HSV zerfällt gegen Bayern – Nur noch 95

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Beim 5:0 gegen den Hamburger SV deutet der FC Bayern an, zu welchem Spektakelfußball er in dieser neuen Saison in der Lage zu sein scheint.

Maik Rosner, Jahrgang 1976, zog nach vier Jahren als Redakteur der Nachrichtenagentur Sport-Informations-Dienst 2009 nach Südafrika, um als freiberuflicher Korrespondent zu arbeiten. Seither schrieb und schreibt er für Zeitungen und Internetportale, darunter für die Financial Times Deutschland, Frankfurter Rundschau, Berliner Zeitung, Neue Zürcher Zeitung und Süddeutsche Zeitung. Lebt seit Mitte 2010 wieder in München und bereist von dort aus gern die Welt, auch die fernab des Sports.

Wie Gerd Müller den Bundesligaauftakt verfolgt hat, ist nicht überliefert, aber sein Name war danach durchaus präsent. Gemüllert hatte es ja gleich zwei Mal beim 5:0 (1:0) gegen den Hamburger SV, und nicht allein durch den Urheber des 3:0 (69.) und 4:0 (73.) ließen sich erste Parallelen herstellen zu jener Saison, in der die Münchner Offensive eine seither nie mehr erreichte Wucht entfaltete. 40 Tore hatte Gerd Müller in der Saison 1971/72 erzielt und damit maßgeblich zu jenem Rekord beigetragen, der bis heute Bestand hat. Auf insgesamt 101 Ligatore kam der FC Bayern vor 43 Jahren.

Nun könnte sich die aktuelle Generation aufmachen, zum zweiten Mal überhaupt die Schwelle von 100 Toren zu durchbrechen. Die nun noch größere Offensivkraft von Pep Guardiolas Mannschaft durch die Zugänge Arturo Vidal und vor allem Douglas Costa ließ jedenfalls beim Auftaktsieg erahnen, dass sie dazu in der Lage sein dürfte.

Es ist gewiss zu früh für weitreichende Prognosen, und der zuletzt schon mehrmals arg beschämte HSV kann kaum als repräsentativer Maßstab für die Liga insgesamt herangezogen werden. Andererseits wäre für einen weiteren Zieleinlauf mit einer dreistelligen Torausbeute bei den noch ausstehenden 33 Spielen ja ein Schnitt von nun unter drei Treffern ausreichend, von ziemlich genau 2,88 Toren pro Partie.

Erstes Ziel der Münchner ist die vierte Meisterschaft in Serie

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Einen Spektakelfußball darf man der aktuellen Mannschaft durchaus zutrauen, jedenfalls nach dem ersten Eindruck, den neben dem Doppeltorschützen Thomas Müller auch Medhi Benatia (27.), Robert Lewandowski (53.) und Costa (87.) mit ihren Toren am Freitagabend prägten. 95 Tore fehlen den Münchnern also noch für die 100, und in Hochform können sie ja noch gar nicht sein zu diesem frühen Zeitpunkt. Vielleicht sind die 75 000 Zuschauer in der Münchner Arena ja tatsächlich Zeugen geworden des eingeläuteten Angriffs auf die 72er. Auf Gerd Müller, Uli Hoeneß, Franz Beckenbauer, Paul Breitner, Sepp Maier und all die anderen, die sie vor allem mit bisher nie erreichten vier Meistertiteln in Serie in dieser Saison überbieten wollen.

Thomas Müller jedenfalls hatte schon einmal flugs hochgerechnet. “Wenn es in diesem Rhythmus weitergeht, dann gute Nacht”, sagte er zu seinem binnen vier Minuten geschnürten Doppelpack. Auch der 25 Jahre alte Nationalspieler scheint sich und seinen Offensivkollegen viel zuzutrauen, wenngleich wohl kaum einem Einzelnen jene 40 Tore seines legendären Namensvetters. “Was beeindruckend ist, ist die Mentalität. Wir führen 2:0 zu Hause gegen Hamburg und machen das 3:0, 4:0 und 5:0, machen immer weiter, obwohl wir in den letzten Jahren ja nicht unbedingt titellos waren”, sagte Müller. Es klang durchaus bedrohlich für die Konkurrenz, als er hinzufügte: “Wir sind motiviert wie nie, deswegen machen wir so weiter.” Müllers launige Erkenntnis: “Es macht Spaß uns zuzuschauen, auch wenn ich selbst nicht zugeschaut habe.”

Schema Statistik

Alle Daten und Fakten zum Spiel stehen hier.

23 Bayern-Torschüsse zählten die Statistiker

Beeindruckend war zumindest jener Rausch, in den sich die Münchner in der zweiten Halbzeit gespielt hatten. Flexibel, trickreich und phantasievoll kombinierend spielten sie sich nach einer eher zähen Auftaktstunde in einen Rausch, in dem durchaus noch mehr als drei weitere Tore hätten hinzukommen können. 23 Torschüsse des FC Bayern hatten die Statistiker am Ende gezählt. Vor allem der Umstand, dass in Lewandowski und Müller im weiteren Spielverlauf zwei besonders abschlussfreudige Angreifer im Zentrum agierten, setzte dem zunächst kompakten HSV zu.

Hinzu kamen Costas Flügelläufe, links wie rechts, mit denen der Brasilianer immer wieder Lücken riss, in denen sich die Offensivkollegen in Position bringen konnten. Wie vor dem 3:0, als er von der rechten Grundlinie mit dem linken Außenrist flankte und Müller nur noch einlaufen und einnicken musste. Oder beim 5:0, als Costa à la Arjen Robben von rechts nach innen zog und mit links sehenswert selbst einschoss. Zwischendurch hatte Lewandowski Müller das 4:0 aufgelegt, ein weiterer Beleg für das schon gut funktionierende Zusammenspiel der Offensive. Dass Lewandowskis Tor zum 2:0 einem verunglückten Abwehrversuch von Matthias Ostrzolek entsprang – geschenkt.

Der persönlichen 100-Tore-Marke ist Lewandowski nun ein gutes Stück näher gekommen, und zumindest diese Prognose lässt sich ohne großen Wagemut erstellen: Der polnische Nationalstürmer dürfte die dreistellige Zahl in dieser Saison erreichen. Ihm fehlen dafür nun nur noch acht Bundesligatore.

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