Mehrere hundert Flüchtlinge in Bayern erwartet

Erneut sind Züge mit Flüchtlingen auf dem Weg von Ungarn über Österreich nach Deutschland. Die Bundespolizei rechnet im Laufe des Vormittags mit der Ankunft Hunderter Menschen in München. Gestern hatte die Polizei in Budapest Schutzsuchende nicht mehr daran gehindert, Züge zu besteigen.

Hunderte Flüchtlinge waren bereits am Abend und in der Nacht mit Zügen aus Ungarn und Österreich nach Bayern gekommen. Zuvor hatte die ungarische Polizei am größten Budapester Bahnhof überraschend aufgehört, Flüchtlinge am Besteigen der Züge Richtung Westen zu hindern.

Nach der Ankunft eines Zuges gegen 01.00 Uhr in München habe es zunächst eine Pause gegeben, ehe in den frühen Morgenstunden wieder erste Züge anrollten.


Flüchtlinge aus Syrien bei ihrer Ankunft in München | Bildquelle: dpa


Flüchtlinge am Münchner Hauptbahnhof

Laut Polizei kamen bis zum Morgen 1400 Menschen in München an. Nun müssen sie registriert und untergebracht werden. In den nächsten Stunden werden weitere hunderte Flüchtlinge erwartet.
br

Aus Ungarn über Österreich nach Deutschland

Etwa 1600 Flüchtlinge waren am späten Montagabend auf dem Weg nach Deutschland am Bahnhof in Salzburg angekommen, wie ein Sprecher der Landespolizeidirektion sagte. Gegen 04.00 Uhr konnten sie ihre Reise nach München fortsetzen.

Am Abend waren im ersten der Züge etwa 400 Flüchtlinge angekommen. In Rosenheim stoppte die Bundespolizei den Zug und brachte 190 der Flüchtlinge zur Registrierung in eine ehemalige Kaserne. Etwa 200 weitere konnten nach München weiterreisen. Sie wurden nach der Ankunft in einer Nebenhalle registriert. Am Abend erreichten noch weitere Züge mit Flüchtlingen den Münchner Hauptbahnhof.

Die Stimmung am Bahnhof sei “ruhig” bis “euphorisch” gewesen, sagte ein Sprecher. Viele Flüchtlinge hätten bei ihrer Ankunft “Thank you, Germany” oder “We love you, Germany” gerufen. Auch Bürger waren vor Ort und begrüßten die Flüchtlinge mit Wasser und Lebensmitteln.

Züge aus Budapest erreichen Bayern
nachtmagazin 00:15, 01.09.2015, Alf Meier, BR




Die Polizei schätzt, dass bis Mitternacht zwischen 500 und 600 Flüchtlinge in München angekommen sind. Einige seien direkt registriert worden, andere wurden mit Bussen in Erstaufnahmeeinrichtungen gebracht.

Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann sicherte im “ZDF-Morgenmagazin” zu, die Flüchtlinge nicht nach Ungarn zurückzuschicken. Nach der Dublin-Verordnung ist eigentlich derjenige Mitgliedstaat für das Verfahren eines Asylbewerbers zuständig, in dem dieser erstmals europäischen Boden betreten hat. Die Neuankömmlinge würden in Bayern registriert und in die Aufnahmeeinrichtungen gebracht, sagte der CSU-Politiker. Das sei “selbstverständlich”. Er wisse bisher nicht, warum Ungarn plötzlich den in Budapest wartenden Migranten die freie Weiterfahrt nach Deutschland erlaubt habe. Bundesinnenminister Thomas de Maizière und er seien bemüht, rasch von Ungarn zu erfahren, wie es in den nächsten Tagen weitergehen solle.


Flüchtlinge warten vor dem Bahnhofsgebäude in Budapest | Bildquelle: dpa

Flüchtlinge warten vor dem Bahnhofsgebäude in Budapest


Großteil aus Kriegsgebieten

Ein Großteil der Flüchtlinge kommt aus den Kriegsgebieten Syriens, Nordiraks und aus Diktaturen wie Eritrea. Rund 40 Prozent stammen aber auch vom Balkan und haben wenig Chancen auf ein Bleiberecht. Speziell für sie eröffnet Bayern heute das bundesweit erste Aufnahmezentrum für Balkan-Flüchtlinge. In einer ehemaligen Kaserne am Rande von Manching bei Ingolstadt sollen künftig 500 Flüchtlinge aus Südosteuropa untergebracht werden. Durch enge Zusammenarbeit der Behörden sollen die Verfahren deutlich schneller als bisher abgewickelt werden. Ziel ist es, abgelehnte Asylbewerber so schnell wie möglich wieder in ihre Heimat zurückzuschicken.

Grenzzaun in Ungarn | Bildquelle: dpa


Kommentar

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Polen will bald eine neue Zusage machen

Polen kündigte derweil an, womöglich mehr Flüchtlinge aufzunehmen als bislang geplant. Angesichts “des immer größeren Flüchtlingsandrangs in Europa” müsse die Verteilung der Migranten neu überprüft werden, sagte Ministerpräsidentin Ewa Kopacz in Danzig. Polen hatte sich zur Aufnahme von 2200 Flüchtlingen bereiterklärt, die EU-Partner verlangen aber ein deutlich größeres Engagement. Polen werde bald eine neue Zusage machen, die aber “im Einklang stehen muss mit unseren Möglichkeiten”, erklärte Kopacz mit Blick auf Unterkunfts- und Arbeitsmöglichkeiten für Flüchtlinge in Polen.


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