Seine sportlichen Erfolge waren genau wie seine Führungsqualitäten bei den Bayern im Präsidentenamt sowie als Aufsichtsratboss einfach großartig. Doch das Denkmal beginnt zu bröckeln, meint Hans-Ullrich Klemm in den Nordthüringer Online-Zeitungen…
Wo er auch auftauchte, wollten die oftmals leider auch etwas lästigen Medienvertreter seine Meinungen zu allen möglichen Themen erfahren. Nur nach den wenigen Niederlagen seiner Jungs ignorierte er möglichst die Kameras.
In seinem sportlich und wirtschaftlich überaus erfolgreichen Verein ist er Dank seiner vielseitigen Fähigkeiten längst zu einem Patron im Verein aufgestiegen. Seine Fans himmeln ihn noch heute an. Ausgerechnet auf dem Weg zum Triple kam aber der Schock: U.Hoeneß erstattete bei den zuständigen Behörden zum Jahresbeginn eine Selbstanzeige! Sein lange in sich getragenes Missgefühl und die ausbleibende Veränderung wichtiger Gesetzmäßigkeiten waren der Anlass, endlich mit sich klar Schiff zu machen.
Ab diesem Zeitpunkt änderte sich plötzlich das Erscheinungsbild dieses bisherigen Machers, der sich damit in einer sehr unangenehmen und auch gefährlichen Steueraffäre befindet. Nicht erst seit dem Bekanntwerden am Anfang dieser Woche, dass die 5. Strafkammer des Landgerichts München II die Anklage wegen Steuerhinterziehung zugelassen hat, haben sich seine öffentlichen Auftritte sichtbar verändert.
Sein oftmals errötetes Gesicht ist auffallend von faltiger Traurigkeit gekennzeichnet, die verrät, dass seine Erfolgsspur durch den von ihm bereits eingestandenen Mist stark in Mitleidenschaft geraten ist.
Durch diese Ungereimtheiten ist plötzlich seine Zukunft bei seinem geliebten Verein infrage gestellt. Die anhaltende moralisch überwiegende Unterstützung von Familie, Vorstand, Mannschaft, Sponsoren und Fans ist beachtlich, sie scheint einfach grenzenlos zu sein, da seine für den Club geleisteten Taten einfach Priorität besitzen und das Unangenehme verdrängen.
Doch ist das richtig?
Ich glaube nein! Besonders vom honorigen Aufsichtsrat, in dem hochkarätige Bosse wichtiger Wirtschaftsunternehmen sitzen, hätte man eigentlich erwarten können, seinen Chef durch die vorübergehende Niederlegung der beiden Führungsämter im bayrischen Vorzeigeclub eher zu schützen, ihn aus der medialen Schusslinie zu nehmen, zumindest bis zur unumstößlichen Urteilsverkündung im nächsten Frühjahr.
Die nach einem in Auftrag gegebenen Rechtsgutachten nunmehr einvernehmliche Unterstützung für seinem Chef, auch im Falle einer Verurteilung(!) scheint allerdings ein wenig zu blauäugig zu sein!
Im Gegensatz zu dieser unverständlichen Haltung, die auch in der Öffentlichkeit heftig kritisiert wird, hat der Angeklagte nun selbst die Reißleine gezogen und die Aufgabe seines Aufsichtsratpostens bei einer Allianztochter für Ende November angekündigt. Es wird nur der erste Schritt gewesen sein, dem spätestens zur Mitgliederversammlung in der kommenden Woche vermutlich weitere folgen werden…
Hans-Ullrich Klemm