9. Spieltag: Sterling-Dreierpack – ManUnited und “Mou” jubeln
Leidenschaft, Feuer, “marschieren von der ersten bis zur letzten Sekunde” – das hatte Klopp von seinen Spielern im Vorfeld gefordert. Und sie gehorchten: Auch ohne die verletzten Henderson, Lovren, Ings, Gomez, Firmino, Benteke und kurzfristig auch noch ohne Topstürmer Sturridge (Knieprobleme) legten die Reds donnernd los, pressten früh, rannten jedem Ball hinterher und hatten die erste dicke Chance: Nationalspieler Can, der auf seiner Lieblingsposition im Mittelfeld beginnen durfte, leitete eine Ecke per Kopf zu Sturridge-Vertreter und Startelfdebütant Origi weiter, der aus kurzer Distanz an die Unterkante der Latte köpfte (10.).
Die Defensive der Gäste, von Klopp wie erwartet in einer Vierer- statt zuletzt einer Dreierkette formiert, war zunächst aufmerksam; die spielstarken Spurs (ohne den am Fuß verletzten Son) kamen zunächst gar nicht zur Entfaltung, was Klopp nah an der Seitenlinie zwar immer wieder wild gestikulierend, aber sichtlich zufrieden registrierte. Seine ersatzgeschwächte Truppe erfüllte seine Vorgaben, versuchte sich immer wieder erfolgreich im Gegenpressing.
Mignolet hält Liverpool im Spiel
Fehlerfrei war sie jedoch nicht – und deshalb kam bald Keeper Mignolet ins Spiel: Erst verhinderte er mit einer Traumparade gegen den früh für den angeschlagenen Chadli eingewechselten N’Jie das 0:1, indem er noch seine Fingerspitzen an den Außenristschuss bekam (28.). Dann fuhr er gegen Kane, der nach einem Missverständnis allein vor Mignolet aufgetaucht war, erfolgreich den Fuß aus (37.). Spätestens als N’Jies Fernschuss nur knapp über die Latte strich (41.), dürfte Klopp mit dem torlosen Pausenstand einverstanden gewesen sein.
Auch nach dem Wechsel war nicht zu übersehen, dass Liverpool mit großen Personalproblemen zu kämpfen hat, Origi blieb trotz seiner Großchance zu Beginn beispielsweise blass. Doch Klopps Elf schaffte es mit hohem läuferischem und kämpferischem Aufwand, Tottenham, das seit dem ersten Spieltag ungeschlagen ist, vom eigenen Tor fernzuhalten – so entwickelte sich eine höhepunktarme zweite Hälfte.
Can verpasst den “Lucky Punch”
Die Schlussphase zeigte dann, dass es ein gerechtes Remis war: Mignolet wehrte einen Kane-Schuss zur Seite ab (84.), sein Gegenüber Lloris streckte sich bei einem Can-Versuch vergeblich – der Hammer aus 20 Metern rauschte knapp am linken Pfosten vorbei (89.). Das wäre der “Lucky Punch” gewesen, doch Klopp, der in Mainz (1:0 gegen Duisburg) und Dortmund (3:2 in Leverkusen) jeweils mit einem Sieg gestartet war, dürfte auch so mit seiner Premiere leben können. Seine Mannschaft hat gute Ansätze gezeigt, aber auch, dass sich ihre Probleme nicht binnen weniger Tage beheben lassen.
Rooneys Misere endet: ManUnited rehabilitiert sich mit Schweinsteiger
Überschattet wurde der neunte Premier-League-Spieltag von einer traurigen Nachricht: Howard Kendall, der mit dem FC Everton als Spieler und Trainer Meister wurde, ist im Alter von 69 Jahren gestorben – auch Manchester United kondolierte. Die Punkte aus dem Goodison Park nahmen die Red Devils am Nachmittag trotzdem gnadenlos mit: Schneiderlin nach einer Ecke und Herrera nach einer Rojo-Flanke sorgten für einen frühen Doppelschlag (18./22.), von dem sich Everton auch wegen Torwart de Gea nicht mehr erholte. Rooney legte gegen seinen Ex-Klub sogar noch den 3:0-Endstand nach (62.), es war sein erstes Liga-Auswärtstor seit fast einem Jahr. Schweinsteiger arbeitete 73 Minuten lang daran mit, das 0:3 bei Arsenal vergessen zu machen und sich oben zu festzubeißen.
Sterling trifft dreimal – Chelsea jubelt mit Baba
Manchester City kamen die Van-Gaal-Schützlinge trotzdem nicht näher: Der Spitzenreiter gab sich auch ohne Aguero und Silva, die sich bei ihren Nationalmannschaften verletzt hatten, gegen Aufsteiger Bournemouth keine Blöße. Millionenmann Sterling traf schon vor der Pause dreimal (7., 29., 45.+3), Aguero-Ersatz Bony steuerte zwei weitere Tore zum 5:1-Sieg bei (11.). Auch De Bruyne, der zumindest einen Assist sammelte, strotzte vor Spielfreude gegen die angereisten “Kirschen”, mit denen man Mitleid haben muss: Fünf Stammkräfte hatte der Klub mit dem kleinen Etat schon verloren (zum Teil monatelang), beim Aufwärmen musste dann auch noch Keeper Boruc passen. Federici, die Nummer zwei, machte am Samstag keinen sicheren Eindruck.
Nur ein Punkt aus den letzten drei Pflichtspielen, der Offenbarungseid gegen Southampton (1:3), dazu die riesigen Nebenkriegsschauplätze von José Mourinho: Der FC Chelsea stand gegen Aston Villa unter Druck – und hielt ihm stand. Auch wenn die Treffer – Costa profitierte von einem Lescott-Patzer (34.), Hutton unterlief ein Eigentor (54.) – etwas glücklich zustande kamen, war der 2:0-Sieg des Meisters verdient. Der frühere Augsburger Baba spielte wegen Ivanovics Verletzung erstmals in der Premier League und blieb wie schon in der CL gegen Tel Aviv (4:0) ohne Gegentor. Chelsea verhinderte den Sturz auf die Abstiegsränge, auf denen sich Villa nach der fünften Liga-Niederlage hintereinander festgesetzt hat. Trainer Tim Sherwood muss um seinen Job bangen.
Özil bereitet doppelt vor: Arsenal bereit für die Bayern
Erster Verfolger von ManCity bleibt der FC Arsenal: Durch einen souveränen 3:0-Sieg bei Aufsteiger Watford (um den Ex-Bremer Prödl) blieben die Gunners zwei Punkte hinter dem Tabellenführer und sammelten wichtiges Selbstvertrauen vor dem anstehenden Champions-League-Heimspiel gegen den FC Bayern München. Nachdem das Ballbesitz-Plus in der ersten Hälfte noch ohne Ertrag geblieben war, brach eine Kombination über Özil den Bann: Der Nationalspieler spielte mit Cazorla vor dem Sechzehner Doppelpass, wurde dann im Strafraum unsanft vom Ball getrennt – doch Sanchez versenkte den Abpraller reaktionsschnell im Netz (62.). Elfmeter oder nicht, diese Frage war damit hinfällig. Sechs Minuten später bereitete Özil mit einem klugen Rückpass das 2:0 durch Joker Giroud vor, Ramsey traf schließlich zum 3:0 (74.).
jpe
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