Lewandowski schießt Bayern-Frauen zum Sieg in Frankfurt – FAZ

Bei allem Bohei um den (mittlerweile gestoppten) Startrekord der Männer des FC Bayern München ist eine andere Bestmarke ziemlich untergegangen, die sogar noch einen Tick beeindruckender ist: die der Bayern-Ladys. Vor dem Topspiel der Frauenfußball-Bundesliga gegen den 1. FFC Frankfurt am Sonntag waren sie seit 29 Ligaspielen in Folge ungeschlagen. Mit dem 1:0-Sieg machten sie vor 4760 Zuschauern im Stadion am Brentanobad eine runde 30 daraus.

Dass darüber kaum geredet wird, stört Trainer Thomas Wörle (einst Profi bei den Offenbacher Kickers) aber nicht. Und zwar aus zwei Gründen: Zum einen sei ihm das selbst erst vor ein paar Tagen bewusstgeworden, zum anderen „hilft einem das nicht für das nächste Spiel“. Immerhin: Der berüchtigte „Bayern-Dusel“ gehört mittlerweile auch ins Repertoire der Frauen. (Dazu später mehr.) Ansonsten aber erschöpfen sich damit die Parallelen zu den Männern des FCB.

Mehr zum Thema

Denn wer von den Münchnerinnen Ballbesitzfußball und Offensivspektakel Guardiolascher Prägung erwartet hatte, sah sich getäuscht. „Ballbesitz ist nicht alles“, sagte Wörle und stellte sich damit gegen die derzeit herrschende Lehrmeinung. Aber auf den ersten Blick schien der FC Bayern, zumindest in der ersten Halbzeit, eher mit der Taktik von Darmstadt 98 anzutreten: den Gegner tief verteidigen und auf Standardsituationen hoffen. Absicht war das allerdings nicht, wie Wörle einräumte: „Der FFC hat in der Anfangsphase viel Druck gemacht und war besser in den Zweikämpfen – da hatten wir echte Probleme.“

Allerdings, und das zieht sich wie ein roter Faden durch die bisherige Saison, trifft der Champions-League-Sieger Frankfurt zu selten das Tor: Zehn Tore in sieben Ligaspielen sind nicht gerade berauschend. Gegen Topteams wie Wolfsburg oder jetzt die Bayern steht vorne gar die Null. Ein Umstand, der alle nervt. Selbst die sonst so stoische Kapitänin Kerstin Garefrekes reagierte leicht angesäuert auf die Frage, warum nach vorne so wenig geht: „Wir haben das Spiel klar dominiert, was verlangt ihr noch?“ Dabei kennt sie die Antwort selbst. Trainer Colin Bell gab sie stellvertretend: „Uns fehlt momentan im Strafraum die Geilheit, unbedingt ein Tor machen zu wollen.“

© Picture-Alliance

Kerstin Garefrekes (links) müht sich vergebens, Gina Lewandowski und die Bayern siegen.


1. FFC Frankfurt - Bayern Muenchen

© Picture-Alliance

Kerstin Garefrekes (links) müht sich vergebens, Gina Lewandowski und die Bayern siegen.


Man könnte es auch mangelnde Abgebrühtheit nennen. Die haben sich die Bayern-Frauen mittlerweile angeeignet. Schon gegen Wolfsburg zu Beginn der Saison machten sie aus wenig viel: ebenfalls ein 1:0 trotz drückender Überlegenheit des Gegners. Dieses Mal reichten ein halbe Chance und ein bisschen Dusel: Nach 22 Minuten holperte von rechts ein nicht wirklich zwingender Freistoß von Leonie Meier an den linken Pfosten, nach zwei Abprallern landete der Ball unvermittelt vor dem Fuß der ehemaligen FFC-Verteidigerin Gina Lewandowski, die zum 1:0 einschoss.

„Die Führung war etwas glücklich“, gab Wörle zu. Gegen sechs, teilweise acht defensiv orientierte Münchnerinnen kam der FFC nun erst recht kaum noch ins Spiel. Lediglich zweimal noch gelangten die Frankfurterinnen im zweiten Abschnitt aussichtsreich vor das Bayern-Tor. Nach 56Minuten suchte Neu-Nationalspielerin Mandy Islacker zu hastig den Abschluss und verzog den Ball. In der 88.Minute hatte Laura Störzel eine gute Kopfballposition, bekam aber keinen Druck dahinter. Die Münchnerinnen hatten keine klare Chance mehr, verwickelten den FFC aber geschickt in Mittelfeld-Scharmützel.

Neue App


Frankfurter Allgemeine – Der Tag

Das neue Angebot für den klugen Überblick: Die wichtigsten Nachrichten und Kommentare der letzten 24 Stunden – aus der Redaktion der F.A.Z.

Mehr erfahren

Am Ende waren es nur Kleinigkeiten, die dem FFC fehlten, doch die summierten sich: Weil im Umschaltspiel oft das Tempo fehlte, kam es auch zu keinen Überzahlsituationen. Und wenn mal ein Ball in den Strafraum segelte, war entweder das Timing schlecht oder die Ballverarbeitung. Sicher, das sollte man nicht vergessen, dem 1. FFC fehlt seit Saisonbeginn verletzungsbedingt Nationalspielerin Dzsenifer Marozsán. Eine, die das Spiel gestalten kann und auch herausragende und dringend benötigte Freistoßqualitäten hat. Doch die 23-Jährige wird frühestens in vier Wochen wieder auflaufen können.

So lange muss sich der FFC irgendwie durchkämpfen. Zwar hat er nun schon sechs Punkte Rückstand auf die Bayern; im Rennen um den finanziell so wichtigen Champions-League-Platz ist angesichts der ebenfalls schwächelnden Konkurrenz aber noch alles drin. Nur im DFB-Pokal – eigentlich eine FFC-Domäne – könnte es eng werden: Da geht es nächsten Sonntag schon wieder gegen die Bayern, dieses Mal in München. „Aber ich habe heute keine Lust, daran zu denken“, sagte eine frustrierte Kerstin Garefrekes. Wer will ihr das verdenken?

This entry was posted in DE and tagged by News4Me. Bookmark the permalink.

About News4Me

Globe-informer on Argentinian, Bahraini, Bavarian, Bosnian, Briton, Cantonese, Catalan, Chilean, Congolese, Croat, Ethiopian, Finnish, Flemish, German, Hungarian, Icelandic, Indian, Irish, Israeli, Jordanian, Javanese, Kiwi, Kurd, Kurdish, Malawian, Malay, Malaysian, Mauritian, Mongolian, Mozambican, Nepali, Nigerian, Paki, Palestinian, Papuan, Senegalese, Sicilian, Singaporean, Slovenian, South African, Syrian, Tanzanian, Texan, Tibetan, Ukrainian, Valencian, Venetian, and Venezuelan news

Leave a Reply