Bei einer Feierstunde in der Münchner Residenz wird Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) heute Abend offiziell das Bayerische Landesverzeichnis des immateriellen Kulturgutes der UNESCO mit insgesamt 13 Traditionen, Bräuchen und Festen präsentieren.
Zwei für Deutschland
Die Kultusministerkonferenz wird aus den Vorschlägen der Länder deutschlandweit zwei auswählen, die dann auch der UNESCO vorgeschlagen werden. Unabhängig davon dokumentiere die Liste das immaterielle Kulturerbe Bayerns.
“Als Kulturstaat wollen wir das immaterielle Kulturerbe dokumentieren, aber auch das Bewusstsein der Menschen für unsere großartigen und vielfältigen Traditionen schärfen. Diese tragen vor Ort in besonderer Weise dazu bei, Identität zu stiften. Lebendige Traditionen wie Musik, Tanz, Bräuche, Feste und Handwerkstechniken sind in Bayern unverzichtbar. Sie prägen das Alltagsleben mit.”
Ludwig Spaenle, bayerischer Kulturminister
Hopfen und Malz
Auf Platz eins steht die bayerische Brautradition nach dem Reinheitsgebot. Auf der Liste finden sich aber auch die Bad Hindelanger Alpwirtschaft mit ihren 19 hochalpinen Alpen im Hintersteiner Tal und dem berühmten Viehscheid. Jeden Sommer sind fast 4.000 Rinder, 250 Kühe und einzelne Pferde, Schafe und Ziegen auf den Sommerweiden auf bis zu 2.000 Metern Höhe. Sie verhindern, dass die Berghänge mit Büschen und Sträuchern zuwachsen.

Neunzehn hochalpine Alpen gibt es im Hintersteiner Tal. Diese Rinder stehen auf der Alpe Kühbach.
Passion und Markt
Aus Oberbayern hat es der Münchner Viktualienmarkt mit seiner besonderen, urbanen Markttradition auf die Liste geschafft. Dieser sei mit seiner gesellschaftlichen Komponente weitaus mehr als ein bloßer Ort des Handeltreibens. Außerdem vertreten: die weltbekannten Passionsspiele in Oberammergau. Das alle zehn Jahre von der Oberammergauer Bevölkerung aufgeführte Passionsspiel thematisiert das Leiden, Sterben und die Auferstehung Christi. Rund die Hälfte der Gesamtbevölkerung wirkt an dem Spiel mit.
Mittelalter-Tradition in Ostbayern
Aus Niederbayern hat das Ministerium die Goldhaubentradition im Raum Passau und die “Landshuter Hochzeit 1475” aufgenommen. Die Oberpfalz ist mit dem Drachenstich in Furth im Wald, dem Pfingstritt in Bad Kötzting und der handwerklichen Fertigung von Flachglas durch das Mundblasverfahren im Raum Waldsassen vertreten. Der Further Bürgermeister Sandro Bauer sieht in der Aufnahme eine “große Ehre” für die Stadt. “Wir versprechen uns, damit noch bekannter zu werden,” sagte der Bürgermeister dem BR.
Aus Niederbayern hat das Ministerium die Goldhaubentradition im Raum Passau …
Meistertrunk und Gärtnertradition in Franken
Die Franken erinnern künftig an die Dinkelsbühler Kinderzeche, den Rothenburger Meistertrunk und die Lindenkirchweih von Limmersdorf, wo alljährlich zur Kirchweih in der dafür eigens als “Ballsaal” gestalteten Krone des 1686 gepflanzten Lindenbaumes musiziert und getanzt wird. Auch die Gärtnereien in der Bamberger Regnitz-Aue hält das Bayerische Kultusministerium für schutzwürdig. Sie entstanden im 14. Jahrhundert und konzentrierten sich bis ins 19. Jahrhundert auf die Produktion von Gemüsesaatgut und Süßholz. Noch heute produzieren die Gärtner nach bewährter Tradition und vermarkten ihre Waren hauptsächlich auf dem Grünen Markt, in Hofläden und Restaurants.
Die Bundesrepublik ist erst 2013 dem UNESCO-Übereinkommen zur Erhaltung des “immateriellen Kulturerbes der Menschheit” beigetreten, weltweit sind es derzeit 161 Staaten. Bisher wurden vor allem Kulturstätten und Naturstätten als Weltkulturerbe ausgezeichnet. Die meisten Einträge verzeichnen China, Japan und Südkorea.







