Berthold Huber, Erster Vorsitzender der IG Metall, bei einer Pressekonferenz in München, dort wurde die Einigung im Tarifstreit verkündet.
POTSDAM – 40 000 Beschäftigte der Metall- und Elektroindustrie in Brandenburg können in den kommenden 20 Monaten in mehreren Schritten mit einer Lohnerhöhung von 5,6 Prozent rechnen. Sowohl Gewerkschaft als auch die Unternehmensseite in der Region gingen am Mittwoch davon aus, dass der in Bayern in der Nacht zu Mittwoch nach zweiwöchigen Warnstreiks erzielte Tarifabschluss auch in der Mark Gültigkeit haben wird.
In München war zwischen IG Metall und Unternehmen eine Erhöhung der Einkommen zum 1. Juli um 3,4 Prozent und von Mai 2014 an um noch einmal 2,2 Prozent verabredet worden. Öffnungsklauseln für Betriebe, wo die Geschäfte schlecht laufen, konnten die Unternehmer nicht durchsetzen. Bundesweit beschäftigt die Branche 3,7 Millionen Menschen.
„Das ist aus unserer Sicht ein fairer und ausgewogener Abschluss“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Metall- und Elektroindustrie Berlin-Brandenburg Christian Amsinck der MAZ. Die bayrische Übereinkunft müsse in den hiesigen Gremien noch besprochen werden. „Ich gehe aber davon aus, dass der Abschluss eine Richtschnur ist, der man folgen wird“, so Amsinck. Eine Runde mit der IG Metall ist für kommenden Donnerstag geplant.
„Das ist ein gutes und akzeptables Ergebnis“, findet auch der Potsdamer IG Metall-Chef Bernd Thiele. Die relativ lange Laufzeit von 20 Monaten sei „eine bittere Pille“, die man habe schlucken müssen, um von dem Betrieben geforderten Öffnungklauseln zu verhindern. „Das sorgt für ein Aufatmen bei den Betriebsräten, die nicht mehr dazu gezwungen werden können, vom Abschluss abzuweichen“, ergänzte Thieles Kollege in Ludwigsfelde (Teltow-Fläming) Hermann von Schuckmann.
Auch in den Belegschaften in der Region wurde der voraussichtliche Abschluss meist positiv gewertet. „Ok und zufriedenstellend“ hätten seine Kollegen das Ergebnis gefunden, sagte der Betriebsratschef des Automobilzulieferers Schaeffler in Luckenwalde (Teltow-Fläming), Frank Hildebrandt. Die 480 Beschäftigten seien durch Einbrüche in der Automobilbranche pessimistischer gewesen als manch andere. Verhaltener ist die Stimmung in der 1200-köpfigen Belegschaft des Getriebeherstellers ZF Friedrichshafen in Brandenburg/Havel, dessen Delegation sich in den Verhandlungsgremien für höhere Lohnsteigerungen eingesetzt hatte.
Offen ist noch, wie sich der Abschluss in den nicht tarifgebundenen Betrieben der Branche auswirken wird. Weit mehr als 20 000 Beschäftigte arbeiten in solchen Firmen. Die IG Metall will auf eine Übernahme hinarbeiten, sagte Thiele. Leer ausgegangen sind diesmal Tausende Leiharbeiter in den Betrieben, für die in der letzten Tarifrunde noch Branchenzuschüsse erstritten wurden. (Von Gerald Dietz)