Viele haben gesprochen: Die Bundeskanzlerin, Steuerrechtsexperten, Feinde und Freunde. Zuletzt auch Joachim Gauck. Der deutsche Bundespräsident hat sich mit ungewöhnlich scharfen Worten in die Steueraffäre um Uli Hoeneß eingeschaltet. Als „asozial“ bezeichnete er ein solches Verhalten: „In unserem Land darf es in rechtlichen und moralischen Fragen nicht zweierlei Standards geben, einen für die Starken und einen für die Schwachen. Niemand darf selbst entscheiden, ob er Steuern zahlt oder nicht.“
Nur einer hat zur Causa immer geschwiegen: Uli Hoeneß. Bis gestern. In einem Interview mit der Wochenzeitschrift Die Zeit zeigte sich der Präsident des FC Bayern München voller Reue: „Ich habe Riesenmist gebaut, aber ich bin kein schlechter Mensch.“ Er wolle seinen Fehler „so gut wie möglich korrigieren“. Die Reise zum Halbfinal-Rückspiel der Champions League nach Barcelona hat der 61-Jährige angetreten, obwohl „es eine Situation ist, die kaum auszuhalten ist“.
Rolle als Buhmann
Hoeneß räumte ein, mit seiner plötzlichen Rolle als Buhmann ein „großes Problem“ zu haben. „Ich fühlte mich in diesen Tagen auf die andere Seite der Gesellschaft katapultiert, ich gehöre nicht mehr dazu.“
Erstmals gab er auch Einblicke in seine Börsen-Spekulationen. „In den Jahren 2002 bis 2006 habe ich richtig gezockt, ich habe teilweise Tag und Nacht gehandelt, das waren Summen, die für mich heute auch schwer zu begreifen sind, diese Beträge waren schon teilweise extrem. Das war der Kick, das pure Adrenalin“, erklärte Hoeneß.
Nach dem Platzen der Internetblase habe er schwere Verluste eingefahren. Der frühere Adidas-Chef Robert-Louis Dreyfus habe ihn unterstützt. „So kamen die Millionen auf das Konto, es war immer klar, das war ein Konto zum Zocken, für nichts anderes“, sagte Hoeneß.
Er halte sich nicht für krank, versicherte Hoeneß: „Zumindest heute nicht mehr. Sollte ich vor Gericht müssen, erscheine ich dort nicht als kranker Mann. Ein paar Jahre lang war ich wohl nah dran. Aber inzwischen halte ich mich für kuriert.“
In dem Interview reagierte Hoeneß auch auf die Kritik von Angela Merkel, die sich „enttäuscht“ vom Spitzenfunktionär gezeigt hatte. „Ich würde mir wünschen, dass ich irgendwann die Gelegenheit bekäme, der Bundeskanzlerin in einem persönlichen Gespräch zu erklären, wie es so weit kommen konnte“, sagte Hoeneß.
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