Diese Seite per E-Mail versenden
Versand erfolgt. Vielen Dank für Ihr Interesse an dieser Seite!
Anzeige
Die Eintracht verteidigt ihre Defensiv-Taktik. Vorstandschef Bruchhagen aber bereiten die Verhältnisse in der Liga Sorgen. Und Trainer Veh klagt über die Erwartungshaltung.
Den Reporter, der ihn nach seiner Stimmung fragte, wies Lukas Hradecky freundlich darauf hin, in sein Gesicht zu sehen. Er sei sehr glücklich, sagte Eintracht Frankfurts Torhüter, und weil er gerade lächelte, fügte er an: “Ich glaube, das sieht man an meinem Lächeln.” Die Eintracht habe beim 0:0 gegen den FC Bayern zwar nur einen Punkt gewonnen. “Aber es ist der größte eine Punkt, den ich je hatte.” Hradecky empfahl im Überschwang, man sollte seiner Elf doch bitte dafür 1,5 Punkte gutschreiben. Und dann rief der Finne: “Bringt mir ein Bier!”
Heribert Bruchhagen hat keinen der Reporter um ein Getränk gebeten oder angewiesen, auf sein Lächeln zu achten, und womöglich lag das daran, dass Bruchhagen nur sehr verhalten lächelte. Zehn Minuten nachdem Hradeckys Lachen verhallt war, lief Frankfurts Vorstandsvorsitzender durch die Katakomben des Stadions. “Wir freuen uns riesig, um mal mit dem Positiven zu beginnen”, sagte Bruchhagen, aber seine Wortwahl deutete darauf hin, dass es auch etwas Negatives zu berichten gab.
Der Eintracht war gegen den FC Bayern gerade etwas gelungen, was selbst den Frankfurtern gewogene Menschen nicht geglaubt hatten: Die Eintracht, am Dienstag noch gegen Drittligist Aue aus dem Pokal geflogen, erkämpfte sich ein Unentschieden – und das gegen eine Mannschaft, die zuvor jedes Ligaspiel gewonnen hatte. Die Methode: Frankfurt probierte gar nicht erst mitzuspielen, es baute Straßensperren aufs Feld, um Bayerns Fußball zu verhindern.
“Wenn Arsenal das auch schon praktiziert, dann haben wir allemal das Recht dazu”, sagte Vorstandsboss Bruchhagen. Er verwies damit darauf, dass die Londoner in der Champions League mit ebenfalls defensiver Ausrichtung 2:0 gegen Bayern hatten gewinnen können. Doch obgleich seine Mannschaft einen Punkt gewonnen hatte, brachte Bruchhagen auch eine kleine Kulturkritik an.
Anzeige
“Es geht zu weit auseinander”
Bruchhagen findet, dass sich die Verhältnisse in der Liga in eine falsche Richtung entwickeln. Die größeren Klubs würden noch größer, der Mittelstand hingegen leide unter ständiger Statusangst: “Es geht zu weit auseinander.” Erneut stünden in der Tabelle jene Vereine oben, die schon im vergangenen Jahr vorne platziert waren: “Hertha BSC ist aus Versehen dazwischen gerutscht, aber Gladbach kommt von unten – dann ist wieder alles so, wie’s war.”
Durch den Punkt gegen den FC Bayern kletterte Frankfurt am Freitag zwischenzeitlich immerhin auf Platz 11. Die Stimmung könnte dennoch besser sein, denn Trainer Armin Veh störte sich daran, dass die Erwartungen an seine Mannschaft zu groß seien: “Man kann uns kritisieren ohne Ende für das Pokal-Aus gegen Aue. Wir haben vielleicht nicht gut gespielt in den letzten Spielen. Aber müssen wir Fünfter, Sechster oder Siebter werden, damit hier Ruhe ist? Das ist mir zu krass.”
Immerhin lobte Veh noch seine Mannschaft, sie habe leidenschaftlich gespielt. Und als Heribert Bruchhagen seine Kritik an den herrschenden Verhältnissen beendet hatte, sagte er, leicht lächelnd: “Jetzt freuen wir uns erstmal.”