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Vom 130 Millionen Euro teuren G-7-Gipfel auf Schloss Elmau wird so gut wie nichts in Erinnerung bleiben – außer einer geglückten Inszenierung. Das freut vor allem die Hoteliers in der Region.
Was der “Barrak” Obama, wie der US-Präsident auf Bairisch heißt, mit dieser armen Weißwurst veranstaltete, das wird Thomas Schwarzenberger sein Lebtag nicht vergessen. Obama zückte schon Messer und Gabel, war kurz davor, sich eine Scheibe der “german sausage” in den Mund zu schieben. Entsetzte Blicke unter Gamsbarthüten und Flechtfrisuren auf dem Krüner Rathausplatz. Sie schienen zu rufen: die Haut, Obama, die Haut!
Da fasste sich Angela Merkel ein Herz. Es war wohl die schnellste Entscheidung im politischen Leben der Kanzlerin. Sie rettete Obama vor der Weißwursthaut, die Weißwurst selbst aber war verloren. Geradezu “seziert” hat Obama sie, sagt Schwarzenberger, und er muss es wissen, schließlich saß er in Festtagsjanker und mit Edelweiß am Hut direkt daneben.
Werbekatalog für Oberbayern
Das kleine Weißwurstmassaker nimmt er dem Präsidenten natürlich nicht übel. Erstens hat der sich ja auch dazu gezwungen, wenigstens ein Stück dieser weiß-grün gepunkteten Fleischmasse auf seiner Gabel mit einem Schluck alkoholfreiem Weißbier runterzuspülen. Und zweitens machte er Krün, dessen Bürgermeister Schwarzenberger ist, weltberühmt.
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So erinnern die Bilder, die vom G-7-Gipfel im Juni auf Schloss Elmau im Landkreis Garmisch-Partenkirchen geblieben sind, auch eher an einen Werbekatalog als an ein Politikertreffen: die sieben Staatenlenker vor dem Wettersteinmassiv, leuchtende Gipfel, strahlend blauer Himmel. Bilder, die mittlerweile wirklich zu Postkarten geworden sind, mit denen die Region für sich wirbt. Damit gaben sich die Tourismusstrategen aber natürlich nicht zufrieden.
Im Café Rusticana in Klais wird die Gipfeltorte serviert, mit sieben Schichten. Hier macht auch gerne Klaus Ronge Rast, wenn er seine G-7-Führung durch das Werdenfelser Land gibt. Alle zwei Wochen wandelte er im Sommer mit Interessierten auf den Spuren des Gipfels : von der Straße, wo Obamas schwarze Limousine – das Beast – entlang gebrettert sein muss, bis zum Ferchensee, an dessen Ufern Merkels Ehemann mit den Frauen der anderen Staatschefs Konversation betrieb. Aus was die genau bestand, weiß Ronge nicht, dafür aber allerlei andere Details rund um den Gipfel. Wegen der großen Nachfrage gibt es die Tour auch im Winter.
Die Obama-Bank ist eingewintert
Die größte Attraktion macht dagegen gerade Winterschlaf: die Obama-Bank. Sie wurde in der Region zum Kultobjekt erhoben. Gleich an zwei Orten soll sie die Touristen anlocken. Eine steht in Murnau in der Brauerei Karg, deren Logo auf Obamas Weißbierglas prangte, die andere auf dem Rathausplatz in Krün. Natürlich schafft es selbst der US-Präsident nicht, gleichzeitig auf zwei Bänken zu sitzen. Krün musste sich mit einer Bank begnügen, von der man höchstens Obamas Rücken bewundern konnte.
Die Touristen stört das nicht. Nahezu täglich posierten sie auf ihr für ein Foto, heißt es. Mittlerweile ist sie sogar Teil der Bayern-Tour einer japanischen Reisefirma und damit fast so berühmt wie Neuschwanstein. Beliebt ist auch die Originalbank im Biergarten der Brauerei Karg. Doch statt sich zum Foto auch ein Weißbier zu bestellen, stibitzen sich die frechen Bankschmarotzer kurz ein leeres Glas vom Tablett der Bedienung. Schnell Foto gemacht und weg. Mehr Umsatz macht Wirt Franz Schubert deshalb nicht.
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