Nicht nur Bayern angelt nach Lewandowski

Plötzlich erlitt die Hoffnung der Austria einen argen Dämpfer und wenig später war sowieso alles vorbei.


AUSTRIA SOCCER UEFA CUP
Lewandowski warf mit Lech Posen die Austria 2008 aus dem UEFA-Cup

Foto: APA/HELMUT FOHRINGER

Warum?

Weil ein gewisser Robert Lewandowski in der 98. Minute zum 3:1 getroffen hatte. Weil das Spiel 4:2 endete. Wir schreiben das Jahr 2008, 2. Oktober. Die Austria verliert bei Lech Posen und verabschiedet sich pünktlich vor der Gruppenphase aus dem UEFA-Cup.

Trotz der unliebsamen Bekanntschaft, die ein österreichischer Klub mit ihm machen musste, erahnte damals niemand, welch unaufhaltsame Tormaschine sich da im Trikot von Lech Posen entwickelte: Robert Lewandowski, fünf Jahre später Torjäger bei Borussia Dortmund, seit vergangenem Mittwoch der Albtraum von Real Madrid, heiß begehrt bei Europas Promi-Klubs.

Robert Lewandowski ist mit seiner Gala-Vorstellung beim 4:1 von Borussia Dortmund gegen Real Madrid im Semifinal-Hinspiel der Champions League auf den Spuren von Lionel Messi gewandelt. Der polnische Nationalspieler erzielte alle vier Tore und gehört nun dem erlesenen Kreis weniger Spieler an, denen dieses Kunststück in der Geschichte der Königsklasse ebenfalls gelang.
Vor etwas mehr als einem Jahr, am 13. März 2012, trug sich Mario Gomez in der Partie Bayern München gegen FC Basel vier Mal in die Torschützenliste ein. Die Deutschen gewannen 7:0.
Ein Jahr zuvor sorgte Lyons Bafetimbi Gomis in Zagreb für Furore. Der Mann mit den Rastalocken schoss beim 7:1 gegen Dinamo vier Tore für Olympique.
Am 6. April 2010 schoss Lionel Messi Barcelona im Alleingang zum 4:1-Heimerfolg über Arsenal.
Am 23. November 2005 gab es in der Partie in Istanbul zwischen Fenerbahce und dem AC Milan (0:4) nur einen Torschützen – Andrej Schewtschenko.
“Ruud van Nistelrooy – Sparta Prag 4:1” hieß es am 3. November 2004. Manchester United konnte sich halt auf seinen Niederländer verlassen.
Der Kroate Dado Prso ragte am 5. November beim torreichsten Match der Champions-League-Geschichte zwischen dem AS Monaco und Deportivo La Coruna heraus. Prso traf vier Mal, die Franzosen gewannen 8:3.
Genauso oft traf am 14. März 2000 der Italiener Simone Inzaghi beim 5:1-Sieg von Lazio Rom gegen Olympique Marseille.
Der legendäre niederländische Stürmerstar Marco van Basten erzielte am 25. November 1992 alle Tore in der Partie AC Milan – IFK Göteborg. 4:0 stand es am Ende für den italienischen Klub.
Am Rekord dieses Mannes werden sich in der Zukunft viele Stürmer die Zähne ausbeißen. Fünf Tore in einem Spiel in der Königsklasse schaffte bislang nur Wunderstürmer Messi. Am 7. April 2012 verlor Bayer Leverkusen in Katalonien 1:7, der Argentinier traf fünf Mal ins Schwarze.

Nächster Abgang?

Vier Tore gegen die Königlichen. Das ist zwar Majestätsbeleidigung, aber steigert den Marktwert ungemein. Lewandowski, an die Borussia eigentlich bis Sommer 2014 vertraglich gebunden, soll schon mit dem Rivalen FC Bayern einig sein. Nach Mario Götze, der um 37 Millionen Euro von Dortmund an die Isar wechselt, der nächste große Münchner Entführungsfall?

Lewandowskis Manager Maik Barthel bestätigte am Donnerstag, “dass Robert diesen Sommer Borussia verlassen möchte. Es gibt auch ein konkretes Angebot für ihn, das alle Forderungen von Dortmund erfüllt.” Die Bayern sollen angeblich bereit sein, 25 Millionen für die Dienste des Polen auf den Tisch zu legen.

