Hoeneß: "Ich bin kein schlechter Mensch"

Viele haben gesprochen: Die Bundeskanzlerin, Steuerrechtsexperten, Feinde und Freunde. Zuletzt auch Joachim Gauck. Der deutsche Bundespräsident hat sich mit ungewöhnlich scharfen Worten in die Steueraffäre um Uli Hoeneß eingeschaltet. Als „asozial“ bezeichnete er ein solches Verhalten: „In unserem Land darf es in rechtlichen und moralischen Fragen nicht zweierlei Standards geben, einen für die Starken und einen für die Schwachen. Niemand darf selbst entscheiden, ob er Steuern zahlt oder nicht.“

Nur einer hat zur Causa immer geschwiegen: Uli Hoeneß. Bis gestern. In einem Interview mit der Wochenzeitschrift Die Zeit zeigte sich der Präsident des FC Bayern München voller Reue: „Ich habe Riesenmist gebaut, aber ich bin kein schlechter Mensch.“ Er wolle seinen Fehler „so gut wie möglich korrigieren“. Die Reise zum Halbfinal-Rückspiel der Champions League nach Barcelona hat der 61-Jährige angetreten, obwohl „es eine Situation ist, die kaum auszuhalten ist“.

Auch ein Uli Hoeneß hatte einmal Haare: Dieses Foto zeigt ihn mit 21 Jahren (re., links Gerd Müller).
Wegen chronischer Kniebeschwerden beendete Hoeneß seine Profi-Karriere schon mit 27 – und wurde Manager der Bayern.
Über 40 Jahre war er der “Mr. Bayern”, machte den Klub zu einer Weltmarke.
Im reifen Funktionärsalter blickt er stolz auf das Erreichte zurück. “Der FC Bayern ist ein gesellschaftliches Ereignis”, schwärmt er, der sich selbst gesellschaftlich oft zu Wort meldet. Sei es mit Kritik an Spekulanten oder mit Lob für Kanzlerin Angela Merkel.
Hoeneß mit Trainer und Kumpel Jupp Heynckes: “Die müssen sich doch mal den Frust von der Seele saufen. Wir haben doch früher auch auf dem Oktoberfest die Maßen reingelassen.”
Kaum einer polarisiert wie Hoeneß, seine Spieler hat er stets verteidigt.
“Uli Hoeneß ist die Marke und der Manager schlechthin. Ich glaube, so eine Managerleistung wird es im Fußball nicht wieder geben”, sagt voller Hochachtung Christian Nerlinger, der bei den Bayern als Sportdirektor die schwere Nachfolge von Hoeneß im sportlichen Bereich angetreten hat – und an den hohen Erwartungen gescheitert ist.
Auf sein Lebenswerk kann er mit 61 stolz und glücklich blicken. “Wenn ich das so sehe, sind viele Dinge verwirklicht worden, wie ich mir einen Fußballverein vorstelle.”
Uli ist mit Susanne verheiratet, ist Vater zweier Kinder.
Hoeneß gab sich stets volksnah, war und ist – im Gegensatz zu z. B. Karl-Heinz Rummenigge – bei den Fans populär.
Einen “barocken Kraftprotz” nannte ihn die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung.
“Uli ist eine Art Feierbiest”, bemerkt der langjährige Weggefährte Rummenigge. Hoeneß sei “eine außergewöhnliche Figur beim FC Bayern, der den Klub hochemotional sieht und geführt hat”, würdigte der Vorstandschef.
Beruflich hatte und hat er auch mit seiner Wurstfabrik Erfolg.
Im Moment bangt er um seinen guten Ruf.

Rolle als Buhmann

Hoeneß räumte ein, mit seiner plötzlichen Rolle als Buhmann ein „großes Problem“ zu haben. „Ich fühlte mich in diesen Tagen auf die andere Seite der Gesellschaft katapultiert, ich gehöre nicht mehr dazu.“

Erstmals gab er auch Einblicke in seine Börsen-Spekulationen. „In den Jahren 2002 bis 2006 habe ich richtig gezockt, ich habe teilweise Tag und Nacht gehandelt, das waren Summen, die für mich heute auch schwer zu begreifen sind, diese Beträge waren schon teilweise extrem. Das war der Kick, das pure Adrenalin“, erklärte Hoeneß.

Nach dem Platzen der Internetblase habe er schwere Verluste eingefahren. Der frühere Adidas-Chef Robert-Louis Dreyfus habe ihn unterstützt. „So kamen die Millionen auf das Konto, es war immer klar, das war ein Konto zum Zocken, für nichts anderes“, sagte Hoeneß.

Er halte sich nicht für krank, versicherte Hoeneß: „Zumindest heute nicht mehr. Sollte ich vor Gericht müssen, erscheine ich dort nicht als kranker Mann. Ein paar Jahre lang war ich wohl nah dran. Aber inzwischen halte ich mich für kuriert.“

In dem Interview reagierte Hoeneß auch auf die Kritik von Angela Merkel, die sich „enttäuscht“ vom Spitzenfunktionär gezeigt hatte. „Ich würde mir wünschen, dass ich irgendwann die Gelegenheit bekäme, der Bundeskanzlerin in einem persönlichen Gespräch zu erklären, wie es so weit kommen konnte“, sagte Hoeneß.

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