Nicht nur gut sein – auch darüber reden

Tourismus

Kelheims Touristik-Qualitätsoffensive zeigte: Viele Angebote sind besser, als es Internet und Prospekte vermuten lassen.

Von Martina Hutzler

  • In Beratungen vor Ort – hier bei der Riedenburger Vermieterin Maria Zinsmeister – war Ulrike Bergeaud (re.) auf Fragen und Interessen jedes einzelnen Teilnehmers eingegangen.
  • Mit Blumen dankte TV-Vizevorsitzender Horst Hartmann der Beraterin Ulrike Bergeaud. Fotos: Hutzler

Essing.Wie findet der Urlauber mich, und wie findet er mich gut? Bei dieser Gretchenfrage haben sich 70 touristische Leistungsträger im Landkreis Kelheim in den vergangenen eineinhalb Jahren Profi-Hilfe geholt. Ulrike Bergeaud von der Bayern Reisen Service GmbH hat Gastgeber, Tourist-Infos und weitere Branchenvertreter individuell beraten. Nun ist das Projekt „Touristische Qualitätsoffensive im Landkreis Kelheim“ des Kreis-Tourismusverbands (TV) abgeschlossen. Was zu tun war und zu tun ist, stellte Bergeaud in Essing vor, bei der Abschlussveranstaltung dieses „Leader“-Projekts. Wer es verpasst hat, kann sich künftig zumindest Tipps von „Qualitätspaten“ holen.

Vor rund 40 Ehrengästen und Touristikern schilderte die Tourismus-Fachfrau Ulrike Bergeaud ihre Arbeitsweise und ihre Beobachtungen bei den 70 Beratungen. Für diese versetzte sie sich in die Rolle eines Gastes: Welches Bild gewinnt er vorab via Internet und anhand von Prospekten vom ausgewählten Betrieb? Und wie fällt dann vor Ort der Eindruck aus?

Fotos sind oft veraltet

Dabei erlebte sie oft eine Überraschung: „In vielen Betrieben ist es viel schöner, als es der Vorab-Eindruck vermittelt“: Da wurden längst Tapeten, Vorhänge, Bäder erneuert – aber auf der Homepage, im Prospekt sind noch alte Bilder abgebildet. Oder das Werbefoto zeigt ausgerechnet die miefigste Ecke der Ferienwohnung. Bergeaud vermisste oft auch Hinweise auf Klassifizierungen oder auf Extras, etwa die Barrierefreiheit einer Unterkunft.

Vielleicht, so ihre Mutmaßung, weil der Niederbayer eher zum „Understatement“ neigt. „Das ist doch selbstverständlich“, bekam sie im Nachsatz des öfteren zu hören, wenn ein Vermieter etwa erzählte, dass er schon mal die durchgeschwitzten Radlklamotten seiner Gäste mitwäscht oder für ältere Stammgäste das Bad barrierefrei ausgebaut hat. „Besser wäre es, mit so etwas selbstbewusster zu werben“ – wobei es aber gut sei, wenn man den Gast vor Ort noch mit Extras überraschen kann.

Den größten Beratungsbedarf hatten Bergeauds Klienten bei Themen rund um Online-Auftritt und -Buchbarkeit. Sehr gefragt waren auch ihre Tipps rund um die Einrichtung und die Atmosphäre der Quartiere sowie Ideen, wie sich mit kleinen Gesten die Gäste begeistern lassen. Weitere Schwerpunkte waren Klassifizierungen und Gütesiegel sowie barrierefreie Angebote.

Vielfach wurden ihre Tipps bereits umgesetzt. Etwa am Campingplatz Herrnsaal, der jetzt seine Serviceangebote wie „Fahrrad reinigen“ auf seiner Homepage eigens aufführt. Oder im Naturfreundehaus bei Ihrlerstein, das seinen Internetauftritt um regionale Wandervorschläge erweitert hat. Als Beispiel für die Bedeutung von Online-Bewertungsportalen zog Bergeaud die Bad Abbacher „Parkresidenz“ heran: Deren Herzlichkeit gegenüber den Gästen schlage sich in den Bewertungen nieder. Generell seien die Betriebe im Kreis Kelheim leider noch wenig auf Bewertungsportalen vertreten, bedauerte sie; hingegen gebe es schon viele starke Facebook-Auftritte.

Für Bergeauds Einsatz und die Unterstützung seitens des Kreis-Tourismusverbands und des „Leader“-Managers Klaus Amann dankte Kelheims Bürgermeister Horst Hartmann als stellvertretender TV-Vorsitzender. Dank der Förderung durch das EU-Programm „Leader“ und die Landkreis-Kommunen hätten die Betriebe für die individuelle Beratung nur 45 Euro gezahlt, betonte Hartmann.

Er äußerte die Hoffnung, dass das erfolgreiche Projekt auch eine Werbung für die Arbeit des TV sei und dem Verband neue Mitglieder bringt. Aber egal ob Mitglied oder nicht, so Landrat Dr. Hubert Faltermeier: Entscheidend sei, dass alle touristischen Leistungsträger im Landkreis an einem Strang ziehen. Auch, weil der Tourismus hier ein so bedeutender Wirtschaftsfaktor sei – „mit einem Bruttoumsatz von etwa 150 Millionen Euro“ im Jahr 2014.

„Online-Zug bald abgefahren“

Beim Tourismusverband Ostbayern (TVO) jedenfalls gilt der Kreis Kelheim mit seiner Qualitätsoffensive als Vorreiter, betonte Dr. Michael Braun, der geschäftsführende Vorstand des TVO. Der Ansatz, mit der Beratung zu den Leuten zu gehen anstatt in Veranstaltungen auf sie zu warten, sei eine „super Idee“ gewesen. Und dies zur richtigen Zeit: „Denn für Betriebe, die jetzt nicht auf das Thema Online reagieren, ist der Zug bald abgefahren“, warnte er.

Das Beratungs-Projekt hat in anderen „Leader“-Regionen, die bei diesem EU-Programm dabei sind, viel Interesse geweckt, bestätigte Dr. Eberhard Pex, der „Leader“ für das Landwirtschaftsministerium in Niederbayern betreut. Der Kreis Kelheim habe dabei, insbesondere mit Leader-Manager Klaus Amann, „eine tolle Truppe“ lobte er – was die Anwesenden mit Szenenapplaus bestätigten.

TV-Vize-Geschäftsführerin Stephanie Lambert wies abschließend darauf hin, dass es mit Sandra Schmid und Stephan Schweiger zwei „Qualitätspaten“ gibt: Sie haben sich nach der Teilnahme an der Beratung bereiterklärt, anderen Betrieben auf Anfrage Tipps weiterzugeben.

Martina Hutzler

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