Von Effe bis Götze: Bayerns Einkäufe bei der Konkurrenz

Bei Stefan Effenberg hat das Bayern-Spiel gleich zweimal ganz gut funktioniert: Effe wurde 1990 (2 Millionen Euro) und 1998 (4 Millionen Euro) aus Gladbach weggelotst.
1991 wurde Bruno Labbadia mit dem 1. FC Kaiserslautern Meister, im Sommer desselben Jahres folgte der Umzug nach München.
Anno 1992 war Mehmet Scholl das größte Talent der deutschen Liga und stand in Diensten des Karslruher SC. Dann kramte man in München das Geldbörsel hervor. Zwei Jahrzehnte später ist Scholl Bayern-Legende.
1993 gönnten sich die Bayern den wohl erfolgreichsten Edel-Joker der 90er Jahre. Dresden war um 1,2 Millionen Euro reicher und einen Alexander Zickler ärmer.
1994 drohte der KSC lästig zu werden. Das “Problem” wurde mit 2,4 Millionen Euro behoben. Für einen Torwart-Titan fast schon eine Okkasion.
Im selben Jahr schlugen die Bayern bei den weiteren Nachbarn zu und schnappten dem 1. FC Nürnberg Alain Sutter für 1,4 Millionen Euro weg.
1995 traf es die Lauterer: Die Bayern kauftennbsp; Spielmacher Ciriaco Sforza, der FCK stürzte in der folgenden Saison in die zweite Liga ab.
Viele Talente und wenig Geld machen Werder Bremen zu einem beliebten Ziel Münchner Begierden. Im Sommer 1995 lockte man Andreas Herzog (2,5 Millionen) erfolgreich.
In der Saison darauf verlor Werder mit Mario Basler (4 Millionen Euro) gleich den nächsten Kreativ-Spieler.
Mitte der 90er sorgte Stuttgarts Magisches Dreieck für Furore. 4,25 Millionen Euro später war Giovane Elber Bayer und das Dreieck nur noch eine Linie.
Mit der Verpflichtung von Michael Tarnat (KSC/2,5 Millionen Euro) stärkte man die linke Seite.
Im selben Jahr mussten die Karlsruher auch Thorsten Fink ziehen lassen. Der Aderlass war zu groß, der KSC musste den bitteren Gang in die zweite Liga antreten.
Zu Beginn des Jahrtausends schlugen die Bayern wieder groß zu: Werder tauschte Claudio Pizarro gegen 8,2 Millionen Einheiten der damals neuen Währung.
Für dieselbe Summe wechselte Robert Kovac von Bayer zu Bayern.
Sein Bruder Nico war hingegen für gemäßigte 5 Millionen vom HSV zu haben.
Auch im Jahr darauf griff man tief in die Geldtasche: Für 9 Millionen wechselte “Basti Fantasti” Deisler, der Mario Götze des jungen Milleniums, von Hertha BSC an die Isar.
Auf das Michael Ballack auch einmal was gewinne, investierten die Münchner 6 Millionen Euro in den “Vizekusener”.
Noch schmerzhafter dürfte für Leverkusen jedoch der Verlust des Brasilianers Ze Roberto gewesen sein. Immerhin kassierte die Werkself 10 Millionen Euro.
Zwei Jahre später musste Leverkusen auch noch Lucio (12 Millionen Euro) ziehen lassen.
Im Frühjahr 2006 war Lukas Podolski ein gefragter Mann, die Bayern machten für 10 Millionen Euro das Rennen und verpflichten den künftigen Bankldrücker.
2007 war es wieder soweit: Werder Bremen musste einen Publikums-Liebling ziehen lassen: 12 Millionen Euro überwiesen die Münchner für Miroslav Klose.
Jan Schlaudraffs Transfer um eine runde Million war 2007 weder für Spieler noch Verein ein gutes geschäft: Schlaudraff versauerte auf der Bayern-Bank, Alemannia Aachen musste zurück in Liga zwei.
Sagenhafte 35 Millionen wechselten 2009 den Besitzer, um Mario Gomez von Stuttgart nach München zu lotsen.
Ein weiterer Mario verdrängte Gomez auf die Ersatzbank: Mario Mandzukic kam für 13 Millionen aus Wolfsburg.
Zu guter letzt jener Transfer der aktuell für Aufregung sorgt: Götzes Rekordwechsel (37 Millionen Euro).

Aber auch Real Madrid, Manchester United oder Chelsea haben schon leises Interesse am Mittelstürmer bekundet. Droht Borussia Dortmund ausgerechnet am sportlichen Höhepunkt der personelle Ausverkauf? Kasse voll, Kader leer? Um das zu verhindert, wildert Dortmund im Revier und angelt nach Julian Draxler vom Erzrivalen Schalke 04.

Turbulenzen

Spanische Medien bringen wiederum Dortmund-Coach Jürgen Klopp mit Real Madrid in Verbindung, für den Fall, dass José Mourinho den Königlichen den Rücken kehrt und zurück zu Chelsea geht. Das Transfer-Karussell, es beginnt sich so richtig zu drehen.

Der Ausblick auf ein mögliches deutsches Champions-League-Finale in London zwischen den Bayern und Dortmund lässt Fußball-England grummeln. “Es war alles geplant als Feier des englischen Fußballs. Nun ist alles bereitet für ein Festival der deutschen Brillanz”, unkte die Times. Zur 150. Geburtstagsparty des englischen Verbandes FA fürchtet das Blatt “90.000 deutsche Gäste”.

Handtücher in Wembley

Die Daily Mail flüchtete sich in typisch britischen Galgenhumor: “Genau das, was sich jeder in Wembley erhofft hat: Das erste rein deutsche Europapokal-Finale.”

Das Boulevard-Blatt lobte allerdings auch die tollen Leistungen des BVB und des FC Bayern: “Es ist unmöglich zu bestreiten, dass die zwei Top-Klubs in der Bundesliga derzeit auch die zwei besten in Europa sind.”

Auf Twitter kursiert der Gag, es seien im Wembley-Stadion schon Deutsche gesichtet worden – wie sie mit Handtüchern ihre Plätze reservieren. Das können die Briten schon auf Mallorca nicht leiden.

Open all references in tabs: [1 – 5]

This entry was posted in DE and tagged by News4Me. Bookmark the permalink.

About News4Me

Globe-informer on Argentinian, Bahraini, Bavarian, Bosnian, Briton, Cantonese, Catalan, Chilean, Congolese, Croat, Ethiopian, Finnish, Flemish, German, Hungarian, Icelandic, Indian, Irish, Israeli, Jordanian, Javanese, Kiwi, Kurd, Kurdish, Malawian, Malay, Malaysian, Mauritian, Mongolian, Mozambican, Nepali, Nigerian, Paki, Palestinian, Papuan, Senegalese, Sicilian, Singaporean, Slovenian, South African, Syrian, Tanzanian, Texan, Tibetan, Ukrainian, Valencian, Venetian, and Venezuelan news

Leave a Reply