Es war eine merkwrdige Stimmung, die am Samstagabend im Signal Iduna Park herrschte, bevor Schiedsrichter Manuel Grfe den Liga-Gipfel zwischen Dortmund und Mnchen anpfiff. Statt lautstarker Topspiel-Atmosphre regierte eine nervse Anspannung.
BVB-Anhang pfeift sich warm
Erst als Stadionsprecher Nobby Dickel die Aufstellung der Bayern vorlas, wurde es laut. Whrend der frhere Strmer die Namen aufsagte, pfiff sich der schwarzgelbe Anhang warm. Als er dann bei der Nummer 19 angekommen war, schwoll der Lautstrkepegel so weit an, dass man wohl selbst im benachbarten Bochum noch das Pfeifkonzert fr Mario Gtze hren konnte.
Bayerns Coach Pep Guardiola hatte den potenziellen neuen Superstar der Mnchener zunchst prophylaktisch auf der Bank gelassen. Die Last der Rckkehr, ein knappes halbes Jahr, nachdem er die BVB-Seele mit seinem pltzlichen Abgang nach Mnchen tief geschockt hatte, erschien dem Spanier wohl zu ein wenig zu gro fr die muskulsen Schultern des Nationalspielers.
Aufwrmen im Tunnel
Dabei lie sich Gtze zunchst gar nichts anmerken, unbeschwert machte er sich vor der Partie warm, pflckte selbst im Moment des grten Pfeifkonzerts den Ball noch locker aus der Luft. Erst als das Spiel schon lief und langsam in die heie Phase ging, verdrckte sich der 21-Jhrige in den Spielertunnel, um sich warm zu machen. Eine allzu groe Nhe zu den Tribnen wollte er sich dann doch nicht zumuten.
Nach 56 Minuten dann musste er sich dann allerdings zeigen. Guardiola brachte den Jungstar beim Stand von 0:0 – und es gab wohl nicht wenige im Stadion, die das folgende Geschehen dunkel vorausahnten. Gtze gelang zunchst zwar nur wenig, dann jedoch war er pltzlich voll da.
Mit der Pike ins lange Eck
Komplett alleingelassen lie er den Ball 15 Meter vor dem auf dem Rasen tnzeln, dann schlenzte er ihn unnachahmlich mit der Pike ins lange Eck. Roman Weidenfeller, sein frherer Teamkollege, tauchte ab, den Einschlag im Netz konnte aber auch er nicht mehr verhindern. Selten war das Wort „ausgerechnet“ angebrachter als in diesem Moment.
Die BVB-Fans fielen in eine Schockstarre – und was machte Gtze? Er hob die Hnde, um den Jubel seiner Teamkollegen abzuwehren. Er wollte keine groe Show, sondern respektvoll mit seinem Ausbildungsverein umgehen.
Gtze im “Abseits”
Und auch als Arjen Robben in der 85. Minute vor dem Bayern-Block feierte und seine Mitspieler an der Auenlinie eine Jubeltraube bildeten, stand Gtze abseits und schaute zu. Fast schien es so, als habe er seinen alten Klub verlassen, ohne beim neuen Verein bereits komplett angekommen zu sein. Trifft er so wie am Samstag, wird das jedoch nicht mehr lange dauern.