Niko Bungert hatte bei der 0:3-Niederlage von Mainz 05 gegen Bayern München eine Aufgabe, die ihm Aufmerksamkeit sicherte. Der Innenverteidiger musste gegen Robert Lewandowski spielen, den Mann der Woche in der Fußball-Bundesliga. Fünf Tore hatte Lewandowski am Dienstag gegen den VfL Wolfsburg in nur neun Minuten erzielt. Auf ihn und somit auch auf den fast durchgängig in seiner unmittelbaren Nähe befindlichen Bungert blickten die 05-Fans unter den 34.000 Zuschauern im ausverkauften Mainzer Stadion in der Furcht vor weiteren Glanztaten.

Autor: Daniel Meuren, Sportredakteur.
Und so durfte Bungert bei allem persönlichen Ehrgeiz vermutlich halbwegs zufrieden gewesen sein, dass Lewandowski „nur“ zwei weitere Treffer erzielte. Der polnische Weltklassestürmer brauchte diesmal immerhin 51 Minuten Anlaufzeit für seinen ersten Treffer, weil Bungert im Zusammenspiel mit seinem Innenverteidigerkollegen Stefan Bell bemerkenswert gut und mutig agiert hatte. Dass der Pole und seine Münchner Kollegen nicht mehr Schwierigkeiten hatte, ist ein weiterer Beleg für die mittlerweile zur Langeweile tendierenden Dominanz der Bayern, die sich früher in Mainz gelegentlich immerhin mal ein wenig schocken ließen von Leidenschaft und taktischem Ideenreichtum.
Erste Halbzeit ausgeglichen
„Meine Strategie für die Zweikämpfe mit Lewandowski war dieselbe wie von unserem gesamten Team: mutig nach vorne verteidigen, weil du erst recht große Probleme hast, wenn die Bayern mit dem Ball am Fuß zum Drehen Richtung unseres Tores kommen“, sagte Bungert. „Auch Lewandowski ist nicht nur Torjäger, sondern kann auch spielen.“ In der ersten Halbzeit gelang es den Mainzern aber tatsächlich, Lewandowski nahezu vollständig aus dem Spiel herauszuhalten, kein einziges Mal kam der gefährliche Bundesliga-Angreifer zum Torschuss. Fast durchgängig war Bungert im Körperkontakt mit seinem Widersacher und dabei zugleich so geschickt, dass er trotz einiger Fouls nie Gefahr lief, verwarnt zu werden.
„Aber irgendwann ist es dann trotzdem so weit: Dann macht er solch ein Ding rein“, sagte Bungert anerkennend über Lewandowski und die Bayern, die 19 ihrer bislang 23 Saisontore nach dem Seitenwechsel erzielt haben. Eine Flanke von Kingsley Coman war so hoch und so weit geflogen, dass Bungert nicht eingreifen konnte. Der Ball war aber freilich auch einen Tick zu hoch und zu weit geflogen für Lewandowski.
Doch der 27 Jahre alte Mittelstürmer beherrscht eben die Kunst, auch Unmögliches möglich zu machen, und so drückte er den Ball in der Rückwärtsbewegung mit umso erstaunlicherer Wucht per Kopfstoß unhaltbar für den Mainzer Schlussmann Loris Karius ins Netz. „So ein Ding machen nicht viele in der Welt“, sagte Bungert.
Lücken in der Abwehr
Das Tor raubte den Mainzern, die die Bayern trotz deren drückender Überlegenheit 45 Minuten lang vom eigenen Tor entfernt hielten und dem Gegner außer einem von Thomas Müller nach 20 Minuten vergebenen Strafstoß keine Torgelegenheit boten, die Energie für weiteren Widerstand gegen die furchterregend perfekte gegnerische Ballzirkulation. Auch Bungert musste Lewandowski nun mehr Freiraum lassen. Fortan fanden die Bayern Lücken in der Hintermannschaft der Rheinhessen. Abermals Lewandowski mit seinem zehnten Saisontor sowie Coman (68.) beendeten die Hoffnungen der Mainzer, die dennoch von ihren Anhängern freundlich mit Jubelgesängen verabschiedet wurden aufgrund der tapferen Gegenwehr.
„Diese Qualität der Bayern rechtfertigt ein 0:3“, sagte Bungert, der kurz vor dem Spielende mit einer Rettungsgrätsche in höchster Not ein weiteres Erfolgserlebnis Lewandowskis verhinderte. „Wir sollten uns aber nicht zu lange feiern lassen dafür. Wir haben immer noch ein Bundesligaspiel verloren und somit heute nichts erreicht.“
Konzentration auf Darmstadt
Sein Trainer Martin Schmidt bemühte sich ebenfalls, die 90 Minuten möglichst sachlich und analytisch zu betrachten. Er lobte sein Team für die Laufleistung und die Leidenschaft und war zufrieden, auch im siebten Saisonspiel die erste Halbzeit nicht verloren zu haben. „Wir haben das Spiel bis zur Pause quasi neutralisiert und hatten gar die besseren Chancen“, sagte Schmidt und wies auf die beste Torgelegenheit für Yoshinori Muto hin, der in der 28. Minute aus zehn Metern knapp am Tor vorbeizielte. „Wenn du gegen Bayern München eine Chance haben willst, dann musst du so einen Ball reinmachen.“
Der Trainer zählte dann aber auch vermeidbare Schwächen seines Teams auf, die die erdrückende Bayern-Dominanz in der zweiten Halbzeit begünstigten. „Wir müssen die Passquote erhöhen und mehr Zweikämpfe gewinnen, wenn wir ein Spiel gewinnen wollen. Das gilt auch besonders mit Blick auf das Spiel in Darmstadt am Freitagabend“, sagte Schmidt. Am Böllenfalltor wird die Mainzer ein ganz anderes Spiel erwarten. Bei allem Respekt vor dem Gegner wird dann aber auch ein Superstar wie Robert Lewandowski nicht auf dem Feld stehen.
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