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- 2010 sind Dokumente über Hitlers Haft in Landsberg wieder aufgetaucht.
- Der Leiter des Staatsarchivs Nürnberg hat nun seine Auswertung der Papiere veröffentlicht.
- Klar wird: Hitler genoss als Häftling einige Privilegien.
Als das Auktionshaus Behringer in Fürth im Juni 2010 das Los “Hitler in Landsberg” zur Versteigerung ankündigte, weckte dies in der Historikerzunft höchste Erwartungen. Es stellte sich nämlich heraus, dass es sich um Original-Unterlagen aus der Festungshaftanstalt Landsberg am Lech über Adolf Hitler handelte.
Diese Gefangenen-Personalakte galt seit den Fünfzigerjahren als verschollen. Wahrscheinlich war das Konvolut in Landsberg entwendet worden, dann durch mehrere Hände gewandert, bis es auf einem Flohmarkt in Nürnberg wieder auftauchte. Wegen ihrer großen historischen Bedeutung wurden diese Papiere in das Verzeichnis national wertvoller Archive aufgenommen und damit vor einem Verkauf gesichert. Sie werden jetzt im Staatsarchiv München verwahrt.
Der Leiter des Staatsarchivs Nürnberg, Peter Fleischmann, hat soeben nach jahrelanger Auswertung eine kommentierte Edition der Haftpapiere über Hitler vorgelegt. Sein Werk eröffnet in vielen Details neue Aufschlüsse über Hitlers Haft in Landsberg, aber auch über das Geflecht und die Befindlichkeiten der nationalsozialistischen Szene in den frühen 1920er Jahren.
Über die Auswertung der Besucherzettel konnte Fleischmann zum Beispiel Kurzbiografien fast aller 330 Hitler-Besucher in Landsberg erstellen. Zu ihnen zählen NS-kontaminierte Namen wie Amann, Esser, Ludendorff, Rosenberg, Röhm, Streicher, Helene Bechstein, Elsa Bruckmann und Angela Raubal.
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Wie Hitlers Haftbedingungen aussahen
Die Edition belegt aber auch, welch angenehme Haftbedingungen Hitler und seine Putschgenossen in Landsberg am Lech genossen. Das damals gültige Reichsstrafgesetzbuch von 1871 sah bei politischen Verbrechen eine Festungshaft vor. Diese war weitaus vorteilhafter als Zuchthaus- und Gefängnisstrafen.
Den Putschisten wurde von vornherein eine ehrenhafte Gesinnung unterstellt. Während die Urheber der Münchner Räterepublik von 1919 eine sehr strenge Festungshaft in Niederschönenfeld verbüßten, wurden die Putschisten vom November 1923 nach Landsberg am Lech gebracht, wo der Gefängnisdirektor Otto Leybold diesen “national hochgesinnten Männern” große Sympathie entgegenbrachte.
Wegen des Charakters einer Ehrenhaft wurden die Gefangenen mit “Herr” angesprochen, die Zellen wurden wohnlich ausgestattet, Speisen wurden nicht aus der Gefängnisküche bezogen, und es herrschte kein Arbeitszwang. Fleischmanns Auswertungen bieten überdies für Liebhaber abseitiger Themen interessante Erkenntnisse.