Am Sonntag meldet sich auch noch der Kaiser zu Wort. «Man hat in der Winterpause mit Xherdan Shaqiri und Pierre-Emile Højbjerg unnötig zwei Spieler abgegeben», wettert Franz Beckenbauer (69) mitten in der Bayern-Krise. Wie schon Ottmar Hitzfeld (66), der gesagt hatte: «Es war ein Fehler der Bayern, Shaqiri zu verkaufen.»
Doch auch 500 Kilometer südlich ist nicht alles eitel Sonnenschein. Xherdan Shaqiri kommt bei Inter Mailand nicht richtig auf die Beine. Anfang April wird er von den Lesern der «Gazzetta dello Sport» mit Mohamed Salah (Fiorentina) noch zum besten Transfer der Serie A gewählt. Kurz darauf verliert er seinen Stammplatz – und sitzt zuletzt sechs Mal in Folge auf der Bank.
«Ich bin ruhig», sagt der Nati-Star. «Ich beisse mich hier durch, gebe im Training Vollgas und stelle mich voll in den Dienst der Mannschaft. Wichtig ist, dass wir die Europa League noch erreichen. Und dass ich mich täglich körperlich verbessere.»
Seine Zuversicht schöpft Shaqiri aus verschiedenen Gesprächen mit dem Klub. Sein Management tauschte sich mit Inter aus. Um auszuloten, warum der Kraftwürfel zuletzt kaum spielte.
Doch die Klub-Verantwortlichen antworten dem Shaqiri-Clan, wie Trainer Roberto Mancini es in Interviews bereits sagte: «Wir wollen immer, dass alles schnell geht. Doch manchmal braucht ein neuer Spieler ein bisschen Zeit, bis er sich an die etwas andere Spielweise gewöhnt hat.»
Das sei vor vielen Jahren auch bei Michel Platini oder Marco van Basten der Fall gewesen, «zwei absoluten Weltstars». Und weiter: «Wir haben ihn im Januar zu Inter geholt, weil er hier eine grossartige Zukunft hat.»
Shaqiri selbst spürt, keine Vorbereitung in den Beinen zu haben. Als er Anfang Januar für 15 Millionen Franken von den Bayern zu Inter wechselt, läuft die Serie A bereits. Er ist körperlich nicht auf dem Stand, den er braucht. Shaqiri: «Erfolg braucht Zeit, und ich brauche Zeit für die Angewöhnung an die Serie A.»
Dank Hernanes-Sperre wird Shaq wohl gegen Juve spielen
Hinzu kommt: Als Trainer Mancini von einem 4-2-3-1-System mit Shaqiri als Flügel auf ein defensiveres 4-3-1-2 wechselt, beginnt Inter, Spiele zu gewinnen. Und der brasilianische WM-Fahrer Hernanes (kam 2014 für 25 Millionen Franken von Lazio) spielt gross auf. Zuletzt schoss der Regisseur am Sonntag zwei Tore beim 2:1-Sieg gegen Lazio Rom.
Doch in jenem Spiel bekam Hernanes auch eine Gelbe Karte – und ist nun am Samstag gegen Meister Juventus Turin gesperrt. Es gilt als wahrscheinlich, dass Shaqiri dann eine Chance bekommt, seine dürftige Bilanz von einem Treffer und zwei Assists auszubauen.
Trotzdem: Von der Spielpraxis her hat sich Shaqiris Wechsel von Bayern gelohnt. Bei Bayern spielte er in der Vorrunde 457 Minuten, bei Inter bereits jetzt insgesamt 1154 Minuten.