„Das Schornsteinfegerhandwerk ist gut aufgestellt.“ Die Presseinformation anlässlich von Bundesverbandstag und Innungsverbandstag Bayern im Congress Centrum Würzburg (CCW) ist so überschrieben, man sieht und hört dem Präsidenten Hans-Günther Beyerstedt und seinen Vorstandskollegen die Zufriedenheit an beim Pressegespräch. Mit den seit Anfang des Jahres geltenden gesetzlichen Regelungen können die Schornsteinfeger gut leben, sehr gut sogar.
Zwar ist das Jahrzehnte bestehende Kehrmonopol weg, der Verbraucher kann sich für die im Feuerstättenbescheid festgesetzten Kehr-, Überprüfungs- und Messarbeiten einen Schornsteinfeger selbst suchen, und zwar im gesamten EU-Wirtschaftsraum. Das aber geschieht sehr selten. Zwar weiß Verbandssprecher Stephan Langer aus Nordrhein-Westfalen von „fröhlichem Wettbewerb“ zu berichten, insbesondere im Verdichtungsraum Ruhrgebiet. In Bayern aber ist die Welt für den „schwarzen Mann“ noch voll in Ordnung.
Landesinnungsmeister Oswald Wilhelm beziffert die Rate der Kunden, die nicht mehr vom „Bevollmächtigten“ kehren lassen, auf gerade mal ein halbes Prozent. Der unterfränkische Innungsobermeister Reinhold Noe erklärt, „Preisdumping“ funktioniere schlecht. Wer nicht von Haus zu Haus Kamine kehrt, die ganze Straße und das ganze Dorf, der muss höhere Fahrtkosten in Ansatz bringen. Außerdem kenne die Kundschaft den bevollmächtigten, örtlich zuständigen Kaminkehrer und wisse seine Arbeit in aller Regel zu schätzen. Hoheitliche Tätigkeiten wie die Führung des Kehrbuchs und die regelmäßige Feuerstättenschau sind ohnehin seine Sache geblieben.
Mit den – nicht sehr großen – Herausforderungen geht das Schornsteinfegerhandwerk „wie selbstverständlich um“, so die Presseinformation. Mit den Chancen auch, das machen der Präsident des Zentralinnungsverbands und seine Vorstandskollegen deutlich. Von wegen nur Schornstein fegen – durch die Aufhebung des Nebentätigkeitsverbots ist der Schornsteinfeger künftig nicht mehr nur auf die klassischen Tätigkeiten beschränkt. Er reinigt Heizkessel und Öfen jeder Art, berät in Sachen Energieeinsparung und will sich künftig verstärkt um das Raumklima und die Hygiene in Lüftungsanlagen kümmern. Mit zunehmender Dämmung und Dichtigkeit der Gebäudehüllen nehmen hier die Probleme zu, beispielsweise der Schimmelbefall.
Schon heute sind die 1400 Betriebe in Bayern ausgelastet. „Wir haben gut zu tun“, sagt Oswald Wilhelm. Trotzdem hofft der Innungsobermeister, dass das Wirtschaftsministerium erneut einen Energiespar-Check bezuschusst. Der Bundesverband sieht im Heizungsbereich „riesige Einsparpotenziale“, die wegen veralteter Technik nicht genutzt werden könne. Zwei von drei Gas- und Ölfeuerungsanlagen seien älter als 15 Jahre.
Wie wichtig das Handwerk für die Feuersicherheit ist, sollen die „Strukturdaten für das Jahr 2012“ belegen, die die 7800 deutschen Bezirksschornsteinfeger zusammentrugen. 1,2 Millionen „gefährliche Mängel“ habe man gefunden, heißt es da, keinesfalls nur bei alten Heizungen. Ein Viertel der Mängel, rund 280 000, habe man an neu installierten und wesentlich geänderten Feuerungsanlagen entdeckt.