In brauner Brühe

von Patrick Guyton

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Foto: dpa

Deggendorf in Bayern ist am schlimmsten von den Fluten betroffen. Zwei Dämme sind gebrochen

Dass es eine Autobahn gibt oder Deggendorf einen Hafen an der Donau hat, das lassen die Bilder aus der Luft nicht erahnen. Denn man sieht nur eines: braune Wassermassen überall. Alles andere scheint versunken – Straßen, Häuser, Autos. Gestern hat die Hochwasserlage in der niederbayerischen Stadt und in deren Umkreis einen neuen Höhepunkt erreicht. Deggendorf war am Donnerstag am schlimmsten vom Hochwasser betroffen. Für die kommenden zwei Tage erwartet die Stadtverwaltung, dass der Donaupegel in etwa bei dem jetzigen Stand von acht Metern bleibt. Die Situation entspannt sich demnach nicht.

Mittlerweile mussten drei Dutzend Orte und Stadtteile evakuiert werden, 6500 Menschen sind davon betroffen. Sie sind meist zu Verwandten und Bekannten gezogen, nicht sehr viele nehmen die Übernachtungsplätze in öffentlichen Notunterkünften in Anspruch. „Kein Mensch ist mehr drin, es ist alles leer“, sagt etwa Josef Kreza, Einwohner im Deggendorfer Stadtteil Natternberg, der noch in der Nacht evakuiert worden war. Eine Frau aus Deggendorf erzählt von der Nachbarin mit eineinhalb Jahre alter Tochter: „Ich habe ihr noch beim Autopacken geholfen. Nur das Nötigste. Dann ist sie abgefahren und ich auch.“

Die Helfer vom Roten Kreuz, Technischem Hilfswerk (THW) und der Feuerwehr versuchen, die Dämme zu sichern, retten Menschen aus überfluteten Häusern, leisten Versorgung mit Booten. „Wir haben 36 Stunden durchgearbeitet und Sandsäcke abgefüllt“, sagt etwa Friedhelm Bechtel von der Augsburger Berufsfeuerwehr. Seine Kollegen waren von Deggendorf zur Nothilfe angefordert worden. Am Volksfestplatz in Deggendorf sind Hubschrauber der Feuerwehr stationiert. Immer wieder fliegen sie zum Einsatz, um noch verbliebene Menschen aus ihren überschwemmten Häusern zu retten.

Da zwei Autobahnen gesperrt sind, an denen jetzt das totale Verkehrschaos herrscht, ist Deggendorf fast abgeschlossen von der Außenwelt. Von Westen her gelangt man nicht in die Stadt, die das Tor zum Bayerischen Wald ist. Vielmehr muss man auf Sträßchen um die ganze Region herumfahren, dann gelangt man von Osten vom Wald her in die Stadt hinein. Lediglich die „Waldbahn“ organisiert zusätzliche Zugverbindungen zwischen Deggendorf und Plattling.

Halten die verschiedenen Dämme oder nicht? Diese Frage quälte die Betroffenen den ganzen Tag über. Zwei sind schon gebrochen, die Ortschaften in der Umgebung mussten evakuiert werden. Um einen Damm bei Osterhofen wurde noch gerungen. Bayerns Ministerpräsident Seehofer, der die Region gestern besuchte, war sichtlich erschüttert nach einem Hubschrauberflug über die Hochwasser-Seenplatte. Die Lage sei „unbeschreiblich schlimm“, sagte er. Betroffene Familien und Kleinunternehmer sollen als erste Hilfe in den nächsten Tagen je 1500 Euro erhalten. Doch Seehofer bezweifelt, ob das reicht.

Verärgerung verursachten die vielen Schaulustigen, die es zum Hochwasser nach Straubing, Deggendorf oder Passau zieht. Dort kann man solche Besucher überhaupt nicht gebrauchen, sagt Markus Mühlbauer vom Landratsamt Straubing. „Katastrophentouristen gefährden sich und die Bewohner, blockieren die verbliebenen Zufahrtsstraßen und behindern die Arbeit der Rettungshelfer.“

In Straubing, das oberhalb von Deggendorf liegt, ist die Lage auch weiter angespannt. Regensburg vermeldet sinkende Pegel. Gleiches gilt für Passau, allerdings geht das Wasser dort nur langsam zurück. Die Bewohner der nicht mehr überfluteten Gebiete beginnen allmählich mit den Aufräumarbeiten. Die Passauer Altstadt allerdings steht weiterhin unter Wasser.


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