Marketingtouren in die USA und China, Trainingslager in Arabien: Für Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge längst eine zwingende Notwendigkeit. Rund zehn Millionen Euro dürfte der neuntägige Chinatrip in die Kassen des Rekordmeisters gespült haben: Sponsorengelder, Antrittsgelder, Fernsehgelder, Merchandising. Die Bayern ein Fußballclub? Bestenfalls für Romantiker. Das sieht Sportvorstand Matthias Sammer ganz realistisch. Ein Geschäft, das in der Welt des Fußballs kein Club so perfekt beherrscht wie die FC Bayern AG.
Jahr für Jahr neue Rekorde
Jahr für Jahr neue Rekorde – und das alles ohne jede Unterstützung durch Oligarchen, Hedgefonds oder Scheichs wie in England, Spanien und Frankreich. Real Madrid hat zwar mit 550 Millionen Euro mehr umgesetzt als die Münchner, dafür aber auch 540 Millionen Euro Schulden. Etwas, das nie in die Denkweise von Uli Hoeneß gepasst hat. Als Hoeneß 1979 im Alter von 27 Jahren wegen einer Knieverletzung vom Platz auf den Managerstuhl wechselt, ist der FC Bayern weit entfernt von seinem heutigen Glanz. Trotz drei Landesmeistertiteln in den 70ern haben die Bayern sieben Millionen Mark Schulden bei einem Jahresumsatz von zwölf Millionen.
Merchandising wie in den USA

Hoeneß erfindet das Duo Breitner/Rummenigge und holt gleich in seinem ersten Managerjahr nach sieben Jahren die Meisterschale zurück. Dazu baut er den Verein Stück für Stück um. Hoeneß orientiert sich an den USA und setzt auf Merchandising: Tassen, Mützen, und vor allem Trikots. Ein Geschäft, das die Bayern, so Rummenigge, heute besser beherrschen als jeder andere in Deutschland.
Der große Fußballtempel für 340 Millionen Euro
2002 dann die Ausgliederung. Die Fußballabteilung wird zur FC Bayern AG. Bis heute bleibt der Großteil der Bayern Anteil in Vereinshand. Einzige externe Partner sind Adidas, Audi und die Allianz, die für insgesamt 277 Millionen Euro 24,99 Prozent Anteile an der FC Bayern AG halten. 75,01 Prozent bleiben beim FC Bayern, der sich so gegen eine zu hohe Einflussnahme der Investoren abgesichert hat. Für den langjährigen Präsidenten Franz Beckenbauer sind das alles wichtige Meilensteine auf dem Weg zur Verwirklichung des großen Traums. Für 340 Millionen Euro bauen sich die Bayern ihren Wunschfußballtempel mit mittlerweile Platz für 75.000 Zuschauer. Und seit dem Einstieg der Allianz für 110 Millionen Euro vor einem Jahr schuldenfrei. Denn die Bayern haben das Geld nicht in neue Spieler investiert.
Global Player, geführt von Zahlenmenschen
Hoeneß’ Traum vom Unternehmen ist längst erfüllt: Bayern spielt in einer anderen Liga. Ein Globalplayer. Allerdings hat der Verein zuletzt ein wenig von seinem Herz verloren. Statt dem Bauchmenschen Hoeneß haben heute nüchterne Zahlenmenschen wie Karl-Heinz Rummenigge und Präsident Karl Hopfner das alleinige Sagen. Bleibt abzuwarten, wie sich der Verein entwickelt, wenn der Patron seine Haftstrafe im nächsten Frühjahr abgesessen hat. Denn viele Fans sehnen sich nach der alten Zeit.
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