Mit Weltmeistern ins Milliardenspiel

Der 6. Juni 2015 soll der nächste
große Tag für den deutschen Fußball werden. Das
Champions-League-Finale im Berliner Olympiastadion steht nicht nur
bei den Bayern-Stars ganz oben auf dem Wunschzettel. Bundestrainer
Löw sieht “neue Aufgaben” für die
Weltmeisterliga.

Zwei Monate nach dem umjubelten WM-Triumph der deutschen
Fußball-Nationalmannschaft in Brasilien werden von Bayer
Leverkusen, Borussia Dortmund, Schalke 04 und Bayern München
mit seinen insgesamt 13 Weltmeistern im Milliardenspiel Champions
League neue sportliche Großtaten erhofft.

Zumal im 23. Jahr der europäischen Königsklasse ein
besonderer Endspielort lockt: Am 6. Juni 2015 wird im Berliner
Olympiastadion der Nachfolger von Titelverteidiger und Rekordsieger
Real Madrid gekürt.

“Es erfüllt mich mit Stolz, dass jetzt viel von der
Weltmeisterliga gesprochen wird. Darauf dürfen wir alle stolz
sein. Mich freut es für den Verband, mich freut es für
die Liga, mich freut es für die Vereine und die Trainer, die
dort arbeiten und ihren Anteil daran haben, dass wir dieses
große Ziel in Brasilien erreicht haben. Sie sind auch
Weltmeistermacher”, sagte Joachim Löw.

Der Bundestrainer hatte jüngst bei den ersten
Länderspielen seiner Weltmeister gegen Argentinien (2:4) und
Schottland (2:1) aber auch den Blick gleich wieder für den
gesamten deutschen Fußball nach vorne gerichtet. “Es
stehen neue Ziele und neue Herausforderungen an. Man muss sich
wieder neuen Aufgaben zuwenden”, mahnte Löw.
Zurücklehnen geht nicht. Für das Bundesliga-Quartett
lautet das erste Etappenziel in der Königsklasse, wie im
vergangenen Jahr geschlossen die Gruppenphase zu überstehen
und ins Achtelfinale einzuziehen.

“Die Bundesliga hat insgesamt in den vergangenen Jahren
eine enorme Aufwertung im Vergleich zu England und Spanien
genommen. Der WM-Sieg war dafür noch einmal eine
Bestätigung”, sagte Michael Zorc. Die stolze Aussage des
Dortmunder Sportdirektors kommt gleich zum Auftakt in einer echten
“Englischen Woche” auf den Prüfstand.

Der BVB empfängt am 16. September den FC Arsenal. Einen Tag
später spielt Bayern München gegen Manchester City und
der FC Schalke muss in London beim FC Chelsea antreten. Alle drei
deutsch-englischen Duelle gab es schon im vergangenen Jahr, als das
Bundesliga-Trio übrigens in den K.o.-Runden nacheinander mehr
oder weniger deutlich am Titelgewinner Real Madrid scheiterte.

Bayer Leverkusen beginnt ebenfalls am 19. September beim AS
Monaco. “Es wäre unheimlich wertvoll, mit einem Sieg zu
starten”, sagte Trainer Roger Schmidt. Benfica Lissabon und
St. Petersburg sind die weiteren Gegner des
Bundesliga-Spitzenreiters. Dortmund baut auch international auf
seinen gefeierten Rückkehrer Shinji Kagawa. “Wenn wir gut
zusammenspielen, sind wir eine Macht”, sagte der Japaner vor
der Prüfung gegen Arsenal mit den drei deutschen Weltmeistern
Özil, Mertesacker und Podolski. RSC Anderlecht und Galatasaray
Istanbul heißen die weiteren BVB-Kontrahenten in der
lösbaren Gruppe D.

Die größte deutsche Final- und Titeloption ist einmal
mehr der FC Bayern, der im 23. Jahr der Champions League zum 18.
Mal dabei ist. “Ich will noch einmal diesen Pott”,
verkündete Kapitän Philipp Lahm im “Kicker”
(Montag). Die Bayern-Gruppe hat es mit ManCity, ZSKA Moskau und dem
AS Rom in sich. “Wir können uns überhaupt keine
Schwäche leisten”, mahnte Sportvorstand Matthias
Sammer.

Und Schalke? Nach dem Bundesliga-Fehlstart bemerkte Trainer Jens
Keller vor dem Start gegen Weltmeister André Schürrle
kleinlaut: “Chelsea ist sicherlich nicht unsere Augenhöhe
aktuell.” Manager Horst Heldt empfahl: “Es hilft kein
Jammern und Klagen. Augen zu und durch!” Zumindest Sporting
Lissabon und NK Maribor sollte Schalke in Gruppe G hinter sich
lassen können und damit weiterkommen.

“Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin” – der
DFB-Pokal-Schlachtruf könnte in dieser Saison auch zum
Königsklassen-Hit der Fans werden. 19 der insgesamt 23
Weltmeister treten die lange Reise zum Finale in der Hauptstadt an,
die meisten im Trikot von Bayern (6) und Dortmund (5). Schalke hat
zwei Champions, Leverkusen keinen. Sechs Brasilien-Sieger treten
für ausländische Vereine an, darunter Toni Kroos und Sami
Khedira bei Real Madrid. Ein 20. Weltmeister startet immerhin noch
in der Europa League, Christoph Kramer ist im kleineren Europapokal
mit Borussia Mönchengladbach dabei.

Die “Königlichen” aus Madrid sind die Gejagten.
Einige Stammgäste wie Manchester United oder die
Mailänder Clubs Inter und AC fehlen dagegen diesmal im
Teilnehmerfeld. Neben sportlichem Ruhm lockt das große Geld.
Allein 8,6 Millionen Euro Antrittsprämie kassiert jeder der 32
Vereine. Auf 131,5 Millionen Euro summierten sich die Prämien
von Bayern, Dortmund, Schalke und Leverkusen in der Vorsaison, dazu
kamen die Zuschauereinnahmen aus den Heimspielen. Neues Spiel,
neues Glück, neue Kohle – und ein deutsches Finale am 6. Juni
in Berlin?

von Klaus Bergmann, dpa 

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