Mehr als ein nächtliches Vergnügen

München.
Es war weit nach Mitternacht, als Jürgen Klopp immer lauter wurde und trotzdem nicht mehr zu verstehen war. Der Trainer von Borussia Dortmund stand nach dem Pokalhalbfinalsieg beim FC Bayern bestens gelaunt im Bauch der Münchener Arena, als sich hinter ihm die Tür zu den Umkleideräumen öffnete. Marco Reus und Pierre-Emerick Aubameyang traten hervor, zwei junge Männer beim Ausflug ins nächtliche Vergnügen. Aus ihrem Ghettoblaster dröhnten House-Beats. „Push the feeling on“ hieß der Song. Frei übersetzt: Lasst diesem Gefühl freien Lauf, wir wollen es jetzt genießen. Dazu hatten die Borussen ja auch allen Grund.

Klopp schaute den beiden Partymachern auf ihrem Weg zum Teambus erfreut hinterher. Ins Finale des DFB-Pokals einzuziehen, war der schwarz-gelbe Traum. Nun ist ein neuer Traum geboren, den Cup am Ende auch hochzuhalten – und bis zum 30. Mai dürfen die Borussen diesen auch intensiv ausleben. Seine siebenjährige Reise mit dem BVB könnte Klopp tatsächlich mit Titel und ausgelassener Feier ausklingen lassen. „Es ist nichts passiert, wir haben noch ein schwieriges Spiel vor uns“, blieb Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke zwar erstaunlich nüchtern. Aber was ist schon unmöglich nach diesem Pokaldrama, in dem der BVB wie ein Phönix der Asche entstieg und den Bayern eine in jeder Hinsicht schmerzvolle Niederlage zufügte?

Bayerns böse Ausrutscher

„Ein Höllenspiel“ nannte Klopp das 3:1 nach einem Elfmeterschießen aus dem Kuriositätenkabinett: Während Ilkay Gündogan und Sebastian Kehl verwandelten, versagten allen vier Münchner Schützen die Nerven. Wie gemeinsam einstudiert und in Zeitlupe rutschten Philipp Lahm und Xabi Alonso nacheinander aus, setzten den Ball über das Tor und landeten auf dem Hosenboden. „Dass Bayern vier Elfmeter verschießt, habe ich auch noch nicht erlebt”, staunte selbst Watzke. Sportdirektor Michael Zorc scherzte: „Ich fand den Sieg auch in der Höhe verdient.“ Die Bayern haderten mit den 120 Spielminuten zuvor und Schiedsrichter Peter Gagelmann. Zwei Elfmeter hatten sie nach einem Handspiel von Marcel Schmelzer und einem Foulspiel an Robert Lewandowski gefordert. Am Ende sorgten sie mit ihren Slapsticknummern selbst dafür, dass der BVB als Sieger aus der ­Elferlotterie hervorging.

Jürgen Klopp hatte außer dem Stück Glück noch andere Erklärungsansätze für den Erfolg: „In so einem Spiel brauchst du die großen Momente und eine außergewöhnliche Torwartleistung.“ Für die sorgte Mitch Langerak. „Wahrscheinlich war dies mein bestes Spiel für den BVB“, freute sich der Australier über seinen elften Sieg bei elf Einsätzen.

Langerak verhinderte mit vielen Paraden ein BVB-Fiasko, ließ lediglich die Führung durch Lewandowski (30.) zu. Aubameyang glich in Dortmunds starker Schlussphase noch aus (75.), in der Verlängerung rettete der Schlussmann dann sein Team mit einer unfassbaren Parade gegen Bastian Schweinsteigers Kopfball (114.) vor dem K.o. Und einen Elfmeter von Mario Götze hielt der 26-Jährige auch noch. „Heute war unser Tag“, sagte Langerak stolz, „und meiner auch.“

Für den BVB führen nun noch zwei Wege nach Europa – über den Pokal und die Liga. Klopp kann auf den letzten großen Augenblick hoffen, der mit seinen zwei Meisterschaften, mit Pokalsieg und Champions-League-Finale gleichzusetzen wäre. „Das war ein ganz großer Abend“, maß er dem Pokalhalbfinale größte Bedeutung bei.

In der kommenden Saison muss dann Thomas Tuchel dafür sorgen, dass das Duell der Bayern mit der Borussia als das erhalten bleibt, von dem ganz Deutschland wie von dieser Pokalnacht elektrisiert wird – und nicht: Bayern gegen Wolfsburg.

Andreas Berten

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