So richtig entgegenfiebern können die Mainzer dem großen Spiel gegen die Bayern (Samstag, 15.30 Uhr/ Live in Sky und Bundesliga-Ticker bei FAZ.NET) dieses Mal nicht. Das liegt nur bedingt daran, dass selbst Begegnungen gegen den Rekordmeister zur Routine werden, wenn dieser nun schon zum zehnten Mal für ein Fußball-Bundesligaspiel im schon lange ausverkauften Stadion in der rheinland-pfälzischen Hauptstadt aufkreuzt. Mehr als die Macht der Gewohnheit wiegt die „Englische Woche“, in der Mainz 05 nach dem Sieg am vergangenen Freitag gegen Hoffenheim erst am Mittwoch bei Bayer Leverkusen antrat und nach einer 0:1-Niederlage noch die Heimreise bewältigen musste.

Autor: Daniel Meuren, Sportredakteur.
„Der Kopf ist deshalb noch fast beim letzten Gegner, und es bleiben nur anderthalb Tage, um Vorfreude auf die Bayern zu entwickeln. Das muss aber nicht unbedingt ein Nachteil sein“, sagt Trainer Martin Schmidt, der auch auf die starke Leistung seines Teams in der Vorsaison verwies, als die Mainzer unter seinem wenig später entlassenen Vorgänger Kasper Hjulmand ebenfalls im dritten Spiel binnen einer Woche bei der 1:2-Niederlage erstaunlichen Widerstand leisteten bis zum Münchner Siegtreffer durch Arjen Robben in der Schlussminute. „Vielleicht ist es im Hinblick aufs Bayern-Spiel sogar gut, dass es Schlag auf Schlag geht.“
Ängstlich in Leverkusen
So blieb für seine Spieler kaum Zeit, allzu viel zu grübeln. Beispielsweise über Robert Lewandowski, der in dieser Woche mit seinen fünf Treffern in neun Minuten beim 5:1-Sieg gegen den VfL Wolfsburg Rekorde brach und Angst und Schrecken unter künftigen Gegenspielern verbreitet haben dürfte. Andererseits sind auch die ermutigenden Heldentaten des Mainzer Spielmachers Yunus Malli mit seinen drei Treffern beim 3:1-Sieg gegen die TSG Hoffenheim schon wieder aus dem Gedächtnis verdrängt durch den eher ängstlichen Auftritt in Leverkusen.
Dort wurden die „Nullfünfer“ von einem spielstarken Gegner beherrscht. Erstmals in 312 Bundesligaspielen seit dem ersten Aufstieg in die Eliteliga im Jahr 2004 hatte Mainz 05 gemäß der Statistik-Abteilung der ARD-Sportschau in einer ersten Halbzeit nicht ein einziges Mal auf das gegnerische Tor geschossen. Gewissermaßen war das Auswärtsspiel eine Übung im Hinterherlaufen und somit die geeignete Vorbereitung auf das Spiel gegen den Spitzenreiter aus München, in dem der Tabellenneunte noch weniger Spielanteile haben dürfte. Schmidt versucht denn auch, das Positive aus den 90 Minuten in der BayArena zu ziehen.
„Wir sind wegen der Leverkusener Druckwellen im Fünf-Minuten-Takt immer tiefer zurückgedrängt worden in der Abwehr. Wir haben aber den Kopf oben behalten und dennoch gut verteidigt“, sagte er. „Hätten wir unsere große Chance durch Yunus Malli genutzt, dann hätten wir vielleicht gewonnen und uns für eine tolle taktische Leistung gelobt.“ Statt Malli (62. Minute) erzielte aber wenig später Javier „Chicharito“ Hernandez auf der Gegenseite das Tor des Tages und entschied das Spiel verdientermaßen zu Gunsten der Leverkusener.

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In Bedrängnis: Gegen die Bayern wird es für Niko Bungert (l.) und Mainz 05 mindestens so hart wie gegen Admir Mehmedi und Leverkusen

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In Bedrängnis: Gegen die Bayern wird es für Niko Bungert (l.) und Mainz 05 mindestens so hart wie gegen Admir Mehmedi und Leverkusen
Gegen die zuletzt im direkten Duell sechsmal in Serie siegreichen Bayern wird Schmidt seine Spieler nun vermutlich statt mit dem angesichts des Dominanz des Ligakrösus’ illusorisch erscheinenden Traum eines Sieges eher mit einem realistischer anmutenden Etappenziel wie einem guten Ergebnis zur Pause aufs Feld schicken. „Wir haben noch keine erste Halbzeit in dieser Saison verloren, weil wir die Qualität haben, auch großen Druck auszuhalten“, sagt Schmidt. Seine Schützlinge sollen sich zugleich auch mutig um Entlastung bemühen. Darüber hinaus hofft er auf „Matchglück“ in ein oder zwei vielleicht entscheidenden Situationen.
Ob das ausreicht, auch dem Fünf-Tore-Mann Lewandowski den Hunger auf weitere Treffer zu rauben? „Die Tore von Lewandowski waren Teamleistungen. Er hat sich ja nicht den Ball genommen und alle im Alleingang erzielt“, sagt Schmidt. „Wenn wir uns als Team dagegenstellen, dann wird er sicher keine fünf Tore schießen.“ Störend könnte dann nur sein, dass die Bayern weitere Spieler wie Thomas Müller oder Mario Götze haben, die allzu gerne in die Bresche springen, wenn Lewandowski mal nicht trifft.
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