Obazde vom Bräustüberl in Tegernsee – oder korrekt gesagt, der “Bräubazi”. Obazda darf er nämlich nicht mehr heißen.
Vielen schmeckt der Obazde vom Tegernseer Bräustüberl vor allem deshalb, weil er mild ist, nicht so raß wie andernorts. Der Geschmack ist sogar ausgezeichnet: Eine Jury aus Spitzenköchen hat ihn in Brüssel mit dem Superior Taste Award ausgezeichnet.
Doch genau diese Milde ist dem bayerischen Traditionsaufstrich jetzt zum Verhängnis geworden: Die Bräustüberl-Variante darf nicht mehr so heißen.
Hintergrund ist laut Deutschem Patent- und Markenamt eine Eintragungsverordnung der EU vom Juni diesen Jahres. Ab jetzt dürfen nur noch jene Aufstriche Obazda genannt werden, die in Bayern hergestellt werden und eine gewisse Rezeptur haben. Unter die Regelung fallen auch die Schreibweisen Obatzda oder Obatzter. Und: “Auch alle Wörter, die irgendwas mit “bazda” zu tun haben”, so eine Mitarbeiterin des Bräustüberls.
Vor vier Jahren hatte sich das Amt schon einmal mit einem solchen Antrag beschäftigt. Das Ergebnis: Herkunft und Rezeptur werden nicht geschützt. Nun sieht also alles anders aus. Beantragt hat die Verordnung die Schutzgemeinschaft Obazda und die Landesvereinigung der Bayerischen Milchwirtschaft. Enthält Obazda nicht mehr mindestens 40 Prozent Camembert oder Brie, kann er sich von seinem Namen verabschieden. Und da der Bräustüberl-Aufstrich dieses Kriterium nicht erfüllt, ist der Kas fürs Bräustüberl jetzt gebissen.
Grundsätzlich sei man ja für den Schutz bayerischer “Ess-Kulturgüter”, so Bräustüberl-Wirt Peter Hubert. Beim Obazdn liege der Fall aber anders: „Wie kein anderes bayerisches Schmankerl trägt der Obazde die viel zitierte „Liberalitas Bavariae“ in sich.“ Schließlich gebe es kein einheitliches Rezept für den Aufstrich. Obazda sei schon immer überall in Bayern anders zubereitet worden – mit und ohne Kümmel, scharf oder mild, mit Zwiebeln, ohne, und so weiter.
Peter Hubert hilft aber alles Argumentieren nichts. Er muss sich an die Vorgabe halten – und stand vor der Wahl: Entweder ändert er das Rezept – oder halt den Namen. Der Wirt hat sich für Letzteres entschieden. “Bräubazi” heißen der Brotzeit-Aufstrich, der in Kugeln serviert wird, jetzt. Die Wortschöpfung sei Hubert “höchstpersönlich” eingefallen. Und sie passt ja auch gut zu Hund Buzi – dem Bräustüberl-Maskottchen.
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