München (RP). Der in eine Steueraffäre verstrickte Fußballmanager bot an, seinen Posten als Bayern-Aufsichtsratschef ruhen zu lassen. Das Kontrollgremium des Clubs ließ ihn allerdings im Amt.
Uli Hoeneß bleibt trotz seiner Steueraffäre der starke Mann des FC Bayern München. Aber mehr als eine Atempause ist die Rückendeckung seiner Aufsichtsrats-Kollegen nicht. Das Kontrollgremium des deutschen Fußball-Rekordmeisters mit Vertretern mehrerer Großsponsoren lehnte gestern das Angebot des 61 Jahre alten Präsidenten ab, sein Amt als Aufsichtsrats-Vorsitzender ruhen zu lassen, bis die Behörden über seine Selbstanzeige entschieden haben.
Hoeneß habe in der Sitzung “sein Bedauern über den Vorfall ausgedrückt und sich entschuldigt”, teilte der deutsche Meister in einer Presseerklärung mit. “Im Interesse des FC Bayern”, der sich “voll und ganz auf das Erreichen der weiteren sportlichen Ziele” im Champions-League-Finale gegen Borussia Dortmund und im DFB-Pokalfinale gegen den VfB Stuttgart konzentrieren solle, habe der Aufsichtsrat der FC Bayern AG “nach intensiver Diskussion einvernehmlich entschieden”, dass Hoeneß sein Amt als Vorsitzender weiter ausüben solle, hieß es weiter. Damit haben sich alle acht Mitglieder des Aufsichtsrats für einen Verbleib von Hoeneß ausgesprochen.
Der Vereinspatron und seine prominenten Mitstreiter im Aufsichtsrat haben durch die Zwischenlösung vor dem Saison-Endspurt fürs erste Zeit und zumindest intern Ruhe gewonnen. Ausgestanden ist der Fall für alle Beteiligten noch lange nicht. Spätestens nach den beiden Endspielen könnte der Fall schlagartig wieder auf die Agenda kommen. “Der Aufsichtsrat wird die Angelegenheit weiterhin beobachten und sich bei Vorliegen neuer Erkenntnisse mit dem Thema befassen”, lautete der letzte Satz der Vereinsmitteilung.
Um 16.00 Uhr war der Aufsichtsrat in der Münchner Allianz Arena zusammengekommen. Der Fall Hoeneß wurde als Punkt eins der Tagesordnung abgehandelt. Der weitere Verlauf des Abends galt dem Kerngeschäft. Dafür erschien auch der vierköpfige Vorstand der FC Bayern AG um Karl-Heinz Rummenigge in der Arena. Der Vorstand muss sich ungeachtet des öffentlichen Aufsehens um Hoeneß um das operative Geschäft des FC Bayern kümmern. So muss der Aufsichtsrat etwa millionenschwere Investitionen absegnen wie die Verpflichtung von Mario Götze von Borussia Dortmund, für den 37 Millionen Euro gezahlt werden sollen.
Kurz vor der Sitzung hatte Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) Hoeneß noch öffentlich den Rücken gestärkt. “Es ist in meinen Augen vertretbar, wenn Uli Hoeneß bis zur vorläufigen Klärung der Angelegenheit durch die Staatsanwaltschaft als Präsident im Amt bleibt. Dafür hätte ich Verständnis”, sagte Seehofer der Münchner “Abendzeitung”. “Er muss nicht vorher zurücktreten, ehe die Behörden abschließend ermittelt haben. Dafür gibt es die Rechtsstaatlichkeit.” Hoeneß droht nach seiner Selbstanzeige im Steuerfall eine strafrechtliche Verfolgung.
SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück bezeichnete das Verbleiben von Hoeneß im Amt als falsche Entscheidung. Er habe erwartet, dass Hoeneß sein Mandat ruhen lasse, sagte Steinbrück gestern Abend beim “Ständehaustreff” in Düsseldorf. Der Aufsichtsrat hätte die Pflicht gehabt, seinem Vorsitzenden das nahezubringen. Die Regeln für gute Unternehmensführung müssten auch für Uli Hoeneß gelten.
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