Durchschnaufen für die Kraftprobe mit Manchester City: Franck Ribéry war «müde», Thomas Müller «kaputt», und laut Manuel Neuer war der schmucklose 1:0 (0:0)-Alltagssieg über den VfL Wolfsburg «an die Substanz» gegangen.
Spontan schenkte Trainer Pep Guardiola seinen geschlauchten Vielspielern nach dem Sieg einen Sonntag zum Entspannen. Zugleich versprach er bessere Auftritte bei den nahenden Reifeprüfungen für sein Team. «Ich bin mir sicher, in den nächsten Spielen gegen Manchester City und Leverkusen werden wir besser spielen», betonte der spanische Starcoach und gab seinen Stars fast 48 Stunden frei. Erst Montagnachmittag wird wieder trainiert.
2:0, 3:0, 4:0, 4:1, 1:0 lautet die makellose Ausbeute nach fünf von insgesamt sieben Pflichtspielen innerhalb von 22 Tagen. Aber vom ruhmreichen FC Bayern erwarten alle halt stets noch mehr. «Klar kommen die Fans ins Stadion, um viele Tore zu sehen. Aber das ist leider nicht immer möglich», konstatierte Jérôme Boateng und blickte unter seiner übergroßen schwarzen Kappe gespannt dem Kräftemessen mit Ex-Club Manchester City entgegen. «Das wird ein tolles Spiel. Und ich freue mich, dass ich bei Bayern bin und wir die Möglichkeiten haben zu zeigen, wo wir stehen.» Es ist die zweite echte Standortbestimmung für das Team von Pep Guardiola, der bei der Partie am Mittwochabend 100 Tage im Amt ist.
Bei der ersten Reifeprüfung der Saison, dem Titelgewinn im Supercup gegen den FC Chelsea, bot sein Team überzeugende Elemente. In Bundesliga, Pokal und Champions League wurden die am Samstag keineswegs frischen Triple-Bayern noch nicht bis an die Grenze gefordert. «Ich glaube, dass sie ein Riesenprogramm bewältigen müssen und dass dann auch mal ein 1:0-Sieg dabei ist. Kompliment an die Mannschaft des FC Bayern, dass sie solche Spiele trotzdem gewinnt», lobte Gäste-Coach Dieter Hecking. Seine kluge Defensivstrategie wurde nur einmal durchkreuzt. Toni Kroos und Xherdan Shaqiri leiteten sofort nach der Einwechselung das 1:0 durch Thomas Müller in der 63. Minute ein.
«Natürlich erwartet und erhofft man immer, dass es jetzt wieder ‘ne Bayern-Gala gibt. Aber die anderen können auch Fußball spielen. Da können wahrscheinlich fünf oder sechs Spieler 14 Kilometer laufen», erklärte Müller und stimmte der Einordnung «Dienst nach Vorschrift» zu. «Wir haben zur Vorschrift, jedes Spiel zu gewinnen – und das haben wir eindeutig gemacht.»
Dazu bauten die Münchner ihre Serie ohne Niederlage auf 32 Partien aus und brauchen nun nur noch vier weitere auf den Uralt-Rekord des Hamburger SV. Im 44. Ligaspiel nacheinander erzielte der Rekordmeister trotz Sparmodus wieder mindestens einen Treffer.
Beinahe die erste Rote Karte seiner Bundesliga-Laufbahn hätte Bastian Schweinsteiger kassiert. Eine Handgreiflichkeit gegen Diego wurde von Schiedsrichter Bastian Dankert nur mit Gelb gesühnt. «Dunkelgelb», fand Hecking. Schweinsteiger selbst schwieg nach der Partie. Die Wolfsburger wiesen dagegen nach vier eigenen Platzverweisen an den ersten sechs Spieltagen vorsichtig auf eine vermeintlich ungleiche Behandlung in der Liga hin. «Ich glaube, da hat er sehr viel Glück gehabt», befand Geschäftsführer Klaus Allofs.
Seine Truppe zeigte, wie man in München bestehen kann: Mit kluger Taktik, ohne Angst und viel Laufbereitschaft. «Dass die Bayern gut sind, das ist eine Sache. Aber dass man ihnen alle Freiheiten lässt, das muss jetzt nicht sein. Dass man dicht dran ist, ist ein Mittel, um ihnen die Lust zu nehmen», erklärte Allofs.
Bei viel Glanz in den vergangenen Triple-Monaten musste sich der FCB diesmal mit grauem Kerngeschäft zufriedengeben. Man könne nicht immer «Spektakel» bieten, sagte Dante entschuldigend. Man sei auch «in der Kabine» selbstkritisch genug. «Laufen und kämpfen kann jeder in der Bundesliga», erklärte Neuer nach einem Spiel mit 71:29 Prozent Ballbesitz, aber auch 48:52 Prozent gewonnener Zweikämpfe. «Wolfsburg ist eine Mannschaft, die keine Doppelbelastung hat», betonte Neuer. Für die Münchner geht die Dreifachtour dagegen gleich weiter. «Im Topspiel der Champions League», wie Boateng hervorhob.
(Von Christian Kunz und Klaus Bergmann, dpa)