Von Henning Kunz
BAYERN MÜNCHEN Die Immer-Gewinner aus München sehen das Messen mit Mainz als perfekten Test für die Spiele gegen Manchester
MAINZ – David Moyes hatte am Samstag einen wichtigen Termin, der sich zeitlich nicht mit einem Ausflug nach Mainz, Rheinhessen, Germany, vereinbaren ließ. Sein Verein Manchester United ging im Londoner East End seinen Premier-League-Pflichten nach. Und siehe da: Der Chefcoach freute sich über einen 2:0-Auswärtssieg bei West Ham United und bewunderte Wayne Rooney für sein Traumtor aus 45 Metern. Moyes ahnt: So einfach wird ManU das Tore schießen im Champions-League-Viertelfinale nicht gemacht. Der Gegner heißt Bayern München. Und Torhüter Manuel Neuer kassiert momentan gefühlt nur alle Jubeljahre ein Gegentor – und auch das eher zufällig.
Den Mainzern, vor allem deren Angreifer Eric Maxim Choupo-Moting, ist es auch nicht gelungen, Neuer zu überwinden. Was David Moyes darüber hinaus vom bajuwarischen Gastspiel im Rheinhessischen überliefert worden ist, dürfte ihn hellhörig werden lassen. Was sich in der Mainzer Coface Arena (zumindest 82 Minuten lang) abspielte, darf ab sofort als Musterbeispiel dafür gelten, wie man den übermächtigen Bayern das Leben besonders schwer macht. Wie bringt man die Torproduktion ins Stocken? Wie verdirbt man der Münchner Lach- und Schießgesellschaft die Laune? Und: Wie knackt man das Fort Knox der Fußball-Gegenwart? Die Nullfünfer lieferten Antworten und Ansätze, auch wenn am Ende des Tages die Rekordjäger all ihre Bestmarken und Serien (18. Sieg in Folge, 51. Spiel ohne Niederlage) aufbesserten beziehungsweise ausbauten.
„Gelaufen wie Wahnsinnige“
„Mainz hat es sehr gut gemacht“, sagte FCB-Coach Pep Guardiola und betrachtete das Gesamtwerk von der anderen Seite: „Für uns war das ein super Test für das Spiel in Manchester.“ Was folgte, sollten keine Ausreden oder Entschuldigungen dafür sein, dass die Bayern diesmal ihre liebe Mühe hatten mit aufmüpfigen Mainzer. „Die sind gelaufen wie die Wahnsinnigen“, sagte Arjen Robben, „das war schon ein bisschen verrückt: Erst haben sie uns mit fünf Mann attackiert und dann haben sie zu fünft hintendrin gestanden – das hat es uns auch nicht leichter gemacht.“ Die Bayern werteten das Gastspiel als Weiterbildungsmaßnahme – die Nachricht: Auch das beste Fußballteam der Welt, das wahrscheinlich am Dienstag mit einem Sieg in Berlin die früheste Meisterschaft in der Bundesliga-Geschichte feiern kann, lernt nie aus. Gerade jetzt, da es in den nächsten Wochen in der Champions League um die Wurst geht.
Genau der richtige Gegner
„Das Auftreten von Mainz war super für uns“, fand Sportdirektor Matthias Sammer. „Das war genau der Gegner, den wir gebraucht haben, damit wir von gut auf sehr gut umschalten. Wir haben gemerkt, dass wir von 97 auf 100 Prozent gehen müssen, um zu gewinnen. Das ist wichtig für die kommenden Spiele. In der ersten Hälfte habe ich gesehen, dass die Spieler öfter mal das Gefühl hatten: ,Oh, das kennen wir so gar nicht.‘ Die Mainzer waren sehr aggressiv, sehr gut eingestellt.“ Und genau das erwarte den FCB auch in Old Trafford, ergänzte Robben, „da dürfen wir nicht überrascht sein, überrannt zu werden“. So gesehen hat sich das Fußballseminar für die Fortgeschrittenen gelohnt, auch wenn es anstrengend war. Aber auch Manchesters Moyes wird ganz genau hingeschaut haben.