München – Für RTL analysiert Jens Lehmann in Zukunft die DFB-Spiele, für die tz befasste er sich erst einmal mit der Bundesliga – speziell mit dem Spiel der Spiele für seinen Ex-Verein S04. Das Interview!
Herr Lehmann, Ihr ehemaliger Klub steht schon vor einem Entscheidungsspiel – der FC Schalke muss nach einem Katastrophenstart heute gegen den FC Bayern ran.
Lehmann: Ich glaube, dass sie dieses Spiel noch verlieren dürfen. Aber ein Unentschieden oder gar ein Sieg wäre natürlich besser. Es ist auf jeden Fall leichter, jetzt gegen Bayern zu spielen als in drei Monaten. Mit den Neuzugängen und den vielen Verletzten sieht es derzeit noch ein wenig nach Umbruch aus, zudem stellt Pep Guardiola gerade sein System um. Auf der anderen Seite darf man die enorme Qualität der Einzelspieler nicht vergessen.
Wie gespannt sind Sie auf die ersten Einsätze der neuen Verstärkungen?
Lehmann: Gar nicht so sehr, denn ich kenne sie ja. Mehdi Benatia habe ich kennengelernt, als ich ein Praktikum beim AS Rom gemacht habe. Bei ihm sieht man gewisse Leaderqualitäten, wobei es natürlich auch dazugehört, die jeweilige Landessprache gut zu beherrschen.
Zudem sorgte der Wechsel von Xabi Alonso für Aufsehen.
Lehmann: Ja, und dieser Transfer hat mich verwundert. Denn 32 ist schon ein Alter – das ist ungewöhnlich für einen Spitzenverein, noch einmal so einen alten Spieler zu holen. Vielleicht ist die Not doch sehr groß! Und dann passt es: Alonso dürfte sofort präsent sein.
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Aus Torwartsicht: Verstehen Sie den Entschluss von Pepe Reina, zweiter Mann beim FC Bayern zu werden?
Lehmann: Ich hatte ihn vor vier Wochen getroffen, da erzählte er mir, dass er gern in Neapel geblieben wäre, allerdings wollte ihn Liverpool zurückhaben. Dort wäre er aber auch nicht erste Wahl gewesen. Und vor diesem Hintergrund hat er die für sich scheinbar beste Option gewählt. Hier lebt er in einer schönen Stadt, kommt in einen guten Klub, der die Champions League gewinnen kann.
Und aus Bayern-Perspektive? Strebt man eine Rotation im Tor an?
Lehmann: Das kann ich mir vorstellen! Ich habe das im Ausland auch so erlebt. Man hält die Spieler dadurch wachsam.
Nun sind es fünf Spanier im Kader.
Lehmann: Das stimmt. Aber ich kenne das: Bei Arsenal waren es insgesamt zehn Franzosen – und es hat hervorragend funktioniert! Natürlich gibt es immer ein bisschen Grüppchenbildung, aber es wird nicht dazu kommen, dass es an der Säbener Straße nur noch Paella gibt. Die Verantwortlichen werden die Spieler danach ausgesucht haben, dass sie sich nicht zu sehr abschotten.
Interview: mic