München – Einbrüche, Drogen, gefälschte Papiere: Organisierte Verbrecherbanden sind auch in Bayern weiterhin aktiv. Erstmals standen im vergangenen Jahr Eigentumsdelikte an der Spitze der Statistik. Auch in den bayerischen Fällen sind die meisten Tatverdächtigen Deutsche.
Am frühen Morgen des 9. September 2014 schlug die Polizei zu. Über 700 Beamte durchsuchten insgesamt 138 Privatwohnungen und andere Objekte im Großraum München, in Deutschland, in ganz Europa. Unter der Leitung des Bayerischen Landeskriminalamts (LKA) und der Staatsanwaltschaft München I gingen die Polizisten gegen eine internationale Fälscherbande vor. Ein 40-jähriger Moldawier und seine 34-jährige Ehefrau wurden festgenommen. Sie werden verdächtigt, falsche Reisepässe, Identitätskarten und Führerscheine hergestellt zu haben. Für Preise zwischen 250 und 1500 Euro verkauften sie die Dokumente in ganz Europa.
Es ist nur ein Fall aus dem vergangenen Jahr, in dem das Bayerische LKA gegen Organisierte Kriminalität (OK) vorging. Am Montag hatte Bundesinnenminister Thomas de Maizière in Berlin den Lagebericht Organisierte Kriminalität vorgestellt. Von den insgesamt 571 Ermittlungsverfahren in Deutschland wurden 67 Fälle in Bayern registriert, 53 davon von bayerischen Dienststellen bearbeitet.
Zum ersten Mal: Eigentumsdelikte auf Platz eins
Erstmals standen bei den OK-Verfahren in Bayern im vergangenen Jahr Eigentumsdelikte an erster Stelle. 17 Fälle verzeichnete das LKA in diesem Bereich, 9 davon in Verbindung mit Kraftfahrzeugen. Wie in der bundesweiten Statistik nehmen also auch in Bayern Diebstähle und Einbrüche durch organisierte Banden zu – auch wenn keine „deutliche Mehrung von Massendelikten zu verzeichnen ist“, wie das LKA gestern auf Nachfrage angab. Manche Taten, wie etwa der Raubmord von Meiling (Kreis Starnberg) von Anfang September, bei dem eine rumänische Einbrecherbande einen Rentner getötet hat, werden allerdings nicht als OK-Fälle geführt. „Das fällt bei uns unter Kapitaldelikte“, heißt es bei der Staatsanwaltschaft München II. Nicht alle Kriterien für Organisierte Kriminalität seien in diesem Fall erfüllt.
Nach der Eigentumskriminalität folgen in der bayerischen Statistik Rauschgifthandel und -schmuggel (bundesweit auf Platz eins) und Wirtschaftkriminalität.
Bei den Tätern Deutsche an Platz eins
In der Zusammensetzung der Tatverdächtigen zeigt die Erfahrung, dass immer dieselben Nationalitäten in den „Top 10“ vertreten sind. Den mit Abstand höchsten Anteil aller Tatverdächtigen bilden deutsche Staatsangehörige (251 im Jahr 2014). Danach folgen Tatverdächtige aus Polen (69), Rumänien (62), der Türkei (46) und dem Irak (25). Auch in Bayern schlägt sich damit der bundesweite Anstieg von neu ermittelten rumänischen und georgischen Tätergruppen in der Organisierten Kriminalität nieder – „wenn auch bei niedrigen Gesamtzahlen“, so das LKA.
Auch in Bayern gibt es Rockerbanden und die Mafia
Die klassischen Vertreter der Organisierten Kriminalität – Rockerbanden und die Mafia – sind auch in Bayern präsent. Obwohl im Freistaat nahezu alle großen internationalen Rockergruppierungen vertreten sind, ist das Strafaufkommen aber eher niedrig. Vier Ermittlungskomplexe wurden im vergangenen Jahr beim LKA gemeldet. Dabei ging es vornehmlich um Drogenhandel und Gewaltdelikte.
Außerdem wohnen in Bayern eine Reihe von Personen, die die Polizei mit der italienischen Mafia in Verbindung bringt. Zwar geht das LKA nicht davon aus, dass diese Personen den Freistaat nur als Rückzugsraum nutzen, dennoch gelinge es nur in Einzelfällen, OK-relevante Straftaten nachzuweisen.
Durch die im vergangenen Jahr bekannt gewordenen Fälle von Organisierter Kriminalität entstanden in Bayern Schäden von mindestens 39 Millionen Euro. Dabei war der Schaden von einer ganzen Reihe von Fällen noch nicht beziffert und im Bereich des Drogenhandels wird grundsätzlich kein Schaden für die Statistik ermittelt.
Dominik Göttler
Dominik.Goettler@merkur.de
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