In der Nachbetrachtung der bitteren Niederlage wurde Jürgen Klopp an das Gespräch mit Angela Merkel erinnert. Was sie denn gesagt habe, die Bundeskanzlerin? “Ach,”, sagte der Dortmunder Trainer, “sie hat gesagt: ‘Es gibt noch schlechtere Momente, in denen man sich kennen lernen kann.'” Tatsächlich? Beerdigung, Schiffsuntergang, ein Erdbeben gar? Für Klopp schien es nach Schlusspfiff nichts Schlimmeres zu geben, als eben dieses 1:2 – und den Triumph des FC Bayern. “Ich benötige einen Moment, dass ich den Stolz auf meine Mannschaft wieder fühle, der irgendwo in mir schlummert”, sagte er.
Dabei hatte sein Team gekonnt einen der Dramaturgen dieses mitreißenden Spiels gegeben. “Dortmund war in einem großen Finale auf Augenhöhe” befand die “L’Equipe” aus Frankreich. Doch was nutzt das für den Moment, in dem die einen feiern und die anderen eben Tränen vergießen? Der BVB war geschlagen, am Boden, die Bayern im Himmel. Und 21,61 Millionen Menschen in Deutschland wurden am Fernseher Zeuge davon.
Bei den Bayern herrschte eitel Sonnenschein, natürlich. Allein 10,5 Millionen Euro an Prämie überweist der europäische Fußballverband Uefa für den Sieg, jeder Spieler der Münchener soll vom Klub 200.000 Euro für den Erfolg bekommen. Aber wie sagte der ehemalige Bayern-Torwart Oliver Kahn im ZDF: “In so einer Partie spielst du nicht für Geld, sondern nur für den maximalen Erfolg.” Hatten die Bayern. Alles was jetzt kommt, ist reine Zugabe. Etwa das DFB-Pokalfinale am kommenden Samstag gegen den VfB Stuttgart, für dass Münchener Klubbosse den Spielern schon einen Freibrief ausgestellt haben. Macht, was ihr wollt, mit dem Gewinn der Champions League haben wir bereits das Sehnsuchtsziel erreicht. Das war das Motto. Und überhaupt: “Wenn wir jetzt zwei, drei Tage feiern, glauben Sie, dann werden wir in Berlin nicht gut sein?” Siegtorschütze Arjen Robben fragte das in die Runde. Nach dieser Machtdemonstration sind Zweifel an den Bayern tatsächlich fehl am Platz.
Was bleibt nun in Erinnerung? Vielleicht das Tornetz, dass die Münchner Spieler als Andenken zerstückelten. Oder der von den Bayern wie eine Erlösung gefeierte Sieg. Eventuell die 50 randalierenden BVB-Hooligans, die von der englischen Polizei vor dem Spiel inhaftiert wurden. Vielleicht auch Angela Merkel, wie sie Steuersünder Hoeneß die Hand reicht. In jedem Fall todtraurige Dortmunder Fans und elektrisierte Bayern-Anhänger. Schön war’s für die einen, schlimm für die anderen. Fußball kann lieblich und grausam sein.
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