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- Die Städte entlang der Donau profitieren von den Fluss-Kreuzfahrten.
- Orte investieren in bessere Infrastruktur für Schiffsreisende.
- Viele Besucher kommen aus dem Ausland.
Der Teppichboden vibriert unter den Füßen, ein leichter Ruck geht durch das Schiff, als es vom Kai abdriftet und in die Mitte der Donau steuert. Vor den Panoramafenstern im Zwischendeck des Kreuzfahrtschiffes Amadeus Brilliant werkeln die Matrosen, holen die Gangway ein, verstauen die Taue. Vom Oberdeck sieht man nichts als Nacht, ein paar Lichter spiegeln sich auf dem Wasser der Donau, ein Christbaum zieht vorbei. Die Steinerne Brücke und Regensburg bleiben zurück, es geht stromaufwärts. Es ist 22 Uhr, am nächsten Morgen wird man kurz vor Nürnberg aufwachen, ausgeruht für einen neuen Sightseeing-Tag.
Immer mehr Touristen kommen auf den Geschmack des luxuriösen Reisens mit dem Hotelschiff und buchen eine Kreuzfahrten auf der Donau und dem Main-Donau-Kanal, die von Österreich bis nach Franken führen. Saison ist fast das ganze Jahr. Im Sommer stehen Weinproben auf dem Programm, in der Adventszeit sind es die Weihnachtsmärkte. Der Luxus auf dem Schiff mit Bordfriseur, Kraftraum, Salon, Lounge und Restaurant bleibt das ganze Jahr, um die 1000 Euro muss man, je nach Kategorie, bezahlen.
Nürnberg ist ein beliebter Start- und Zielort
Gerade Nürnberg ist ein beliebter Start- und Zielort, weil es mit dem Flughafen und der Autobahn A 9 die Infrastruktur zur An- und Abreise bietet. Am Hafen in Nürnberg haben bis kurz vor Weihnachten 2014 schon 948 Schiffe angelegt. Zum Vergleich: 2011 waren es das Jahr über nur 643. In den Jahren 2012 und 2013 war die Zahl mit etwa 700 Schiffen recht konstant, das lag aber auch am Donauhochwasser 2013, das zu vielen Stornierungen bei Kreuzfahrten geführt habe, wie Branchenkenner anmerken.
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Fast 25 Meter geht es hinab, wenn an der Schleuse Hilpoltstein der höchste Punkt der Reise erreicht ist.
(Foto: Viola Bernlocher)
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Der Schiffstourismus boomt in Franken. Das haben auch die Städte an Donau und Main-Donau-Kanal begriffen und versuchen, das Kapital, das auf den Schiffen mitfährt, an ihr Ufer zu holen. Die Kleinstadt Roth in Mittelfranken etwa, 24 000 Einwohner, hat ihre Anlegestelle für Kreuzfahrtschiffe ertüchtigt. Eine alte Anlegestelle bestand, die aber nur für Schiffe bis 110 Meter passte, eine neue kam im Sommer 2014 dazu, hier können nun Schiffe mit bis zu 135 Metern Länge anlegen, ein Steg ragt über das Ufer, sodass die Passagiere bequem an Land kommen. Für die Schiffe gibt es einen Frisch- und Brauchwasser-Anschluss und Stromversorgung. Den Vorplatz hat die Stadt asphaltieren lassen, Parkbuchten für Busse und Autos gebaut, Blumenkübel und Bänke aufgestellt, damit das eher triste Ambiente am Rande eines Gewerbegebietes etwas an Charme gewinnt. Dafür hat die Stadt immerhin 600 000 Euro investiert.
Allseits beliebt: Bier- und Weinproben
Roths Bürgermeister Ralph Edelhäußer hofft, dass sich das rechnet. 175 Euro Anlegegebühr bekommt die Stadt, natürlich soll aber noch mehr als nur das hängen bleiben. Roth hat eine reiche Industriegeschichte, aber auch die schöne Altstadt mit dem Schloss Ratibor und guter Gastronomie sieht Edelhäußer als Kapital, mit dem sich Touristen locken lassen. “Ob ich in der Wachau eine Weinprobe oder in Roth eine Bierprobe mache, ist nicht der große Unterschied. Man muss es nur richtig vermarkten”, sagt er. Der Bürgermeister und seine Mitarbeiter hätten deshalb einem Charterer die Stadt gezeigt und hoffen, bald im Besichtigungsprogramm der Kreuzfahrten aufzutauchen.
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Mit höchstens 25 Stundenkilometern zieht die winterliche Landschaft vorbei.
(Foto: Viola Bernlocher)
Auch die Stadt Nürnberg baut an ihrem Hafen. Die zehn Liegeplätze am 1,4 Kilometer langen Kai werden erneuert und mit Versorgungsanschlüssen versehen, das Areal wird verschönert. 10,5 Millionen Euro peilt die Stadt dafür an, drei Millionen davon kommen vom Freistaat. Ende 2015 soll alles fertig sein. 110 Schiffe von 46 Reedereien sind auf dem Main-Donau-Kanal unterwegs, auf jedem Schiff sind durchschnittlich 135 Passagiere, 30 Euro lässt jeder Schiffstourist im Schnitt in der Stadt. Über das Jahr 2014 summiert macht das gute 3,8 Millionen, hat Axel Eisele vom Amt für Wirtschaftsförderung errechnet.
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