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- Der Wert der bayerischen Landesbausparkasse (LBS) muss zum Jahresende um 240 Millionen Euro nach unten korrigiert werden – eine schwere Enttäuschung fü ihren Eigentümer, die Sparkassen in Bayern.
- Die LBS leidet unter hohen Zinsen von teilweise 3,5 Prozent, die sie in Altverträgen etlichen Kunden zugesagt hatte.
- In einem ersten Schritt hat die Bausparkasse bereits 26 000 Bausparverträge gekündigt.
Die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) schlägt nun voll auf die Sparkassen und Bausparer im Freistaat durch. Sie bringt nach Informationen der Süddeutschen Zeitung die bayerische Landesbausparkasse (LBS) in erhebliche Schwierigkeiten. Ihre Eigentümer, die Sparkassen in Bayern, müssen zum Jahresende den Wert der LBS in ihren Bilanzen um 240 Millionen Euro nach unten korrigieren. Die Bausparkasse leidet unter den hohen Zinsen von teilweise 3,5 Prozent, die sie in Altverträgen etlichen Kunden zugesagt hatte. In einem ersten Schritt hat die Bausparkasse bereits 26 000 Bausparverträge gekündigt.
Für die bayerischen Sparkassen, die erst Anfang 2013 die Landesbausparkasse von der bayerischen Landesbank für 818 Millionen Euro übernommen haben, entpuppt sich das Geschäft als Enttäuschung. Ulrich Netzer, Präsident des Sparkassenverbandes, sagte am Donnerstag der SZ: “Der Abschreibungsbedarf ist ärgerlich.” Die Landesbausparkasse habe mittlerweile nur noch einen Wert von 580 Millionen Euro – fast ein Drittel weniger als bei ihrem Kauf.
Woher der Wertverlust kommt
Zwei Wirtschaftsprüfungsgesellschaften hatten damals die Bücher analysiert und die LBS bewertet. “Die betriebswirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben sich gegenüber dem Zeitpunkt des Erwerbs erheblich verschlechtert”, erklärt Netzer. “Wir alle wissen, dass die Zinssätze in den letzten Jahren deutlich heruntergegangen sind.”
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Bei der Bewertung der LBS habe man einen solchen Zinsabsturz nicht vorhergesehen. “Dies ist eine Folge der radikalen Nullzinspolitik der EZB.” Die Auswirkungen auf die einzelnen Sparkassen im Freistaat hält Netzer für überschaubar, in existenzielle Schwierigkeiten dürfe dies seiner Einschätzung nach keine der insgesamt 71 Sparkassen stürzen. Die Last werde auf viele Schultern verteilt. Der Sparkassen-Manager hofft, dass es sich bei der Abschreibung um einen “einmaligen Vorgang” handeln werde, das Institut also die Geschäfte wieder in den Griff bekomme und Kosten senkt.
Welche Bausparer von Kündigungen betroffen sind
Damit hat die LBS bereits begonnen. Bei den gekündigten Altverträgen hätten die Kunden zum Teil eine Verzinsung von 3,5 Prozent auf ihr Guthaben erhalten, sagte ein Sprecher. Aktuell liegt die Verzinsung für Bausparguthaben bei nur 0,25 Prozent. Auch andere Bausparkassen hatten 2013 unter dem Druck der Mini-Zinsen ihre Altverträge aufgelöst. Verbraucherschützer sehen das kritisch. “Das ist kein Einzelfall. Die Bausparkassen handeln in einer Grauzone,” sagt Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg.
Betroffen von den Kündigungen sind Verträge, die seit mehr als zehn Jahren zuteilungsreif sind. Das heißt, die Kunden haben die erforderliche Summe längst angespart, aber kein Darlehen in Anspruch genommen. Bei den Sparkassen heißt es, die LBS müsse auch ihre anderen Kosten überprüfen und eventuell Personal abbauen.
Wie die Sparkassen auf den Wertverlust reagieren
Landkreispräsident Christian Bernreiter (CSU), der die kommunale Seite im Sparkassenverband vertritt, sagte, es gebe keinen Anlass, den Kauf zu bereuen: “Die LBS war über Jahre hinweg ein verlässlicher Partner. Es wird auch wieder andere Zeiten geben.” Finanzminister Markus Söder (CSU) übte scharfe Kritik an der Niedrigzinspolitik der EZB. “Sie geht in die falsche Richtung. Sparer und regionale Kreditinstitute tragen die Lasten”, sagte er. “Gleichzeitig werden neue Blasenbildungen an den Finanzmärkten gefördert. Es braucht dringend eine Umkehr.”
Die LBS galt als Perle, als die Sparkassen sie mit Wirkung zum 1. Januar 2013 aus dem Eigentum der BayernLB herauskauften. Der Deal war ein nachträglicher Beitrag der Sparkassen an der Sanierung der Landesbank. Auf Druck aus Brüssel musste sich die mit staatlichen Mitteln gerettete BayernLB von der LBS trennen. Den Ärger damit haben nun die Sparkassen.
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