Doha – Philipp Lahm zählt im Kader des FC Bayern mittlerweile zu den Routiniers. Besonders eine Personalie führt ihm das vor Augen. Doch der Kapitän fühlt sich bereit für große Taten.
Die Jahre gehen nicht spurlos an einem vorüber, diese Erfahrung bleibt selbst einem Philipp Lahm nicht erspart. Als der Kapitän des FC Bayern am Freitag stilecht in weißen Socken und Badelatschen im Medienzentrum des noblen Grand Heritage in Doha zum Pressetermin erscheint, wird ihm genau das vor Augen geführt.
Ob der 32-Jährige denn wisse, dass der erst 15 Jahre alte Nachwuchskeeper Christian Früchtl auch sein Sohn sein könnte, lautet die Frage, auf die Lahm die Kinnlade runterfällt. Großes Gelächter, Lahm rechnet, dann platzt es aus ihm heraus: “Bitter. Schön. Ich weiß jetzt ehrlich gesagt nicht, was ich darauf antworten soll.”
Das Eis ist gebrochen. Wobei: War es eigentlich schon davor, als sich Lahm bei Xabi Alonso unter die Journalisten mischt und selber eine Frage stellt (“Wie lernt man so schnell Deutsch?”). Man merkt: Der Kapitän ist gut drauf, das Trainingslager verläuft nach Plan, auch wenn “der Puls bei so einem Trainingsparcours schon mal in die Höhe schnalzt”. So müsse es aber sein, wenn man für den Rest der Saison den “maximalen Erfolg” anstrebt, wie Lahm bereits zuvor erwähnt hat.
Lahm hatte es nicht so leicht mit Effenberg und Kahn
Noch ein knapper Kommentar zu Xabi (“Er ist ein Vorbild, wie man sich in verschiedenen Ländern zu verhalten hat”), eine Einschätzung zu den anwesenden Jugendspielern (“Für mich war es nicht so leicht, unter einem Effenberg oder Kahn Fuß zu fassen”), dann dreht sich wieder alles um das eine Thema: Das Alter. Oder sagen wir besser: Die Zukunft.
Ob er denn Trainingslager wie dieses hier eines Tages vermissen wird? “Am Anfang nicht”, sagt er. “Klar, beim Physio zu sitzen und dumm daherzureden, werde ich schon vermissen. Den Rest: Nee!” Es ist schon ein Mysterium. Obwohl Lahms Vertrag noch zweieinhalb Jahre läuft, hat man den Eindruck, dass die Zeit danach wichtiger eingestuft wird als die davor. Vielleicht ist Lahm mit der Ankündigung seines Karriereendes für 2018 selbst ein bisschen dafür verantwortlich, vielleicht hat es aber auch damit zu tun, dass man sich einen FC Bayern ohne ihn nur schwer vorstellen kann.
Lahm will Fußball nach Karriere treu bleiben
Was er selber danach vorhat? “Ich mache mir schon meine Gedanken”, sagt er. Eine Karriere als Trainer hat er bereits ausgeschlossen und tat dies auch am Freitag noch einmal. Dem Fußball komplett den Rücken zu kehren, Sixtus-Badeöl hin oder her, kann er sich aber auch nicht vorstellen. Lahm: “Man sollte da bleiben, wo man sich am besten auskennt. Das ist für mich der Fußball.”
Ein weiteres Kapitel kann man ebenso getrost zu den Büchern legen, und zwar endgültig und definitiv: den DFB. Das Dress mit dem Adler wird sich Lahm nur noch im Garten überstreifen. Als Fan. Sein Plan für die Europameisterschaft in Frankreich, das erste Turnier nach der WM 2014, das er auf dem Schirm verfolgen wird: “Ich werde schöne Grillabende veranstalten und vor dem Fernseher die Daumen drücken”, freut sich Lahm. Eine altersgerechte Planung, soviel steht fest.
J. Carlos Menzel López
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