“Mama Bavaria” hat einen neuen Maßstab für Ministerpräsident Horst Seehofers (CSU) politische Größe entdeckt: Seehofers Machttalent ist nach Einschätzung der Kabarettistin Luise Kinseher so gewaltig, dass der Ministerpräsident als geeigneter Lehrmeister der nordkoreanischen Diktatur dienen könnte. In Bayern seien alle Regierungsformen ausprobiert worden. “Monarchie, Anarchie, die Demokratie und jetzt halt die Horstokratie”, spottete Kinseher am Mittwochabend beim alljährlichen Starkbieranstich auf dem Münchner Nockherberg.

Inzwischen sei sogar eine Delegation aus Nordkorea da: “Die wollen anhand von Seehofer herausfinden, wie man Alleinherrschaft absichern kann, ohne gleich die ganze Verwandtschaft umbringen zu müssen.” Seehofer habe mittlerweile auch kein Wahlprogramm mehr nötig:

“Das Programm bin ich und die Zahl meiner vielen Seiten kann ich gar nicht mehr lesen.” In Bayerns Schulbüchern solle in Zukunft stehen: “Dass das Einzige, was man vom Mond aus auf der Erde sehen kann, genau zwei Sachen sind. Nämlich: die chinesische Mauer und Horst Seehofer!”

Auch anderen bayerischen Politikern empfahl “Mama Bavaria” Seehofer als Vorbild: “Du bist Machtzentrale und Fußvolk in einem. Da hast Du viel vom Seehofer”, sagte Kinseher zu Freie Wähler-Chef Hubert Aiwanger. “Bloß nicht in dem Ausmaß. Wo Seehofers Sakko endet, beginnt bei Dir bereits die Luft nach oben.”

Finanzminister Markus Söder (CSU) prophezeite die Mama eine große Zukunft: “Irgendwie wirst Du immer schöner! Und Du wirst immer beliebter. Man merkt, die Menschen gewöhnen sich an Dich. Wenn auch widerwillig.”

Die Nockherberg-Tradition erfordert es, dass die Opfer des Spotts zumindest so tun, als fänden sie die Rede komisch. Doch fast jedes Jahr gibt es Beleidigte. Das war in diesem Jahr die frühere Grünen-Bundesvorsitzende Claudia Roth. Die beschwerte sich anschließend im Bayerischen Fernsehen, dass Kinseher die Grünen als “Resterampe” verspottet hatte. “Das wird sie schon noch lernen”, sagte die pikierte Roth. (dpa)