Bisher nannte die Bayerische Bergwacht, die die finale Rechnung zusammenstellt, keine Summe. Einsatzleiter Klemens Reindl sagte nach der Rettung, dass sich die Helfer in erster Linie um die Rettung gekümmert hätten. „Wir haben sicher nicht zu viel getan, aber wir haben auch nicht aus Kostengründen etwas unterlassen, was notwendig gewesen wäre.“ Mit dem Rest müssten sich die jeweiligen Verwaltungen befassen.
Einsatzstunden müssen noch errechnet werden
Bisher sind nur einige Eckdaten bekannt. Für die insgesamt zwölftägige Rettungsaktion im Untersberg in Berchtesgaden von 8. bis 19. Juni standen laut Bergwacht Bayern 728 Rettungskräfte im Einsatz. Von den 202 Rettern, die sich direkt in dem engen und gefährlichen Schachtsystem der rund 1.000 Meter tiefen Höhle befanden, kamen einer ersten Auflistung zufolge 27 aus Deutschland, 42 aus Österreich, 89 aus Italien, 20 aus Kroatien und 24 aus der Schweiz.
Wie viele Einsatzstunden geleistet wurden, müsse erst errechnet werden, hieß es am Freitag von der Bergwacht Bayern. Auch die Materialkosten stehen noch nicht fest. Eine erste Übersicht werde es frühestens am Montag geben, so eine Sprecherin. Derzeit seien die Teams noch mit dem Rückbau beschäftigt, so müssten etwa alle Materialien aus der Höhle geholt werden. Zudem würde die Polizei auch noch alles für die Unfallerhebung absichern, die Höhle sei noch nicht freigegeben.
Viele Retter durchgehend im Einsatz
Der Salzburger Höhlenrettungsdienst hat seine Einsatzstunden ebenfalls noch nicht aufgelistet. Laut Angaben eines österreichischen Höhlenretters waren seit der Alarmierung bis zum Dienstag „immer 24 Stunden durchgehend“ 20 Personen im Einsatz. Bei der Berechnung der Kosten halte man sich an den Tarif der Bergrettung. „Das sind rund 40 Euro pro Einsatzstunde.“ Auch hier will man erst frühestens nächste Woche eine finale Rechnung vorlegen.
Im Normalfall würden die Kosten von der Versicherung des Verunfallten refundiert, sagte der Landesleiter des Salzburger Höhlenrettungsdienstes, Helmut Obermair. Die Rettungsaktion in der Riesending-Schachthöhle würde aber vom Umfang her einen normalen Einsatz bei weitem sprengen. Seinen Schätzungen nach könnte der Einsatz 200.000 Euro kosten, da sind aber die Kosten für die Hubschrauber noch nicht miteingerechnet.
Mehrere Hubschrauberflüge täglich
Während der Rettungsaktion fanden täglich mehrmals Hubschrauberflüge der bayerischen Polizei und der deutschen Bundespolizei statt. „Die Höhe der Kosten werden wir in Ruhe erörtern. Das wird sich erst in drei oder vier Wochen herauskristallisieren“, so Stefan Frey, Sprecher des Innenministeriums in München. Die österreichische Polizei verlangt für eine Einsatzstunde zur „Gefahrenerforschung“ mit dem Polizeihubschrauber rund 2.500 Euro, die Flugrettung des ÖAMTC verlangt knapp 80 Euro pro Hubschrauberflugminute bei Alpin-, Sport- und Freizeitunfällen.
Für einen zwei- bis dreitägigen Sucheinsatz nach einer vermissten Person mit täglich 30 Einsatzkräften entstehen laut Salzburger Bergrettung schnell Kosten von rund 30.000 Euro. Für mittellose Personen gibt es in Österreich eine Kulanzlösung, die Kosten werden aus einem mit Förder- und Sponsorengeldern gespeisten Hilfsfonds der Bergrettung beglichen. Etwas Vergleichbares gibt es laut „Spiegel“ (Onlineausgabe) auch in Deutschland, allerdings enthält der Fonds des Verbands der deutschen Höhlen- und Karstforscher (VDHK) derzeit 37.000 Euro.
Wer übernimmt Lohnfortzahlungen?
Die Einsatzkräfte selbst müssten sich in Österreich großteils von ihrem Arbeitgeber Urlaub oder freinehmen und die verlorenen Stunden später wieder einarbeiten, erklärt Bergrettungssprecherin Maria Riedler. Nur wenige Firmen würden den Lohn des Mitarbeiters während des Einsatzes auch fortzahlen. Laut „Spiegel“ unterstützt Bayern die Bergwacht einerseits bei den Kosten für das Material, andererseits auch bei den Lohnfortzahlungen und der Erstattung von Verdienstausfällen der vor Ort ehrenamtlich tätigen Helfer.
Üblicherweise übernehmen in Deutschland die Kommunen den Einsatz, wenn etwa staatliche Einrichtungen wie Polizei und Feuerwehr zum Einsatz kommen – vorausgesetzt Leib und Leben sind in Gefahr. Gebührengesetze in den einzelnen Bundesländern geben der Polizei oder Feuerwehr allerdings die Möglichkeit, Kosten für unnötige Einsätze zurückverlangen. Eine Rechnung wird auch bei grober Fahrlässigkeit oder Vorsatz verschickt.
Westhauser gilt als erfahren und seriös
Wer sich als Bergwanderer verirrt hat, aus Angst an einer gefährlichen Stelle nicht weiterkommt oder aus Leichtsinn in die hereinbrechende Dunkelheit geraten ist, muss für die Kosten eines Rettungseinsatzes „ohne medizinischen Grund“ aufkommen. Allerdings muss noch der Unfallhergang in der Riesending-Höhle geklärt werden. Im Fall der bayerischen Bergwacht kommen nach deren Angaben im Allgemeinen die Sozialversicherungsträger auf – dazu gehören Krankenkassen und Berufsgenossenschaften.
Kollegen bezeichnen Westhauser als besonders erfahren und seriös, einen Fehler seinerseits hält derzeit niemand für wahrscheinlich. Am Ende entscheidet laut „Spiegel“ das bayerische Staatsministerium, wem und wie viel der Kosten in Rechnung gestellt werden.
Links:
- Bergwacht Bayern
- Österreichische Höhlenrettung
- Riesending-Schachthöhle (Wikipedia)
- „Spiegel“-Artikel
Publiziert am 20.06.2014
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