Es klingt paradox, stimmt aber: Der G-8-Gipfel in Bayern im Juni 2015 bremst die Einfhrung des Digitalfunks fr die Feuerwehren im Kreis Neu-Ulm. Bislang wurde keines der gut 200 Fahrzeuge umgerstet.

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Knftig sollen bei Einstzen der Feuerwehr digitale Funkgerte benutzt werden. Die Einfhrung der Gerte verzgert sich aber.
Mit groem Tamtam hat Bayerns Innenminister Joachim Herrmann im Juli den Startschuss gegeben fr den Digitalfunk bei den Feuerwehren. Die Premiere erfolgte im Kreis Mnchen. „Aufbau und Inbetriebnahme des Digitalfunknetzes in Bayern sind auf der Zielgeraden“, verkndete Herrmann in einer Pressemitteilung. Das hrte sich gut an – die Realitt ist allerdings eine andere, wie der Neu-Ulmer Kreisbrandrat Bernhard Schmidt berichtet: „Die Einfhrung des Digitalfunks steht. Ich denke, das verzgert sich um rund ein Jahr.“ Eigentlich htte die Einfhrungsphase, die so genannte Migration, im Mrz 2014 starten sollen.
Grund dafr ist laut Schmidt der G-8-Gipfel, der im Juni 2015 im oberbayerischen Schloss Elmau bei Garmisch-Partenkirchen stattfindet. Whrend des Gipfels sollen die „Behrden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben“ per Digitalfunk kommunizieren. „Das ist deshalb sicherlich auch ein Prestigeprojekt fr den Freistaat.“
Um das Netz dafr vorzubereiten, seien alle Krfte des Innenministeriums dorthin beordert worden. Also auch die Berater, die die Einfhrung des angeblich abhrsicheren Behrden-Digitalfunks in den Kreisen htten betreuen sollen.
Ohne deren Hilfe geht nichts voran. Also ist auch die erforderliche Umrstung der Feuerwehrfahrzeuge gestoppt. Alle rund 200 Fahrzeuge, die im Landkreis eingesetzt sind, mssen mit neuen Funkgerten ausgestattet werden. Die Kosten dafr haben die Kommunen zu tragen, die auf Schmidts Drngen hin bereits Geld bereitgestellt haben. „Das mssen die Gemeinden eben ins nchste Jahr schieben.“
Anschaffen mssen die Kommunen zudem hunderte neue Handsprech-Funkgerte, Stckpreis: etwa 700 Euro. Allerdings bekommen nicht alle 3500 Feuerwehrleute im Kreis ein Gert – anders als beim digitalen Meldeempfnger, auf denen Alarmierungen eingehen. Der Freistaat gewhrt einen Zuschuss von bis zu 80 Prozent der Kosten. Die Zuschussantrge drfen allerdings erst gestellt werden, wenn klar ist, wann des Testphase startet.
Bei den Funkgerten gebe es einen „Investitionsstau“, sagt Schmidt. Teilweise seien alte, aber zuverlssige analoge Handsprech- und Fahrzeugfunkgerte im Einsatz. Schmidt strebt eine gemeinsame Ausschreibung fr alle Feuerwehren in den Leitstellenbereichen Donau-Iller und Allgu an, so dass alle Wehren den selben Typ Funkgerte bekommen. Erzwingen knne man dies aber nicht: Denn anders als bei der Polizei, wo das Land die Hoheit hat, gehren die Feuerwehren zu den kommunalen Pflichtaufgaben. Jede Gemeinde kann ihre Wehr so ausrsten, wie sie das mchte.
Umgerstet werden mssen ferner die Integrierte Leitstelle Donau-Iller in Krumbach, die Kreiseinsatzzentrale in Neu-Ulm sowie die Gertehuser der sieben Sttzpunktwehren. Die Schulung der Feuerwehrleute ist teilweise angelaufen.
Immerhin: Die Infrastruktur steht schon. Acht Sendemasten sind in den vergangenen Jahren gebaut worden: in Altenstadt, Bellenberg, Buch-Ritzisried, Illertissen, Oberelchingen, Pfaffenhofen-Beuren, Senden und Weienhorn-Wallenhausen. Acht Masten fr einen Kreis – das sei wenig, sagt Schmidt: Allein in der Gemeinde Oberstdorf htten ebenso viele gebaut werden mssen, der Berge wegen.
Wenn alles steht, wird in einer Grobung getestet, wie zuverlssig das neue Netz funktioniert. „Wir werden dann extra bestimmte Gebiete anfahren, wo wir Funklcher vermuten“, sagt Schmidt. Er gehe aber nicht davon aus, dass es Lcken gibt. Schlielich habe der Freistaat auf die bundesweit bliche, in Programmen errechnete Versorgungssicherheit noch einmal 20 Prozent draufgesattelt, mehr Masten mussten gebaut werden.
Einstweilen aber mssen die Sprudelflaschen groen Analog-Funkgerte bei der Feuerwehr eben weiter ihren Dienst tun.
Modern und abhrsicher kommunizieren
Behrdenfunk Knftig werden in ganz Bayern „Behrden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben“ mithilfe des modernen, abhrsicheren Digitalfunks kommunizieren. So verkndet es das bayerische Innenministerium auf seiner Webseite. Dazu zhlen rund 450.000 Helfer von Feuerwehr, Katastrophenschutz, Rettungsdienst, Technischem Hilfswerk, Zoll sowie die Polizisten von Bund und Lndern.
Radio Anders als beim derzeitigen analogen Funknetz knnen Privatleute den Sprechverkehr dann nicht mehr abhren. Der heute genutzte analoge Funkbereich endet dort, wo die ersten Radio-Sender beginnen. Mit alten Radios ist der Funkempfang mglich, was aber verboten ist – genauso wie der Einsatz spezieller Abhrgerte.