Fußball Gute Gene bei den Bayern
Gianluca Gaudino zeigt wie zuvor schon Lucas Scholl Fußballkunst wie einst der Vater
24.08.14, 02:00
Fußball
Gianluca Gaudino zeigt wie zuvor schon Lucas Scholl Fußballkunst wie einst der Vater
Maurizio Gaudino hielt es nicht mehr auf der Haupttribüne. Noch ehe bei Bayern Münchens 2:1 (1:0)-Sieg zum Bundesliga-Auftakt gegen den VfL Wolfsburg der Schlusspfiff ertönte, stand der frühere Nationalspieler unten am Platz. Gaudino, 47, wollte zu seinem Sohn Gianluca, dessen eindrucksvolles Debüt in der Eliteklasse die Bayern-Bosse später zu wahren Lobeshymnen bewegen sollte.
“Mein Sohn ist 17 und spielt bei Bayern München – da kann ich nur stolz sein”, sagte Gaudino. Er selbst spielte fünf Mal für Deutschland und nahm an der missglückten WM 1994 in den USA teil. Gaudino galt als technisch begabtes Schlitzohr, das es mit seiner lebensbejahenden Art mitunter übertrieb. Seinem Sohn scheint er die Leichtfüßigkeit mitgegeben zu haben, die ihn einst auf dem Platz auszeichnete. Fast 13 Kilometer lief das kleine Leichtgewicht im Mittelfeld. 65 Ballkontakte wurden gezählt – und nur zwei Fehlpässe.
“Es ist nicht einfach, mit 17 Jahren in der Allianz Arena zu spielen, gegen Wolfsburg, gegen Luiz Gustavo”, sagte Bayern-Trainer Pep Guardiola. Gaudino junior aber habe es “überragend” gemacht. “In der Sommer-Vorbereitung hat er mir gezeigt, dass er hier spielen kann. Er hat es verdient, hier zu sein”, sagte Guardiola. Der Junge nutzte in der Vorbereitung die Abwesenheit einiger WM-Teilnehmer, um sich wie Mehmet Scholls Sohn Lucas , 18, bei den Profis festzuspielen. Scholl saß am Freitag auf der Bank, Gaudino gab als viertjüngster Spieler der Klubgeschichte sein Ligadebüt.
Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge (“Er kann stolz sein”) war “erstaunt” über die souveräne Vorstellung des Fliegengewichts im defensiven Mittelfeld. Sportvorstand Matthias Sammer meinte scherzhaft, “der Kleine wird noch nicht in Kilo gemessen”, lobte aber die “unglaubliche Entwicklung” des Talents: “Gianluca hat etwas, das schwierig zu lernen ist: Er kann richtig gut Fußball spielen”. Matchwinner Arjen Robben fand: “Er macht es super mit seinen 17 Jahren.”
Trotz des gelungenen Einstands sei es noch nicht abzusehen, wo der Weg seines Sohnes hinführe, meinte Vater Gaudino. Guardiola traut ihm offenbar alles zu. “Er ist sehr, sehr stabil in seinem Kopf”, sagte er. Für einen 17 Jahre alten Bundesliga-Debütanten im Trikot des FC Bayern sicher nicht die schlechteste Voraussetzung, um irgendwann dauerhaft oben anzukommen. Weltmeister Thomas Müller warnte jedoch vor zu viel Lobhudelei: “Wir brauchen jetzt nicht groß Lorbeeren zu verteilen. Ich glaube nicht, dass ihm das weiterhilft.”
Bayerns Furcht vor einem holprigen Auftakt ist auch dank Gaudino wie weggeblasen. Arjen Robben spielte wie Thomas Müller noch in WM-Form, Robert Lewandowski gab ein ordentliches Debüt. Und da war noch die gelungene Rückkehr von Holger Badstuber nach 629 Tagen Leiden. Die ersten 90 Bundesliga-Minuten bestärkten nicht nur Tribünengast Joachim Löw in seiner Prognose. “Bayern und Dortmund werden den Titel unter sich ausmachen”, sagte der Bundestrainer voraus. Die Anlaufprobleme seiner Weltmeister können Löw nicht überraschen: “Ein Turnier ist sehr kräfteraubend.” Thematisieren wollen zumindest Guardiola und Sportchef Sammer die Handicaps ihrer Stars ab sofort jedoch nicht mehr. “Jetzt müssen wir angreifen, richtig angreifen! Wir müssen raus aus der Konstellation, dass alles ein bisschen schwierig ist”, verkündete Sammer streng. Der Liga-Alltag hat nicht nur die Weltmeister wieder.