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Das Münchner Forum für Islam erklärt Flüchtlingen in einer Broschüre, wie sie sich in ihrer neuen Heimat integrieren können.
Die Startauflage beläuft sich auf 26 000 Exemplare: 1000 in Deutsch, 10 000 in Englisch, 15 000 in arabischer Sprache. Adressaten sind Flüchtlinge und Migranten, die nach München, nach Bayern gekommen sind. Herausgeber der vierzehnseitigen Broschüre ist das Münchner Forum für Islam (MFI), beteiligt ist aber auch die städtische Fachstelle für Demokratie, die 3000 Euro für die Druckkosten beigesteuert hat. Der Name der Broschüre ist Programm: “Willkommen in Deutschland – Wegweisung für muslimische Migranten zu einem gelingenden Miteinander in Deutschland.” Organisationen, die sich um Flüchtlinge kümmern, können das Heft beim Islam-Forum bestellen.
Alt-Oberbürgermeister Christian Ude, der dem MFI-Kuratorium vorsteht, sagte bei der Präsentation der Broschüre am Dienstag: “Für die jungen Menschen, die erst einmal hilflos in einem neuen Lebensumfeld stehen, ist es außerordentlich wichtig, dass es eine islamische Stimme gibt, die sie über die hier gültigen Grundregeln informiert.” Auch für den MFI-Vorsitzenden und Penzberger Imam Benjamin Idriz ist das Heft ein bedeutender Beitrag zur Integration von Menschen, denen die deutsche Kultur fremd ist. Idriz möchte den meist muslimischen Flüchtlingen vermitteln, dass “der Islam kein Hindernis für eine gelungene Integration ist, sondern dass er, im Gegenteil, die Integration fördert”.
Im ersten Kapitel widmen sich die Autoren der Handreichung den hiesigen Gepflogenheiten bei der Begrüßung: “In Bayern wird man traditionell mit ,Grüß Gott’ begrüßt. Weil Muslime gern und jeden Tag von, über und mit Gott sprechen, ist ,Grüß Gott’ auch islamisch ganz korrekt und eine Art bayerisches ,as-salamu aleikum’.” Neben weiteren Erklärungen – “in Deutschland schütteln sich sowohl Männer als auch Frauen gegenseitig die Hände” – ist hier wie in jedem Kapitel ein passender Koran-Vers hinzugefügt: “Wenn ihr mit einem Gruß gegrüßt werdet, grüßt mit einem schöneren zurück oder erwidert ihn.”
Die Verfasser der Broschüre berufen sich auf einen aufgeklärten Islam, in dem Fundamentalismus, Intoleranz oder gar Gewalt keinen Platz haben. In ihrer Auslegung des Koran ist die Demokratie dasjenige politische System, das den “Prinzipien und Lehren des Islam am meisten entspricht”. Wer sich entschlossen habe, in Deutschland zu leben, sei folglich “vom Koran verpflichtet”, Gesellschaftsverträge wie das Grundgesetz “zu achten und zu erfüllen”. Religion und demokratischer Staat seien keine konkurrierenden Systeme. Entsprechend hätten auch Muslime die Pflicht, die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau anzuerkennen – so wie es deutsches Recht vorsehe. Dies stehe auch im Einklang mit den Worten des Propheten. Hingegen sei die Vollverschleierung von Frauen ebenso wenig “islamisch erforderlich” wie etwa die Polygamie.
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Was es in Job und Zusammenleben zu beachten gibt
Generell weist die MFI-Broschüre darauf hin, dass in Deutschland Religionsfreiheit herrsche. Andere Religionen zu achten, gehöre zum gesellschaftlichen Fundament. “Wie in allen Dingen ist auch in Glaubensangelegenheiten Maß zu halten, Exzess und Übertreibung sind zu meiden.” Den in Deutschland angekommenen Flüchtlingen empfehlen die Autoren, so schnell wie möglich die deutsche Sprache zu lernen und die vielen Bildungsangebote für Erwachsene und Kinder zu nutzen. Mit Blick auf die Arbeitswelt heißt es weiter: “Eine gut integrierte und erfolgreiche Person ist diejenige, die fleißig und aufrichtig arbeitet, ihre Arbeit in hoher Qualität ausführt.” Auch in dieser Sache zitiert die Broschüre den Koran: “Wer arbeitet und Gutes tut, ob Mann oder Frau, und dabei gläubig ist, den werden Wir bestimmt ein angenehmes Leben leben lassen.”
Auch mit Regeln des alltäglichen Zusammenlebens in Deutschland will das Islam-Forum die Flüchtlinge vertraut machen. Demzufolge solle man sich – auch das lehre im Übrigen der Prophet – nicht in die Privatangelegenheiten anderer Leute einmischen. Des weiteren weist die Broschüre auf die hierzulande geltende Sonntags- und Nachtruhe hin. Aber auch an den übrigen Tage sei Rücksichtnahme geboten: “Grundsätzlich sollten Gespräche, Musik oder auch die Koranrezitation nicht so laut sein, dass andere sich gestört fühlen.” Ferner wird den Migranten empfohlen, auf Sauberkeit zu achten, den Müll zu trennen und die Umwelt zu schonen.
Abschließend beschwören die Verfasser die Toleranz gegenüber unterschiedlichen Religionen und Glaubensrichtungen. “Die neuen Migranten müssen sich dessen bewusst sein, dass sie in einer Gesellschaft leben, die ihnen ermöglicht hat, ihr religiöses, kulturelles und soziales Leben auszuleben ( . . . ) Dieser Toleranz müssen wir als Muslime selbst mit Toleranz begegnen.”