Guardiola verlässt München: Nur ein Trainerwechsel – FAZ

Warum verlässt ein Trainer, der vielen als der weltbeste gilt, eine Mannschaft, die vielen als die mit dem weltbesten Kader gilt? Mit der sehr schlichten Verkündung seines Abschieds ist Pep Guardiola seiner in bislang zweieinhalb Jahren in München praktizierten Öffentlichkeitsarbeit treu und eine Antwort schuldig geblieben. Ein gedrucktes Interview mit dem Trainer hat es bislang – außer natürlich im Bayern-Magazin – nirgendwo gegeben, erhellende Fragerunden im Fernsehen ebenso wenig.

Peter Penders



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Vielleicht könnte Guardiola ja auch Antworten geben, die alles erklären. Dass er etwa aus Erfahrung klug geworden ist, weil er sein viertes Jahr in Barcelona ja immer als Fehler bezeichnet hatte. Zu vergleichen aber ist die Situation nicht ganz – zum einen, weil in Spanien die nationale Meisterschaft wegen der Konkurrenz zu Real Madrid eben mehr zählt als ein weiterer deutscher Meistertitel mit dem haushohen Favoriten München, und zum anderen, und das ist viel evidenter, weil der FC Barcelona in dieser Zeit das vielbestaunte Maß aller Dinge in Europa war und zweimal die Champions League gewann. In Barcelona gab es nichts mehr zu gewinnen für Guardiola im vierten Jahr. Ob das im Rückblick auch für München gilt, wird womöglich erst am 28. Mai beim Finale der Champions League in Mailand entschieden.

Kommt noch der ganz große Wurf?

Trotzdem hat er sich entschieden, sein Projekt in München im Sommer zu beenden, ohne zu wissen, ob es bis dahin vollendet ist. Bei all den Lobpreisungen, die auf den Katalanen niederprasseln, könnte der Makel bleiben, dass es zum ganz großen Wurf nicht gereicht hat, dass er es mit den Bayern möglicherweise nicht einmal bis in das Finale der Königsklasse geschafft hat. In den vergangenen beiden Jahren war im Halbfinale Schluss, weil entweder die Spannung im Team nach einer längst vorzeitig entschiedenen Bundesligasaison abhanden gekommen war oder der Kader trotz aller Rotationsmöglichkeiten wegen einer langen Verletztenliste nicht mehr gut genug war.

„Der Trainer hat viele Pläne, nicht nur A, B und C, sondern ich habe den Eindruck, das ganze Alphabet rauf und runter“, hatte Bayerns Vorstandvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge damals gesagt. Vielleicht waren es manchmal auch ein paar Pläne zu viel – wer unter Guardiola spielt, muss ausgesprochen flexibel und vielseitig sein. Wenn er im Sommer geht, weil er aus seiner Sicht seine Ziele erreicht hat und woanders eine noch reizvollere Aufgabe wartet, wird er den Münchnern eine funktionierende Mannschaft hinterlassen – man kann es aber auch so sehen, dass die sportliche Leitung des deutschen Rekordmeisters dafür gesorgt hat, dass nur ein Trainerwechsel bevorsteht und nicht das Ende einer Ära.

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Die Risiken des aufgrund der Altersstruktur des Kaders nötigen Umbruchs haben die Bayern schon jetzt bewältigt und sind noch stärker geworden. Anders als mancher Vorgänger hat Guardiola allerdings keinen Lahm, keinen Müller und auch keinen Alaba in den eigenen Reihen entdeckt – Talente durften mitunter mitmachen, wurden hochgelobt und verschwanden wieder in der Versenkung. Mit Carlos Ancelotti kommt ein komplett anderer Typ, von dem seine früheren Spieler wegen seiner Wärme schwärmen. „Ich wünschte, ich könnte eines Tages wieder mit ihm zusammen arbeiten“, sagt Cristiano Ronaldo. Ausschließen soll man im Fußball ja nichts.

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