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  Bierzelt | Bild: Herbert Pöhnl: hinterbayern_inside, lichtung verlag, Viechtach 2014
  
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  Acker | Bild: Herbert Pöhnl: hinterbayern_inside, lichtung verlag, Viechtach 2014
  
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  Althaus | Bild: Herbert Pöhnl: hinterbayern_inside, lichtung verlag, Viechtach 2014
  
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  Bäumchen | Bild: Herbert Pöhnl: hinterbayern_inside, lichtung verlag, Viechtach 2014
  

“Bierzelt” – vor dem Fest, nur die Bierreklame ist schon da.

“Bierzelt” heißt eine seiner Aufnahmen aus “hinterbayern_inside”. Wer da ein Zelt vollgestopft mit dampfenden Trachtenleibern, Schweinsbraten und Maßkrügen erwartet, ist bei Herbert Pöhnl an der falschen Adresse. Er zeigt ein gigantisches Gerüst mit einem Allerwelts-Plastikstuhl auf blankem Rasen, ein metallenes Gerippe von Zelt, das allen Ansturm noch vor sich hat.

Miteinander der Zeiten und Welten

Ein anderes Foto heißt schlicht “Fassade” und zeigt das Nichtzusammengehörige: eine Mietskaserne mit Balkonwannen und Satellitenschüsseln neben einer Leiter zum Fensterln und einem gemalten Wildwasser-Berg-Idyll. Der Witz daran: So sieht’s irgendwo und überall in Bayern echt aus. Was scheinbar nicht zusammen gehört, eben aus grundverschiedenen Welten und Zeiten kommt, ist im hinterbayerischen Alltag längst zusammen gewachsen. Auf diesem Witz, dem verblüffenden Miteinander des Gegensätzlichen, basieren viele Fotos von Herbert Pöhnl, sei es nun das neue Vorfahrtschild neben dem verfallenden Bauernhaus oder die blankgeputzten Grabsteine vor dem “Netto”-Discounter oder das Party-Hinweisschild inmitten des Waldes. Und unwillkürlich fängt man an zu grübeln, warum diese Bilder so echt aussehen und so gar nicht inszeniert.

Schwarz-weiße Dokumente des Landlebens

Verströmen diese Bilder Authentizität, weil sie der bunten digitalen Bilderflut mit ihrer sachlichen, gestochen scharfen schwarz-weißen Bildersprache trotzen? Oder weil sie mit dem, was sie zeigen, allen beliebten bayerischen und ländlichen Klischees trotzen: Statt üppiger Vegetation zeigen sie mickrige Bäumchen zwischen Pflastersteinen, statt blühendem Feld zeigen sie die schwarzbraune aufgewühlte Scholle, statt prächtiger Landhäuser Mietskasernen, die den Charakter von Legebatterien haben. Der Blickwinkel dieser Fotos ist sehr human, obwohl fast keine Menschen, nur die Spuren, die die Menschen in ihrem ländlichen Lebensraum hinterlassen, zu sehen sind.

“hinterbayern_inside” – sympathisch, oder?

Pöhnl zeigt das alltägliche Landleben so wie es ist, und obwohl er mit dem, was er zeigt und wie er es zeigt nicht wertet, merkt man seine Zugewandtheit: Was er da zeigt, diese Städte, Dörfer, Felder und Wälder in Ostbayern, das mag er, das liegt ihm am Herzen – und das will er vor falschen Zu- und Übergriffen bewahren. Aber eben mit viel Witz und nicht mit erhobenem Zeigefinger. Der Fotograf Pöhnl ist auch ein Kabarettist und Satiriker: Herbert Pöhnls neuer Fotoband “hinterbayern_inside” flankiert die fast 100 Fotos mit gesalzenen Texten über den fiktiven Ort Hinterkrichreuth, wo die Hirnlosigkeit der Event- und Fremdenverkehrsmanager systematisch die Dörfer “zerschönert” und mit ihrer Beschwörung von Tradition und Brauchtum wildeste Blüten treibt.

Herbert Pöhnl

1948 in Furth im Wald im Bayerischen Wald geboren, verdiente Herbert Pöhln bis zu seiner Rente als Betriebswirt sein Geld bei der Regentalbahn. Seit 1972 hat er sich der Fotografie verschrieben – seit 1982 hält er den Alltag in Ostbayern vorwiegend in Schwarz-Weiß-Aufnahmen fest. Er hat seine Arbeiten in vielen Ausstellungen gezeigt und in mehreren Fotobänden publiziert, darunter:

Sein neuester Band “hinterbayern_inside” ist 2014 im Lichtung Verlag, Viechtach erschienen, mit 96 Schwarz-Weiß-Fotografien und 120 Seiten.

Niels Beintker hat Herbert Pöhnl da aufgesucht, wo er seine Fotos macht und ausstellt: in Ostbayern. Sie hören seinen Beitrag Sonntag, 6. Juli 18.05 Uhr im Kulturjournal auf Bayern 2.

Zwei Stunden später, 6. Juli, 20.00 Uhr können Sie Herbert Pöhnl auch live erleben: Er liest aus seinem neuen Fotoband “hinterbayern_inside” im Künstlerhaus Andreas Stadel in Regensburg