Integrationspreise mit Signalfaktor

Soziales

Zwei Initiativen aus Nürnberg und München unterstützen Migranten und zeigen, wie Miteinander in Deutschland gut funktioniert.

Von Christine Schröpf, MZ

Ein bayerischer Integrationspreis für Kamile Erdemir (3.v.l.) vom Verein TIM. Der Asylpreis ging an Verena Stadler (3.v.r.) und Bernhard Vornehm (r.). Foto: Poss

München.Kamile Erdemir hat vor 28 Jahren in Nürnberg den Grundstock gelegt: Der türkisch-deutsche Verein TIM zur Integration behinderter Menschen war zuerst ein Stück Selbsthilfe. Ihr Sohn Gürkan, inzwischen 46, leidet seit der Kindheit unter den Folgen einer Gehirnhautentzündung. Sie wollte ausloten, welche Unterstützungsangebote es in der neuen Heimat Deutschland gibt. Aus TIM wurde nach und nach ein großes internationales Projekt für Menschen mit und ohne Migrationshintergrund, inzwischen werden auch Senioren betreut. Es gibt nun 46 ehrenamtliche Helfer, Angebote in 15 verschiedenen Sprachen – vom Fahrradtraining für Frauen bis zum Gedächtniskurs – und seit Donnerstagabend auch eine neue, wichtige Auszeichnung: Erdemir und ihr Team wurden in München mit dem bayerischen Integrationspreis gewürdigt, den Landtagspräsidentin Barbara Stamm, Sozialministerin Emilia Müller und der bayerische Integrationsbeauftragte Martin Neumeyer zum inzwischen zweiten Mal gemeinsam vergeben.

Ziel ist auch eine Signalwirkung. Ehrenamtliches Engagement habe bei der Integration eine Schlüsselfunktion, sagt Müller. Angesichts wachsender Flüchtlingszahlen bekämen vorbildliche Projekte eine immer größere Bedeutung, ergänzt Stamm. Ihr ist es wichtig, zu betonen, dass Bayern die Bedeutung der Integration nicht erst in der Flüchtlingskrise entdeckt hat. Einen ersten Vorläufer-Preis gab es schon vor vier Jahren.

Neumeyer rechnet damit, dass sich TIM nun weitere Türen öffnen. Er bezeichnete den mit 3000 Euro dotierten Integrations-Preis ein wenig scherzhaft als „den Oscar aller Auszeichnungen“. Seit heuer gibt es ihn auch noch in einer weiteren Kategorie: Der neu geschaffene „Asylpreis“ – dotiert mit 1000 Euro – wurde an den Verein „Lernwerkstatt Halle 36“ vergeben, der in der Erstaufnahmeeinrichtung in der Münchner Bayernkaserne unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen erste Einblicke in Handwerksberufe gibt. Vorsitzende ist Verena Stadler, die neben ihrem Ehrenamt Bauingenieurswesen studiert. Zur Seite steht ihr Bernhard Vornehm, Inhaber eines Heizungs- und Sanitärbetriebs. „Es geht auch darum, Talente auszuloten“, sagt er. Schnupperwochenkurse gibt es für potenzielle Maler, Elektriker, Heizungsbauer, Trockenbauer und Schreiner. Und auch deutsche Tugenden wie Pünktlichkeit würden trainiert, sagt Vornehm. Es gebe damit aber nur in Ausnahmefällen Probleme. Sprachbarrieren werden ziemlich locker übersprungen. „Handwerk lebt auch vom Zeigen.“

Christine Schröpf

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