Glas-Künstler in Kufstein, Millionenausbau in Bayern

Von Alois Vahrner

Kufstein – Die Geschichte der Glasdynastie Riedel reicht etwa 250 Jahre zurück: Damals wurde in einem Wald in Nordböhmen die erste Glashütte in Betrieb genommen. In Tirol sind die Riedels seit 1956 als Glasmacher aktiv, als der nach dem Krieg aus einem Zug am Brenner gesprungene Claus Riedel die damals insolvente Glashütte übernahm – mit geliehenem Geld der Familie Swarovski, die 1895 ja ebenfalls von Böhmen nach Tirol gekommen war.

Claus Riedel und dann sein Sohn Georg Riedel machten das Unternehmen zu einem mit absolutem Weltruf, 2004 wurden die deutschen Glashersteller Spiegelau und Nachtmann übernommen. Vor knapp zwei Jahren hat sich Georg Riedel in den Aufsichtsrat zurückgezogen, seither leitet sein Sohn Maximilian Riedel das Unternehmen in 11. Generation. „Ich will keinesfalls der Letzte sein“, sagte Riedel gegenüber der TT. Er hatte zuvor 15 Jahre lang das Geschäft in den USA zum mit Abstand wichtigsten Absatzmarkt aufgebaut und Kanada zum neben Österreich am stärksten mit Riedel-Gläsern durchdrungenen Markt gemacht.

Kufstein sei und bleibe das Herz der Gruppe. Dort sei die letzte Glasmanufaktur Österreichs und eine der letzten in Europa mit etwa 145 Glas-Mundbläsern, die für Riedel „echte Künstler“ sind. Mangels genügend Tiroler Nachwuchs habe man etliche Talente aus Tschechien und der Slowakei nach Tirol geholt. In Kufstein werde zwar nur ein Prozent der insgesamt produzierten 55 Mio. Gläser (und Dekanter) pro Jahr hergestellt, es steuere aber zehn Prozent des Umsatzes bei. Der Umsatz der Gruppe mit ihren insgesamt 1200 Mitarbeitern lag im Vorjahr bei 250 Mio. Euro, laut Riedel sei 2014 „ein sehr profitables Jahr“ gewesen.

Den Standort Kufstein habe man um viel Geld modernisiert, so Riedel. In den kommenden zwölf Monaten werde man in die Werke von Spiegelau und Nachtmann in Bayern in Summe 30 Mio. Euro investieren, vor allem auch, um Qualität und Effizienz weiter zu erhöhen.

Überall, wo auf der Welt guter Wein getrunken wird, solle man an Riedel-Gläser denken. „Eigentlich bräuchte es für jede Traube, und es gibt allein 1200 verschiedene Rotwein-Trauben, ein eigenes Glas, um den Geschmack zur Geltung zu bringen.“ Kein Golfspieler komme ja etwa auf die Idee, mit nur einem einzigen Schläger zu spielen. „Die Weine werden immer bombastischer im Geschmack und mit mehr Alkoholgehalt, daher braucht es auch größere Gläser.“

Um das Wissen bei den Kunden und vor allem auch im Tourismus zu heben, dass ein falsches Glas den Weingenuss stark trübe, finden überall auf der Welt Seminare und Veranstaltungen statt – auch von Vater Georg Riedel und Schwester Laetizia.

Riedel will Qualitäts- und Innovations-Weltmarktführer sein. So wurden Kooperationen etwa für Kaffee (mit Nespresso) oder Softdrinks (mit dem US-Giganten Coca-Cola) abgeschlossen, für die spezielle Gläser entwickelt und hergestellt werden. Auch Gläser etwa für spezielle Bier- oder Teesorten würden ein Thema.

Vorzeitig die Produktion umstellen will Riedel (auch wegen entsprechender EU-Überlegungen) von Bleikristall auf Kristallglas. „Bleifrei“ habe das Glas dieselben guten Eigenschaften, die Produktion selbst sei aber um einiges schwieriger.

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