Immer mehr depressive Jugendliche in Bayerns Kliniken
In bayerischen Krankenhäusern landen immer mehr depressive Kinder und
Jugendliche. Innerhalb von zwölf Jahren hat sich die Zahl der
stationären Krankenhaus-Behandlungen bei den 10- bis 19-Jährigen im
Freistaat auf 1639 Fälle fast versechsfacht. Knapp zwei Drittel der
Patienten (65,2 Prozent) waren Mädchen oder junge Frauen. Darüber
informiert die Krankenkasse DAK-Gesundheit mit Bezug auf aktuelle Daten
des Statistischen Bundesamts für die Jahre 2000 bis 2012. Experten sehen
in der größeren Sensibilität für seelische Leiden eine der Ursachen
für den Anstieg. Trotzdem würden Depressionen im Kindes- und Jugendalter
noch immer zu oft übersehen.
Zählten die
bayerischen Krankenhäuser im Jahr 2000 nur 288 Fälle unter den 10- bis
19-Jährigen, waren es 2012 bereits 1639. Der Anstieg in Bayern
entspricht der Zunahme im Bundesgebiet. Im Verhältnis zur Gesamtzahl im
Bund ist der bayerische Anteil seit 2009 um 1,7 Prozent gestiegen, von
11,3 auf 13 Prozent (2012). Wie in sämtlichen Bundesländern gab es auch
in Bayern deutlich mehr weibliche als männliche Betroffene. Im Freistaat
sind junge Frauen mit einem Anteil von 65,2 Prozent fast doppelt so
häufig betroffen wie junge Männer.
Gottfried
Prehofer, Landeschef der DAK-Gesundheit in Bayern, sieht in der
Entwicklung auch ein Zeichen für veränderten Umgang mit psychischen
Erkrankungen: “Wir sind sensibler. Heute ist es weniger ein Makel, wenn
jemand an einer Depression erkrankt.” Warnzeichen würden viel eher
erkannt und depressive Störungen könnten frühzeitig behandelt werden.
“Das Risiko, dass die Depression einen chronischen Verlauf nimmt, kann
dadurch gesenkt werden.”
Die immense
Steigerungsrate stationärer Behandlungen sieht die Deutsche Gesellschaft
für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie
(DGKJP) als Ergebnis einer verbesserten Diagnostik. Im Verhältnis zur
Häufigkeit der Erkrankung sei die zunehmende Zahl der Klinikaufenthalte
aber eher noch gering, die meisten depressiven Kinder und Jugendlichen
würden gar nicht oder ambulant behandelt.
Viele
psychische Symptome, die als typische Merkmale einer Depression gelten,
können nach Einschätzung der DAK-Gesundheit auch normale Bestandteile
der pubertären Selbstfindung sein. Dazu gehören extreme
Stimmungsschwankungen, Antriebslosigkeit und abfallende Schulleistungen.
“Kommen aber körperliche Symptome wie anhaltende Kopfschmerzen,
Gewichtsverlust und Schlafstörungen dazu, sollten Eltern professionelle
Hilfe suchen”, erklärt Prehofer. Als Experten kommen spezialisierte
Psychotherapeuten oder Fachärzte für Kinder- und Jugendpsychiatrie und
-psychotherapie in Frage. Im Regelfall ist eine ambulante Behandlung
angemessen, nur bei gravierenden Indikationen wie Suizidgefahr empfiehlt
sich eine stationäre Behandlung.
Tabelle: Stationäre Behandlungsfälle depressiver Kinder und Jugendlicher (10 bis unter 20 Jahre) in bayrischen Krankenhäusern im Verhältnis zum Bund
Quelle: Statistisches Bundesamt
Foto: DAK