Löw zeichnet neues Sportdirektor-Profil
29.05.2013, 12:56 Uhr
| dpa
Joachim Löw braucht keinen Ersatz-Bundestrainer mehr beim DFB. (Quelle: dpa)
Miami (dpa) – Joachim Löw wünscht sich in Zukunft einen Sportdirektor beim DFB, der in erster Linie als Zuarbeiter für die von ihm verantwortete Nationalmannschaft tätig ist.
“Man sollte sich auf den Fußball in unserem Elitebereich konzentrieren”, mahnte Löw auf der USA-Reise der Nationalelf. Ein potenzieller Ersatz-Bundestrainer wie bei der Schaffung des Amtes 2006 muss der Nachfolger von Robin Dutt dagegen nicht mehr zwingend sein.
Aus Sicht von Löw soll der Sportdirektor vor allem für eine einheitliche Ausrichtung der Juniorenauswahlteams sorgen. “Schulung der Trainer, Ausbildung, Analysen, Personalentscheidungen in den U-Bereichen, das sind die ganz wichtigen Themen. “Darüber sollten wir uns Gedanken machen”, sagte Löw, der sich in Miami erstmals konkret in die hitzige Debatte um das Sportdirektorenamt einschaltete. DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock pflichtete Löw bei: “Die Funktion steht in ganz enger Nähe zur A-Nationalmannschaft.”
Einigkeit herrscht innerhalb des DFB, dass das Aufgabenprofil des Sportdirektors und die dafür erforderlichen Qualifikationen nach dem schon zweiten Wechsel eines Amtsinhabers in die Bundesliga neu zu definieren sind. “Wir müssen gucken, passt die Stellenbeschreibung noch, das ist nämlich eine sehr vielfältige Aufgabe”, sagte Sandrock. Vor Dutt, der nach nicht einmal einem Jahr beim DFB wieder als Trainer beim SV Werder Bremen arbeiten wird, war Matthias Sammer als Sportvorstand zum FC Bayern München gewechselt.
Als Sammer Anfang Februar 2006 als erster DFB-Sportdirektor auserkoren wurde, war dem damaligen Verbandspräsidenten Theo Zwanziger neben dessen Fußball-Stallgeruch auch wichtig, dass er mit dem Europameister von 1996 einen Bundestrainer-Ersatz im eigenen Hause hatte. In seinem jüngst veröffentlichten Buch hatte Zwanziger verraten, dass Sammer bei einem Fehlstart in die WM 2006 im eigenen Land zur sofortigen Ablösung von Jürgen Klinsmann bereitstand.
Zwanziger wollte gewappnet sein, nachdem sein Vorgänger Gerhard Meyer-Vorfelder nach dem spontanen Rücktritt von Teamchef Rudi Völler nach dem EM-Debakel 2004 wochenlang nach einem Nachfolger fahndete und dafür viel Kritik einstecken musste. Nun wird weiterhin “sportfachliche Kompetenz” gefordert, so Sandrock, aber nicht mehr unbedingt eine Qualifikation als Coach: “Ich schließe nicht generell aus, dass eine Person Trainererfahrung hat.”
Klinsmann wollte 2006 einen Fußball-Fremden, den damaligen Hockey-Bundestrainer Bernhard Peters, als ersten Sportdirektor zum DFB holen. Es war eine der vielen revolutionären Ideen des heutigen Nationaltrainers der USA. Es sei “wichtig, offen für neue Ideen und Sichtweisen zu sein”, begründete Klinsmann seinen allerdings vom DFB-Präsidium abgeschmetterten Peters-Plan.
Klinsmanns damaliger Mitstreiter und späterer Nachfolger Löw votiert nun für eine Begrenzung der Aufgaben: “Der Sportdirektor kann gar nicht für alles zuständig sein. Das ist undenkbar”. Beide bisherigen Amtsinhaber hätten “eine Vielzahl von Aufgaben” gehabt: “Breitensport, Trainerausbildung, Jugendarbeit, Verbände und so weiter”, zählte Löw auf. “Ich weiß nicht, ob man Säulen wie die Trainerausbildung oder den Breitensport, die relativ autark arbeiten, nicht separat aufstellen sollte und es dort auch Köpfe gibt.”
DFB-General Sandrock hat den Fahrplan für die kommenden Wochen vorgegeben. Erst müssten Inhalte und Strukturen des Amtes festgelegt werden. “Und am Ende kommt man zum Personal.” Einen Schnellschuss soll es trotz zahlreicher schon eingegangener Bewerbungen nicht geben. “Wir haben nicht den Zeitdruck, morgen oder übermorgen irgendwie eine Lösung zu präsentieren”, sagte Löw. Sandrock stimmte dem zu: “Druck ist ein schlechter Ratgeber. Wir werden Lösungen finden und auch insgesamt konzeptionell keinen Schiffbruch erleiden.”
Quelle: dpa
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