Mitdrehen an den Stellschrauben in Berlin

Nach fünf Jahren im bayerischen Landtag lockt jetzt Berlin. Als Nachfolgerin von Susanne Kastner will Sabine Dittmar bei der Bundestagswahl ein Abgeordnetenmandat erringen. Die Chancen dazu schätzt sie selbst gar nicht schlecht ein und sagt: „Wenn die SPD nicht auf zehn Prozent fällt.“ Derzeit sitzen 16 SPD-Abgeordnete aus Bayern in Berlin, Sabine Dittmar kandidiert direkt und steht auf Listenplatz zwölf.

Dafür nimmt die Ärztin viel in Kauf. Seit 24. Juli war sie im Wahlkreis fast jeden Tag vier Stunden zu Hausbesuchen unterwegs, hat dabei mit über 2000 Leuten gesprochen. Die Stimmung beschreibt sie als durchweg positiv: „Erfolg spiegeln nicht die Umfragen wider.“

Der Wunsch nach einem Mandat im Bundestag ist angesichts ihres beruflichen Hintergrunds nachvollziehbar. Denn nur in Berlin werden die Stellschrauben gedreht, was Pflege, Versorgung, Rehabilitation und alle anderen Aspekte der Gesundheitspolitik betrifft. Wichtige Standbeine gerade für die Gesundheitsregion Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld. Immerhin fließen jährlich gut 270 Milliarden Euro in das Gesundheitssystem.

„Nach der Reform ist vor der Reform“, zerstört die Politikerin die Hoffnung auf ruhigere Zeiten. Alles sei im Fluss, wer hätte vor einigen Jahren von ambulanten Operationen oder Palliativmedizin gesprochen? Das derzeit geltende Fallpauschalenmodell müsse reformiert werden, fordert sie und verweist darauf, dass es in Deutschland dreimal so viele Herzkatheter-Untersuchungen gibt wie im europäischen Durchschnitt. Für dringend reformbedürftig hält sie auch die Pflegeversicherung mit ihrem „total veralteten“ Stufenmodell, das nur körperliche Beeinträchtigungen berücksichtige.

Wie aber eine nach SPD-Ansicht nachhaltigere und gerechtere Bürgerversicherung und alle anderen Ziele umsetzen, wenn es für Rot-Grün nicht reichen sollte? Eine Zusammenarbeit mit den Linken? Außenpolitisch lägen beide Parteien doch sehr weit auseinander, sagt Dittmar, stellt aber auch fest, dass es innenpolitisch bei vielen Positionen Ähnlichkeiten gibt.

Wenn es etwa um einen flächendeckenden Mindestlohn geht, sind sich Linke und SPD grundsätzlich einig. Gemäß einer Studie der Gewerkschaft Verdi gibt es allein im Landkreis Bad Kissingen über 6000 Minijobber mit einer Bezahlung von unter fünf Euro die Stunde und über 4000 Sozialversicherungspflichtige, die 35,9 Stunden in der Woche arbeiten und weniger als 5,50 Euro die Stunde verdienen. Würden alle 8,50 Euro Mindestlohn erhalten, rechnet Dittmar vor, bedeute dies eine Kaufkraftsteigerung von 25 Millionen Euro für den Landkreis.

Sabine Dittmar

Die 49 Jahre alte Allgemeinmedizinerin gehört seit 1981 der SPD an. Seit 20. Oktober 2008 ist sie Landtagsabgeordnete und arbeitet dort im Ausschuss für Umwelt und Gesundheit mit. Seit dem 1. Mai 2008 sitzt sie auch im Marktgemeinderat ihres Heimatortes Maßbach. Bereits seit 1990 ist sie Mitglied im Kreistag Bad Kissingen, wurde 1996 zur stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden gewählt und führt seit 2005 die SPD-Fraktion.

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