
Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger (Mitte), unterstützt von Stadtrat Ludwig Artinger (links), macht fürs Volksbegehren mobil. Foto: Durain
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Regensburg. Der Mann im weißen Hemd und der roten Krawatte kennt kein Halten mehr: Er muss jeden ansprechen. Den Studenten im Bandshirt an der Haltestelle, Opa und Enkelin am Brunnen, die Mutter, die gerade ihr Parkticket am Dachauplatz bezahlt. Niemanden lässt er in Ruhe. Der Mann läuft mit seinen Flyern die Straße auf und ab – und wird nicht müde: „Einfach ins Rathaus gehen“, sagt er. „Kost’ auch nix.“ Schon hat er den nächsten erspäht, den er überzeugen will, die Straßenseite zu wechseln, ins Bürgeramt zu marschieren und sich auf der Liste „Ja zur Wahlfreiheit zwischen G9 und G8 in Bayern“ einzutragen.
„Die wollen die Leute einlullen“
Wenige Minuten vorher erklärte der der Landes- und Bundeschef der Freien Wähler, Hubert Aiwanger, noch vor Journalisten, dass er das G8 nicht abschaffen wolle. „Warum nicht im Ganztagsbetrieb?“ Er ist sich jetzt schon sicher: Das Modell, das später umgesetzt werden wird, werde dem der Freien Wähler sehr nahe kommen. Ministerpräsident Horst Seehofer hätte es doch schon längst abgeschafft, gäbe es da nicht Streit in der CSU. An die Adresse von CSU-Fraktionschef Thomas Kreuzer sagt er: „Die wollen die Leute jetzt einlullen, nicht für das Volksbegehren zu unterschreiben.“ Die CSU halte aber an einem Modell aus dem „neoliberalen Geist“ fest, von dem sie selbst nicht überzeugt seien. Aufgabe der Freien Wähler sei es, die Regierung zum Einsehen zu zwingen.
Immer wieder sprudelt es Zahlen aus Aiwanger heraus: 85 Prozent der bayerischen Gymnasien seien vierzügig, 90 Prozent in der Oberpfalz, mit 17,5 sei man zu jung, um an die Uni zu wechseln. Junge Leute brauchen auch Freizeit, sagt er. Noch bevor ihn jemand fragen kann, sagt er, dass heute schon viele Menschen unterschrieben hätten. Aiwanger ist sich wohl einfach sicher. Der Freie-Wähler-Chef ist an diesem Donnerstag auf der Straße unterwegs, weil er und seine Partei nur bis zum 16. Juli Zeit haben, 940 000 Wahlberechtigte von ihrem Vorstoß zu überzeugen. Seit wenigen Stunden liegen die Listen für das Volksbegehren aus. Wenn es nach Aiwanger geht, sollen Schüler zwischen einer achtjährigen Abiturphase und einem neunjährigen wählen dürfen.
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